Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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Anna und Christian haben die Situation gerettet – sie haben mit Tina geredet und mit den Zwillingen geschäkert, als wäre alles ganz normal. Ich glaube, Alexa steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch.«

      »Wo seid ihr jetzt?«

      »Na, bei Rabenfels’, in der Frankfurter Villa. Tina hat gesagt, sie braucht ein bisschen Zeit, bevor wir zurückfahren können. Sie hat sich gleich mit den Zwillingen zurückgezogen – die beiden rochen ein wenig streng. Ich nehme an, sie mussten neu gewickelt werden. Und gefüttert werden müssen sie sicher auch noch. Alexa hat schon zwei doppelte Gläser Kognak getrunken.«

      »Wie gut, dass du bei ihr bist«, stellte der Baron fest.

      »Ehrlich gesagt: Das habe ich auch gedacht. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, Fritz, dass sich unsere Rückkehr verzögern wird.«

      »Warum bleibt ihr nicht bis morgen?«, fragte er. »Vielleicht würde das helfen, die Situation zu entspannen. Es gäbe Tina und Alexa die Zeit, sich auszusprechen, bevor sie nach Hause kommen.«

      »Du hättest nichts dagegen?«, fragte Sofia zweifelnd.

      »Es wäre mir lieber, euch heute schon wieder hier zu haben, aber zur Not halte ich es noch bis morgen aus«, versicherte der Baron. »Besprich das mit den anderen und sag mir dann, wie ihr entschieden habt.«

      Diese Entscheidung fiel blitzschnell.

      Alexa atmete förmlich auf bei dem Gedanken, noch einen Aufschub zu bekommen, bis sie lauter neugierigen Freunden und Bekannten erklären musste, dass sie und Henning seit einem Jahr Großeltern waren, ohne es geahnt zu haben – von dem Gespräch mit ihrem Mann ganz zu schweigen.

      Bettina war ebenfalls nicht dagegen, da sie fand, dass die Zwillinge ein wenig Ruhe gut gebrauchen konnten nach dem langen Flug, und Anna und Christian schließlich freuten sich auf einen weiteren Tag in Frankfurt, den sie in der Gesellschaft von Bettina und den Zwillingen verbringen würden.

      Als die Baronin ihren Mann erneut anrief, um ihm die Entscheidung mitzuteilen, fragte er: »Und wer ist nun eigentlich der Vater der Zwillinge?«

      »Gute Frage«, erwiderte die Baronin. »Aber ich kann dir leider keine Antwort geben, denn darüber schweigt Bettina sich aus. Und sie hat offenbar auch nicht die Absicht, dieses Geheimnis aufzuklären.«

      »Das gibt Gerede«, vermutete Friedrich.

      »Mehr als das, Fritz. Das gibt einen Skandal!«

      *

      Sie erregten überall Aufsehen. Wohin sie auch kamen mit den Zwillingen: Die Leute blieben stehen. Der Ausruf, den sie am häufigs­ten hörten, war: »Wie süß, guck doch mal!«

      »Irgendwann nervt einen das«, maulte Anna nach einer Weile. »Und dass sie Miriam und Paul dann auch noch alle anfassen wollen – also, ich finde das unmöglich.«

      »Entspann dich, Anna«, riet Bettina gelassen. »Besser, sie finden die Kinder süß, als dass sie ihnen Schimpfwörter nachrufen.«

      »Schimpfwörter? Wieso das denn?«, fragte Anna.

      »Weil sie schwarz sind und angeblich nicht hierher passen.«

      Sie waren noch einmal in die Innenstadt gefahren. »Ich zeige euch den Palmengarten«, hatte Bettina gesagt. »Oder wart ihr da schon?«

      »Nee, aber ein Garten? Wir haben doch zu Hause unseren Park …«

      »Der Palmengarten ist anders, ihr werdet schon sehen. Und hinterher gehen wir in den Zoo.«

      Sie stellten bald fest, dass Bettinas Vorschläge genau richtig gewesen waren. Im Palmengarten gingen sie mit großen Augen durch die Gewächshäuser. »Wie im Dschungel!«, rief Anna. »Jedenfalls stelle ich mir den Dschungel so vor!«

      »Ist auch gar nicht so falsch, Anna.«

      Sie picknickten auf einer Wiese am Rand eines Teichs. Die Zwillinge waren bester Laune und genossen die frische Luft ganz offensichtlich ebenso wie die Erwachsenen. Später, im Zoo, legten Anna und Christian ein weiteres Vorurteil zu den Akten: dass Zoos nur etwas für kleine Kinder waren. Sie bestaunten die Orang-Utans und die Giraffen ebenso, wie es Miriam und Paul taten.

      Bettina freute sich über ihre Begeisterung, half sie ihr doch zu verdrängen, was ihr am nächsten Tag bevorstand. Sie rechnete mit einem Spießrutenlauf, und nun, da er näherrückte, verspürte sie plötzlich doch so etwas wie Angst vor der eigenen Courage. Wenn sie ihre Kräfte nun überschätzt hatte? Von Afrika aus hatte das Ganze zunächst einmal wie eine nicht allzu aufregende Angelegenheit ausgesehen – erst im Laufe der Zeit war ihr aufgegangen, worauf sie sich wirklich eingelassen hatte.

      Am meisten fürchtete sie sich vor der Reaktion ihres Vaters. Sie wuss­te nicht, ob ihre Mutter in der Zwischenzeit mit ihm gesprochen hatte. Vermutlich nicht, er war heute noch in London. Er würde in jedem Fall außer sich sein. Sie seufzte, ohne es zu merken.

      »Mach dir nicht so viele Sorgen, Tina«, sagte Christian in ihre Gedanken hinein.

      Sie lächelte ihm zu. Was für ein angenehmer Junge er doch war – zurückhaltend und intelligent, genau wie Anna. Beide waren ebenso überrascht gewesen wie ihre Mutter, dennoch waren sie viel lockerer mit der Situation umgegangen. Na ja, dachte Bettina, sie sind auch nicht unmittelbar von meinen schwarzen Zwillingen betroffen, so wie meine Eltern. »Ich mache mir aber Sorgen«, erwiderte sie nach einer Weile. »Meine Mutter ist eigentlich hart im Nehmen. Wenn sie schon beinahe in Ohnmacht fällt beim Anblick der Zwillinge – was wird dann erst mein Vater sagen? Und all unsere lieben Verwandten und Bekannten?«

      »Klatschen und tratschen«, meinte Anna. »Lass sie doch. Hauptsache, dir und den Zwillingen geht es gut. Sie sind toll, Tina.«

      »Danke, ich finde sie auch toll.«

      »Warum willst du eigentlich nicht verraten, wer der Vater ist?«

      »Wozu soll ich das tun? Es kennt ihn hier ja doch keiner.«

      »Das stimmt. Aber wenn deine Eltern wüssten, was er macht, wie du ihn kennengelernt hast und so – dann wäre es für sie bestimmt leichter.«

      Bettina schüttelte den Kopf. »Ich habe meine Gründe, Anna. Gute Gründe. Kein Mensch wird den Namen von Miriams und Pauls Vater aus mir herauskriegen, bis er selbst nach Deutschland kommt.«

      »Hat er das vor?«

      »Oh ja, das hat er.«

      Anna fing einen Blick des kleinen Fürsten auf, mit dem er ihr sagte, sie solle das Thema fallenlassen – und das tat sie dann auch. Ungern zwar, denn Geheimnisse hatten sie schon immer gereizt, aber sie wollte Bettina ja auch nicht auf die Nerven gehen mit ihren Fragen.

      Als sie den Zoo am Spätnachmittag verließen, waren sie sich jedenfalls darin einig, dass sie einen weiteren schönen Tag in Frankfurt verbracht hatten.

      *

      Alexa konnte nicht aufhören zu weinen. Seit Bettina mit Anna, Christian und den Zwillingen die Villa verlassen hatte, weinte sie, und es war Sofia bisher nicht gelungen, ein Argument zu finden, das wirklich Trost geboten hätte. »Wir sind erledigt, Sofia. Gesellschaftlich erledigt. Zwei uneheliche Kinder hat sie sich aus Afrika mitgebracht – und will noch nicht einmal sagen,

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