Was der Tag mir zuträgt. Peter Altenberg

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Was der Tag mir zuträgt - Peter Altenberg Literatur (Leinen)

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Reifen schlagen sehen und fliegen – – – fliegen! Und dann stehst du da und wirfst in runder Bewegung die blonden Haare zurück und wir trinken mit den Augen, diesem Liebesorgane der Künstlerseele, deinen schlanken weißen Leib – – – in Schönheits-Liebe!"

      Er sagte: "Fräulein, der Reifen ist ein edles Instrument – – –."

      "Wieso?!", sagte das Kind-Jungfrau, "ein gebogenes Holz – – –. Es geht ganz leicht."

      Er sah sie an, wie man eine Edeltanne im Hochwald anschaut, das herrliche Schweben des Hühnergeiers auf einem Punkt über dem abendlichen Walde, einen Schwan auf einem See und ein Künstlerantlitz, wenn der Gedanke auf ihm liegt. Er sah sie an, wie man das Freie, Edle, Natürliche anschaut – – in Schönheits-Liebe!

      Sie flog um die große Wiese herum und blieb in seiner Nähe.

      Sie wurde müde. Sie stand da, die Holde, leise auf ihren Reifen gestützt – – – und blickte ihn an.

      Diana – – –!

      Er sagte: "Sie werden sich verkühlen. Sie sind ganz nass. Sie werden bleich vom Laufen."

      "Ich bin immer blass", sagte sie.

      "Und doch scheint Bewegung Ihre Natur zu sein."

      "Ich liebe die Bewegung", sagte sie.

      Sie setzte sich auf die Bank neben ihn.

      Er hatte die Empfindung: "Du bist ein Werdendes." Er war in Schönheits-Liebe versunken –.

      Mit den Augen trank er die Schönheit dieses Men­schen und berauschte sich.

      Ihr Kleid duftete nach dem heißen kindlichen Leibe Die Haare dufteten – – –.

      Der süße Atem schwamm ihm entgegen – –. In den Linden dufteten die gelblich-grünen Blüten. Zwei Atem der Natur!

      Sie saß regungslos – – –.

      Er zog sie an sich und küsste sie auf die Stirne.

      Sie saß regungslos.

      Dann stand sie auf und sagte: "Adieu. Kommen Sie morgen wieder?!"

      Und Griechenland entschwand in den nebelgrauen Wiesen – – –.

      Er blickte ihr nach: "Dich, dich, nackt, ganz nackt, auf einer duftenden Wiese im Abendschatten Reifenschlagen sehen und fliegen – – fliegen, und, wenn du müde bist, neben dir zu sitzen, am Waldessaum, im Abendschatten und den Duft der feuchten Walderde und der Wiese und deines Leibes einzuatmen und die Schönheit der Welt in sich einzusaugen und in diesen Schönheitskräften, die durch tausend Strahlen ins Auge, durch tausend Atome ins Gehirn dringen, zu wachsen, und voll, übervoll zu werden und diese kon­zentrierten latenten Spannkräfte in Reichtum zu emp­finden und diesen Reichtum in Liebe, in Gedanken umzuwandeln und diese in Bewegung umgesetzten Kräfte neue Kraft zeugen zu lassen – – unerschöpfliche, das ist ,ein Lebendiger' sein! Das!!

      Aber wir – – wir leben nicht!!"

      Er und sie sitzen auf der Bank in einer Linden-Allee. Sie: Möchten Sie mich küssen?!

      Er: ja, Fräulein – – –.

      Sie: Auf die Hand – –?!

      Er: Nein, Fräulein.

      Sie: Auf den Mund –?!

      Er: Nein, Fräulein.

      Sie: O, Sie sind unanständig – –!

      Er: Ich meinte "auf den Saum Ihres Kleides!"

      Sie erbleicht – – –.

      Ich liebe dich

      Ich liebe dich. Ich liebe deine hellblauen seidenen Socken. Ich liebe deine zarten weißen Batistkleidchen. Ich liebe deine seidenen Gürtel mit den langen wunderbaren Schleifen. Ich liebe dich.

      Ich liebe deine drei von dir geliebten Puppen, Mildred, Baby und Dorothy, welche du an dein Herz drückst und zu welchen du sagst: "lhr macht mir viel Kummer, meine Lieben, wisst ihr das?! Immer gleich verdrückt und schiefe Hüte – – –!"

      Ich liebe dich. Ich liebe den Duft deines Zimmers, deines Kleiderschrankes, deines Bettes. So duften die Rinden der Bäume im Vorfrühling, wenn noch kein Laub ist und alle Kraft im Baume drinnen liegt. Ich liebe dich.

      Ich liebe dich, wenn du gestraft wirst und du eine Träne wirst, wie Daphne ein Baum.

      Die Großen weinen. Aber die Kleinen werden Tränen. Ich liebe dich. Noch lehnst du lächelnd an dem Tor des Lebens. Ich liebe dich.

      Weltenweisheit hast du – – – da du noch nichts weißt.

      Pallas Athene du! Unbeirrten Auges thronst du auf dem weißen Throne deiner Kindlichkeiten! Ich liebe dich.

      Ah, melde mir die Nacht, in der die grausame verzerrungsfreudige Natur zum Weib dich macht!

      Dann will ich Abschied nehmen – – – von meiner Liebe.

      Ich hasse dich, Geliebte! Ich hasse deine schönen seidenen Blusen, die deines Atmens Wellenschlag mir weisen und meiner Sinne "griechisches Lächeln" zum Ernste des Barbaren zwingen. Ich hasse dich.

      Ich hasse deiner Worte Willkürherrschaft, die mich erbleichen und erröten machen, krank und gesund, blöde und weise. Ich hasse dich.

      Ich hasse deine Schönheit. Deine Schönheit hass' ich, die mir Ersatz für Weltenschönheit wird und so mit Blindheit schlägt mein Weltenauge.

      Ich hasse deiner Stimme holden Klang, der mir Beethovens Symphonien leer macht und so mein Ohr betrügt um Welten-Klänge! Ich hasse dich!

      Ich hasse dich, die meine Weltenkräfte, die zer­splittern und verkommen wollen, allzu sorglich ins Dienstesbette drängt.

      Vorsorglich! Gescheite! Ich hasse dich.

      Ich hasse dich, "fixe Idee meiner Seele"!

      Ich hasse dich, wenn du mir sagst: "Komm' wieder", ich hasse dich, wenn du mir sagst: "O bleib'". Denn ich, ich komme wieder und ich bleibe Beschränktheit meiner Schrankenlosigkeiten! Ich hasse dich!

      Ich hasse deine Tugenden, die mich rühren, ich hasse deine Fehler, die mich nie verletzen.

      Ich hasse dein Erröten, das mich selig und dein Erbleichen, welches mich besorgt macht. Ich hasse dich, dass ich auf diesem geliebten Antlitz die Runen schwerer Stunden ängstlich lese.

       Die grenzenlosen Kräfte meiner Seele vermählen sich dem All nicht, sie trei­ben Ehebruch mit deinem Herzen, o Geliebte!

      So

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