The Independent Mind. Osho
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Erst wenn uns die völlige Vergeblichkeit unseres jetzigen Lebens klar wird, erst wenn die Wertlosigkeit all unserer jetzigen Lebensweisen, unserer Gewohnheitsmuster, unserer Gedankengänge und Bewegungen in unserem Leben erkannt wurde – und uns bewusst wird, dass alles, was wir tun, absolut wertlos ist –, erst dann kann ein authentischer Wunsch nach Unsterblichkeit in uns geboren werden. Solange wir keine Unruhe, keine Nervosität, keine Angst wegen der Bedeutungslosigkeit dessen verspüren, was wir tun, wie kann die Idee, der Gedanke in uns aufsteigen, dem Bedeutenden zuzustreben?
Daher möchte ich euch heute auffordern, euch dem Tod Auge in Auge zu stellen. Wir alle verleugnen den Tod. Wir wenden ihm den Rücken zu, aber jeder, der dem Tod seinen Rücken zukehrt, macht sich ständig was vor.
Einmal war ich während des Monsuns unterwegs, als ich an der Seite eines Gebirgsflusses anhalten musste. Mein Auto musste dort anhalten, weil der Fluss mit aller Macht über seine Ufer stieg. Hinter meinem Auto mussten auch ein oder zwei andere Autos anhalten. Ich kannte den Mann in dem Auto hinter mir nicht, doch als er sah, dass ich allein im Auto saß, kam er und begann eine Unterhaltung mit mir. Ich unterhielt mich unverbindlich mit ihm, als er mich plötzlich fragte: „Wofür im Leben lohnt es sich am meisten, nachzudenken?“
Ich erwiderte ihm: „Das Einzige, worüber es sich lohnt nachzudenken, ist der Tod.“
Wir unterhielten uns weiter, über viele Themen. Er versicherte mir, er werde mich auf seinem Rückweg bestimmt wieder treffen. Ich antwortete ihm: „Es gibt keine Garantie, dass wir uns treffen werden, wenn Sie zurückfahren. Wer weiß: Ich mag nicht mehr leben oder Sie mögen nicht mehr leben, oder wir mögen alle beide noch leben, auch wenn sich unsere Wege nicht kreuzen mögen.“
Ich erzählte ihm eine kurze Geschichte. Ich hätte mir nie vorstellen können, wozu das führen würde. Als die Flut nachließ, wollte er weiterfahren … mir fiel folgende Geschichte ein:
Ein chinesischer Kaiser zürnte seinem Großwesir. Obwohl der Kaiser ihn ungeheuer liebte, steckte er ihn ins Gefängnis und verurteilte ihn zum Tode. Es war in seinem Land üblich, dass der Kaiser zu jedem, der gehenkt werden sollte, am Morgen der Hinrichtung persönlich hinging und ihm einen letzten Wunsch erfüllte – falls er einen hatte.
Dies traf auf den Großwesir zu, den sein Herr so sehr liebte. Aber er hatte einen unerhörten Fehler begangen, der den Kaiser so erzürnte, dass er ihn mit einem Todesurteil bestrafte. Am Tag der Hinrichtung suchte der Kaiser ihn früh am Morgen auf, stieg von seinem Pferd und eröffnete ihm: „Wenn du einen letzten Wunsch hast, werde ich ihn dir erfüllen.“
Kaum hatte der Kaiser dies gesagt, hatte der Großwesir Tränen in den Augen. Der König war erstaunt. Der Großwesir war ein ausgesprochen tapferer Mann und hatte in seinem Leben noch nie geweint. Undenkbar, dass er vor Todesangst weinte – das war völlig ausgeschlossen. Der König war wirklich überrascht. Er sagte: „Ich bin erstaunt, Tränen in deinen Augen zu sehen.“
Der Großwesir sagte: „Ich weine nicht, weil ich bald sterben muss. Ich weine aus einem anderen Grund. Meine Tränen gelten deinem Pferd.“
Der Kaiser fragte: „Was gibt es an meinem Pferd zu beweinen?“
Der Großwesir erwiderte: „Mit jahrelanger Schwerstarbeit habe ich eine Kunst erworben, die Kunst, einem Pferd das Fliegen beizubringen. Niemals in meinem Leben ist mir eine Pferderasse begegnet, die lernen konnte zu fliegen. Aber dein Pferd gehört zu dieser Rasse. Darum weine ich: Ich habe mein ganzes Leben damit verplempert, jene Kunst zu lernen, da sie heute mit mir einfach sterben wird.“
Der Kaiser hielt es für einmalig, wenn sein Pferd lernen könnte zu fliegen. Er sagte: „Hab keine Angst und weine nicht. Wie lange wirst du brauchen, um dem Pferd das Fliegen zu lehren?“
Der Großwesir sagte: „Ein knappes Jahr.“
Der König sagte: „Wenn du es schaffst, meinem Pferd das Fliegen beizubringen, werde ich dein Todesurteil aufheben und dich wieder in Amt und Würden setzen. Du wirst ungeheuer reich werden und jeder Wunsch soll dir ohne jede Frage erfüllt werden. Aber wenn du es nicht schaffst, wirst du in einem Jahr hängen. Der Großwesir bestieg das Pferd und ritt nach Hause. Dort weinten die Leute und beklagten seinen Tod. Alle staunten, ihn wieder daheim zu sehen, und fragten ihn: „Wie bist du wieder heimgekommen?“ Er erzählte die ganze Geschichte. Aber seine Frau und Kinder fuhren fort zu weinen und zu klagen. Er sagte zu ihnen: „Hört auf zu weinen.“
Seine Frau sagte: „Ich bin mir sicher, dass du keine Ahnung von der Kunst hast, Pferden das Fliegen beizubringen. Was soll also dieser Unsinn? Wenn du heut nicht gestorben bist, wirst du in einem Jahr sterben. Aber dieses Jahr werden wir damit verbringen, auf deinen Tod zu warten. Wir werden sowieso trauern und wehklagen. Wenn du schon betrügen wolltest, hättest du dir genausogut zwanzig, wenn nicht gar fünfzig Jahre raushandeln sollen.“
Der Großwesir begann zu lachen und sagte: „Du kennst die Gesetze des Lebens nicht. Wer weiß, was in einem Jahr los ist? Ich mag sterben, das Pferd mag sterben oder der Kaiser mag sterben. Ein Jahr ist eine lange Zeit. Hätte ich um zwanzig Jahre gebeten, hätte der Kaiser nicht gewagt sie mir zu gewähren. Zwanzig Jahre wären zu lang gewesen. Also bat ich um ein Jahr. In diesem einen Jahr kann alles mögliche passieren: Ich kann sterben, das Pferd kann sterben oder der Kaiser kann sterben. Mir ist Aufschub gewährt worden!“ Aber der Geschichte zufolge passierte etwas, das keiner je hätte voraussehen können: alle drei starben innerhalb jenes einen Jahres – der Kaiser, der Großwesir und auch das Pferd.
Da sich die Flut gelegt hatte, ging er zu seinem Auto zurück. Zu mir sagte er: „Ich werde Sie ganz bestimmt auf meinem Rückweg wiedersehen.“ Wieder hatte er dasselbe gesagt. Wir sind solche Gewohnheitstiere, dass wir, egal wie oft man uns alles erklärt, wieder und wieder dasselbe sagen und dasselbe tun. Ich erlebe das jeden Tag: Die Leute fragen mich etwas und ich erkläre es ihnen, und dann kommen sie und fragen etwas, das das glatte Gegenteil von dem ist, was ich gesagt habe.
Während er also wegfuhr, sagte er noch mal zu mir: „Ich werde Sie bei meiner Rückkehr ganz bestimmt wiedersehen. Ich bin richtig froh, Sie kennengelernt zu haben.“ Ich lachte, sein Wagen fuhr los. Und schon nach etwa zwei Meilen Fahrt lag er als Toter auf der Straße. Sein Auto hatte einen Unfall gehabt und er war dabei umgekommen. Mein Chauffeur sagte: „Ich fasse es nicht! Grad eben haben Sie ihm genau das gesagt.“
Ich sag dasselbe zu euch. Es gibt keine Garantie, dass ihr, wenn ihr heimfahrt, auch ankommt. Es gibt keine Garantie und keine Gewissheit. Heute mögt ihr heimkommen, aber morgen vielleicht nicht. Morgen mögt ihr ankommen, aber übermorgen vielleicht nicht. Wie lange könnt ihr‘s vermeiden? Ohne Frage wird ein Tag kommen, da ihr nicht ankommen könnt. Sich vorzustellen, dass es bis zu dem Tag noch zehn oder zwanzig Jahre hin ist, macht keinen Unterschied. Wer Bescheid weiß, wird sich vorstellen, dass es noch heute Abend so weit sein wird.
Wenn ihr gleich weggeht, stellt euch vor, dass ihr morgen früh nicht aufstehen könnt – was werdet ihr dann machen? Geht von hier weg mit diesem Gedanken: Was machen, wenn ihr morgen früh nicht mehr da sein werdet? Eines Tages wird solch ein Morgen kommen, da ihr nicht mehr da sein werdet. So viel steht zumindest fest. Daran gibt es nichts zu bezweifeln noch zu erklären. Ganz sicher wird der Tag kommen, da die Sonne aufgeht, du aber nicht mehr da bist. Es hat auf dieser Erde schon viele Menschen gegeben, aber jetzt sind sie nicht mehr hier. Heute bist du hier, und irgendwann wirst du nicht mehr hier sein.
Nichts