The Independent Mind. Osho

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The Independent Mind - Osho Edition Osho

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Tod zu sehen und euch folgender Gedanke kommt, und ihr vor Schreck erstarrt: „Der Tod hat mich auf allen Seiten eingekreist, was soll ich tun? Wie kann ich ihn überwinden? Wenn alles um mich her zerstört wird, welchen Weg muss ich finden, um unzerstörbar zu werden?“ Nur dann ist euer Erscheinen morgen früh sinnvoll. Ich werde über die Brücke sprechen, die euch vom Tod in die Todlosigkeit führt, nur dann macht es für euch Sinn, was ich euch sage.

      Ich bin euch dankbar, dass ihr mir mit solcher Liebe und Stille zugehört habt. Ich bete, das Göttliche möge euch bewusst machen, dass der Tod nahe ist.

2.

      Meine Freunde,

      gestern Abend sprach ich vom Tod. Die Suche nach dem Leben kann nur beim Tod beginnen. Wer das Leben erkennen will, muss zu Beginn seiner Suche anerkennen, dass der Tod tatsächlich existiert – erst dann wird er zum Leben finden. Es mag zwar widersprüchlich, paradox klingen, dass wir, um zum Leben zu finden, beim Tod ansetzen müssen, aber das stimmt nicht. Wer nach dem Licht sucht, muss bei der Dunkelheit anfangen.

      Unsere Suche nach Licht beweist, dass wir im Dunkeln stehen, aber unbedingt Licht brauchen. Unsere Suche nach Licht beweist, dass weit und breit nirgends Licht ist; denn warum sonst würden wir nach ihm suchen? Also muss auch die Suche nach Licht mit der Dunkelheit beginnen, so wie die Suche nach Leben mit dem Tod beginnen muss. Dass wir das Leben suchen, beweist, dass wir uns im Tod befinden. Solange uns das nicht ganz klar ist, können keine weiteren Schritte gemacht werden.

      Gestern hab ich euch hauptsächlich ein paar Dinge über den Tod gesagt und euch gebeten, den Tod nicht zu meiden, sondern ihn zu konfrontieren. Meidet den Tod nicht, sondern stellt euch ihm. Lauft weder vor dem Tod weg, noch bemüht euch, ihn zu vergessen; nur die ständige Erinnerung an ihn kann euch weiterhelfen.

      Während dieser drei Tage werde ich am Morgen zu euch sprechen, und am Abend setze ich mich mit euren Fragen auseinander. Im Anschluss an unsere Diskussionen über den Tod gestern Abend, möchte ich ein paar Dinge über den gedankenlosen Zustand sagen. Für diese drei Tage habe ich drei Begriffe ausgesucht, um sie mit euch zu besprechen. Heute beginne ich mit dem gedankenlosen Zustand, morgen folgt der Zustand des Denkens, und übermorgen schließlich der Zustand des Nichtdenkens.

      Der gedankenlose Zustand ist derjenige geistige Zustand, in dem wir blind leben ohne zu denken; im Zustand des Denkens leben wir bewusst und überlegt; im Zustand des Nichtdenkens zu leben heißt, sich über alle Gedanken zu erheben und in Erleuchtung zu leben.

      Dies sind die drei Schritte. Heute werde ich über den gedankenlosen Zustand zu euch sprechen. Wir leben genauso wie die ganze Natur – blind. Mal regnet es, dann scheint die Sonne oder die Nacht kommt – warum? Warum regnet es, warum scheint die Sonne, warum bricht die Nacht an? Darauf gibt es keine Antwort. Ein Saatkorn sprießt und wird zum Baum, Blätter bilden sich, er blüht und trägt Früchte – warum? Warum regnet es? Darauf gibt es keine Antwort. Die Tiere existieren, die Vögel existieren, die Insekten und Würmer existieren, und die Menschen ebenfalls – warum?

      Normalerweise leben wir alle in diesem Zustand – in unserem Leben findet keinerlei Denken statt. Wir leben am Gängelband blinder Wünsche, blinder Gelüste, ohne zu wissen, warum es sie gibt. Erst wenn wir zu denken anfangen, lässt sich das Warum beantworten. Wir haben Hunger, wir haben Durst, in uns regen sich alle möglichen Begierden, und wir bemühen uns, sie zu befriedigen – warum? Auf dieser Ebene lässt sich das Warum einfach nicht beantworten. Wir sind hungrig, also suchen wir nach Nahrung, aber wir fragen uns nie, warum wir hungrig sind und warum wir essen müssen. Selbst der intelligenteste Mensch wird hungrig, aber er weiß nicht warum.

      Auf der Ebene, auf der wir leben, gibt es keine Antwort. Wir existieren, wir haben ein starkes Verlangen zu leben, also leben wir weiter, aber auf die Frage, warum wir existieren und woher dieses starke Verlangen zu leben kommt, haben wir einfach keine Antwort. Kein Mensch hat je die Antwort gefunden. Dies ist die Ebene des gedankenlosen Zustands.

      Wenn ich euch beschimpfe, werdet ihr wütend. Warum werdet ihr wütend, wenn euch jemand beschimpft? Irgendwer rempelt euch an, und prompt werdet ihr aggressiv. Woher kommt das? Warum findet ihr jemanden schön? Oder hässlich? Den einen liebt ihr, den andern nicht. Den einen findet ihr angenehm, den anderen abstoßend. Ihr sucht die Nähe des einen, und vor dem anderen möchtet ihr davonlaufen. Vielleicht habt ihr euch nie wirklich gefragt, warum das alles so ist – und falls ihr fragen würdet, bekämet ihr keine Antwort. Die Frage wird lange widerhallen, aber es ist keine Antwort zu finden. Auf der körperlichen Ebene, also auf der Ebene der Natur, gibt es keine Antwort. Wir leben einfach ohne Antworten vor uns hin. Selbst angesichts des Todes – auch darauf gibt es keine Antwort.

      Weder wusstet ihr, warum ihr geboren wurdet, noch wisst ihr, warum ihr gestorben seid. Ihr wusstet weder, warum ihr hungrig und durstig wart, noch woher eure Begierden oder andere Impulse kamen, also könnt ihr am Ende auch nicht wissen, warum ihr sterbt. Genauso, wie ihr eure Geburt akzeptiert habt, müsst ihr irgendwann auch den Tod akzeptieren. Auf dieser Ebene gibt es einfach keine Antworten: Dies ist die körperliche Ebene, die Ebene des gedankenlosen Zustands, der Instinkte – und auf der existiert keine Antwort. Die meisten Menschen leben auf dieser Ebene; sie leben einfach ohne Antworten. Aber ein Leben, auf das es keine Antwort gibt, ist einfach vergeblich. Sein Sinn ist nicht einmal einem selber ersichtlich.

      Neulich beging einer meiner Freunde Selbstmord. Er war ein nachdenklicher Mensch; er war ständig in Gedanken vertieft. Etwa zwei Monate vor seinem Tod hatte er mich aufgesucht. Seit Jahren hatte er sich mit dem Tod beschäftigt; viele Male hatte er daran gedacht Selbstmord zu begehen.

      Er gestand mir: „Ich möchte meinem Leben ein Ende setzen; ich kann keinen Sinn in ihm erkennen.“ Er war gekommen, um mich nach meiner Meinung und um Rat zu fragen.

      Ich erwiderte ihm: „Wenn dir der Tod sinnvoll erscheint, dann mach halt Schluss. Das Leben hat zwar keinen Sinn für dich, aber hat der Tod etwa Sinn für dich?“

      Er darauf: „Nein, er hat für mich auch keinen Sinn.“

      Ich sagte: „Dann ist es doch egal. Selbst wenn du dein Leben beendest, macht das keinen Unterschied. Wenn das Leben ebenso sinnlos ist wie der Tod, brauchst du auch nicht zu wählen.“

      Die meisten Menschen leben einfach weiter und denken: „Was bringt es zu sterben? Wir wissen ja gar nicht, was nach dem Tod kommt. Also leben wir weiter!“ Aber das ist doch kein Leben! Nur deswegen weiterzuleben, weil es sinnlos ist, sich für den Tod zu entscheiden. Zwei Monate später hat er sich umgebracht. Bevor er starb, schrieb er mir einen Brief, darin stand: „Zu guter letzt hab ich beschlossen, meinem Leben ein Ende zu setzen.“

      In den letzten fünfzig Jahren haben viele Leute ihr Leben beendet, Leute, die weder Schmerzen hatten noch an etwas litten, die keineswegs verzweifelt waren oder finanzielle Probleme hatten. Der einzige Grund, warum sie sich umbrachten, war: Sie fanden das Leben sinnlos. Wenn ihr das auch findet und hin und her erwägt, werdet ihr wohl auch kaum einen Grund finden, weiterzuleben. Und wenn ihr auch nicht beantworten könnt, warum ihr leben solltet, kann auch euer Leben weder Tiefe noch Erfahrungen haben. Ob ihr lebt oder nicht, spielt praktisch keine Rolle. Wenn ihr da seid, ist es okay, und wenn ihr nicht da seid, ist das auch okay.

      Wenn ihr mich fragt, gibt es auf der körperlichen Ebene keinen Grund zum Leben … und wir alle leben nur auf der körperlichen Ebene. Wir leben nur, weil wir hungrig und durstig sind … wir brauchen Kleidung und ein Haus. Denkt nur mal kurz nach: Was würdet ihr tun, wenn ihr das alles umsonst bekämet? Wenn euer Hunger gesättigt ist, wenn euch Durst gestillt ist, wenn all eure Wünsche erfüllt sind und ihr alles bekommt, was ihr wollt, hättet ihr keine andere Wahl als zu sterben. Wenn all eure Wünsche erfüllt sind, was werdet ihr tun? Werdet ihr dann auch nur einen einzigen Augenblick weiterleben können? Ihr

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