The Independent Mind. Osho

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The Independent Mind - Osho Edition Osho

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bleibt euch nichts anderes übrig als zu schlafen. Wenn all eure Wünsche erfüllt sind, könnt ihr nur noch sterben.

      Auf der körperlichen Ebene gibt es Probleme, und wir leben praktisch nur, um sie zu lösen. Nur vergesst eines nicht: Da der Körper geboren wurde, wird er sterben. Alles, was geboren wurde, wird sterben; alles, was begonnen hat, wird zu Ende gehen. Das Leben auf der körperlichen Ebene führt unweigerlich zum Tod. Das bezweifelt keiner, weil es nicht zu bezweifeln ist. Kann es denn außer diesem Leben ein anderes geben? Was die körperliche Ebene betrifft, ist bisher kein Sinn entdeckt worden. Aber was, wenn etwa auf einer anderen Ebene ein gewisser Sinn zu finden wäre?

      Der Körper ist eine bis ins letzte Detail festgelegte Maschine der Natur. Genauso wie die Natur, funktioniert auch der Körper mechanisch. Auf dieser Ebene gibt es keine Freiheit; dort ist alles aufeinander angewiesen. Das gilt für Mahaviras Körper ebenso wie für den Körper von Krishna und Christus oder für euren und meinen – denn Mahavira ist gestorben, so wie auch Krishna und Christus gestorben sind.

      Was jedoch die Körperebene betrifft, ist bis jetzt niemand selbstständig geworden und wird niemand je zum ewigen Leben finden: Keiner hat es je gefunden und keiner wird es je finden können. Der Körper ist sterblich, von seiner Unsterblichkeit kann keine Rede sein. Der Körper ist der Sitz des Todes; dort gibt es kein Leben. Wenn wir uns einfach nur immer weiter im selben Kreise drehen, dann werden wir – wie ich euch gestern Abend sagte – auf den Tod zugehen, egal was wir tun.

      Der Körper ist absolut abhängig, dort gibt es keine Freiheit. Befindet sich in uns irgendetwas, das jenseits des Körpers ist, das den Körper transzendiert? Gewiss: unser Geist – und ab und zu blitzt er auf. Jeder Mensch ist sich bewusst, einen Geist zu haben. Er kann hören, wie sich seine Gedanken auf leisen Sohlen nähern. Wenn beim Meditieren Gedanken aufsteigen, ist das eine Bestätigung dafür, dass der Geist existiert.

      Der Körper ist, wie ich sagte, unweigerlich abhängig, nicht aber der Geist. Der Geist kann unabhängig werden, doch normalerweise ist auch der Geist abhängig. Auch auf der geistigen Ebene gibt es keine Freiheit in unserm Leben. Auch auf der geistigen Ebene sind wir abhängig. Auf der körperlichen Ebene haben uns Wünsche und Instinkte im Griff. Auf der geistigen Ebene haben uns Glaubensinhalte im Griff; auf der geistigen Ebene sind wir Knechte der Wörter, heiligen Schriften, Ideologien. Auch der Geist ist ein Sklave. Der Geist folgt dem Pfad der Abhängigkeit – er kennt keine Freiheit.

      Aber der Geist kann unabhängig werden. Das ist der Unterschied zwischen Körper und Geist. Der Körper ist abhängig und kann nicht unabhängig werden; der Geist ist auch abhängig, kann aber unabhängig werden. Und dann gibt es noch etwas jenseits von all diesem, das „die Seele“ genannt wird – man kann es auch anders nennen. Ich werde darüber sprechen; wir werden darauf hinarbeiten. Die Seele ist unabhängig und kann nicht abhängig sein.

      Dies sind die drei Ebenen des Lebens:

      Der Körper, der abhängig ist und nicht unabhängig werden kann.

      Der Geist, der abhängig ist, aber unabhängig werden kann.

      Die Seele, die unabhängig ist, und nicht abhängig werden kann.

      Nur ein unabhängiger Geist ist fähig, die Seele zu erkennen – die ohne Zweifel frei und lebendig ist, die unsterblich ist, die weder Geburt noch Tod kennt. Wenn der Geist abhängig ist, wird er nichts anderes erkennen können als den Körper. Ein abhängiger Geist vermag nicht über den abhängigen Körper hinauszusehen. Aber wenn der Geist unabhängig ist, wird er seine Augen zur Seele erheben, die frei und lebendig ist.

      Darum kommt es weder auf den Körper noch auf die Seele an. Beim Meditieren dreht sich alles nur um den Geist: Ist unser Geist unabhängig oder nicht? Ist der Geist abhängig, kann er sich nicht über den Körper erheben. Dann führt ihn unser Leben zum Tod. Ist er aber unabhängig, dann können die Augen des Lebens beginnen, sich der Unsterblichkeit zuzuwenden.

      Normalerweise ist unser Geist abhängig, hat er noch keine Freiheit erlebt. Nicht nur kleiden wir uns alle gleich, nicht nur essen wir alle dasselbe, sondern wir denken auch, was andere denken. Sogar auf der Ebene des Denkens gehorchen wir anderen – und wer jemandem folgt, ist abhängig. Somit sind wir nicht nur auf der körperlichen Ebene abhängig, sondern haben uns auch auf der geistigen Ebene abhängig gemacht. Habt ihr je auch nur einen oder zwei ursprüngliche Gedanken gehabt, oder sind all eure Gedanken geborgt? Ist je ein einziger Gedanke in euch selbst entstanden, oder habt ihr all eure Gedanken anderswo aufgeschnappt?

      Ihr habt vermutlich viele Gedanken im Kopf, also beobachtet sie mal ein wenig. Wenn ihr das tut, werdet ihr herausfinden, dass sie irgendwoher stammen und sich in euch angesammelt haben. So wie sich die Vögel abends in den Bäumen versammeln, haben sich die Gedanken in eurem Geist versammelt und eingenistet. Sie sind allesamt Gedanken anderer, von Fremden übernommen. Nur wer ein bis zwei eigene Gedanken zu entwickeln vermag, darf sich als Mensch bezeichnen. Dann keimt in ihm Freiheit auf; andernfalls sind wir abhängig.

      Alle Menschen sind abhängig, und die Wurzel ihrer Abhängigkeit ist, dass sie niemals etwas von sich aus gedacht haben. Sie haben einfach nur all diese fremden Gedanken übernommen; sie haben sie bejaht. Sie haben sich auf sie verlassen, sie haben ihnen vertraut, haben ihnen geglaubt. Seit Urzeiten werden die Menschen dazu angehalten zu glauben statt zu denken. Man hat sie gelehrt, sich auf andere zu verlassen, statt selbst etwas zu durchdenken.

      Jahrtausendelang hat man die Leute gelehrt, blind zu vertrauen, statt sich selbst eine Meinung zu bilden. Jahrtausendelang hat man ihnen Überzeugungen, Treue und Glauben beigebracht, aber nicht selbstständiges Denken. Mit dem Ergebnis, dass die Menschheit immer abhängiger geworden ist. Unser Geist ist in Ketten gelegt worden. Die Leute plappern nur Dinge nach, die von anderen stammen; von sich aus denken sie nichts.

      Egal welche Frage ich stelle, eure Antwort wird praktisch nachgeplappert sein; sie wird nicht auf eurer Meditation beruhen. Wenn ich euch frage: „Existiert Gott?“ – Hand aufs Herz: Stammt eure inbrünstige Antwort wirklich von euch? Wenn ich euch frage: „Gibt es eine Seele?“, überlegt bitte, ob eure spontane Antwort: „Natürlich gibt es eine Seele!“ bzw. „Nein, es gibt keine Seele!“ auf eigenem Nachdenken beruht oder einfach nur auf eurer Erziehung. Habt ihr das aus einer heiligen Schrift? Oder wiederholt ihr nur, was ihr von irgendeinem Meister gehört und übernommen habt? Oder habt ihr‘s erkannt? Wenn die Antwort nicht auf eurer Erkenntnis beruht, macht euch klar, dass euer Geist abhängig ist.

      Vergesst die Seele und Gott – nicht einmal die normalsten Lebenserfahrungen sind unsere eigenen. Selbst die plappern wir nach. Wenn ich euch eine blühende Rose zeige und euch frage, ob sie schön ist, werdet ihr vermutlich sagen: „Ja, sie ist schön.“ Aber denkt nur mal kurz darüber nach: Habt ihr das übernommen oder seid ihr selber darauf gekommen? Verschiedene Völker auf der Welt finden verschiedene Blumen schön. Verschiedene Gemeinschaften auf der Welt halten verschiedene Gesichter für schön. Die Kinder einer bestimmten Gemeinschaft übernehmen ganz einfach deren Schönheitsideal und plappern es dann ihr ganzes Leben nach.

      Eine Nase, die man in Indien für schön hält, wird in China nicht für schön gehalten. Da fragt man sich doch, ob diese Schönheitserfahrung aus einem selbst stammt oder eine gesellschaftliche Prägung ist. Ein Gesicht, das in Indien für schön gilt, gilt in Japan für unschön, und das Gesicht eines Schwarzen, das in Afrika für schön gilt, ist für indische Augen abstoßend. Für Inder sind schmale Lippen schön, für Schwarze sind vollere Lippen schön. Dann wird ein afrikanisches Kind sein Leben lang behaupten, dass volle Lippen schön seien, während ein in Indien geborenes Kind sein Leben lang behaupten wird, dass schmale Lippen schön sind. Wessen Lippen sind also schön? Welches Gesicht, welche Blume? Da spricht nicht unsere Erfahrung, sondern nur unsere Prägung.

      Wenn ich euch Frage, was Liebe ist, werdet ihr nur eine Antwort

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