Mein Weg: Der Weg der weißen Wolke. Osho
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Zen-Meister haben immer gesagt: „Werdet gewöhnlich, und dann werdet ihr außergewöhnlich sein.“ Jeder einfache Mensch versucht doch irgendwie, außergewöhnlich zu sein, aber das ist wiederum eine ganz gewöhnliche Sache. Bleibt doch einfach normal! Das heißt, dass man hinter nichts her ist, nichts erreichen will, in keinster Weise zweckorientiert ist, man lebt einfach von Moment zu Moment, schwebend. Das meinte ich, als ich sagte, „wie eine weiße Wolke schweben.“
Euer hier sein, ist etwas Besonderes, auch aus anderen Gründen. Der menschliche Verstand hat immer Angst vor dem Tod… Er klammert sich an das Leben. Er giert ständig nach Leben. Selbst im größten Elend klammert er sich ans Leben. Da ist eine große Todesangst, und wenn einer zu mir kommt, dann kommt er, um zu sterben, um sich aufzulösen. Ich werde wie ein Abgrund für ihn sein, ein bodenloser Abgrund, in den er fällt und fällt und fällt und nirgends ankommt. Wenn du in mich hineinsiehst, wird dir schwindelig. Wenn du in meine Augen schaust, blickst du in einen Abgrund, und die Todesangst packt dich – und dann das Fallen und Fallen. Denkt euch ein Blatt, das in einen Abgrund fällt, in einen unendlichen Abgrund ohne jeden Boden, sodass es niemals irgendwo ankommen kann, es kann nur verschwinden; fallen, fallen, fallen, und verschwinden.
Die spirituelle Reise hat einen Anfang, aber kein Ende. Du kommst zu mir, du fällst in mich hinein und versinkst in mir – und erreichst nirgends ein Ziel. Aber dieses Versinken ist ein Genuss, eine unvergleichliche Wonne. Es gibt kein größeres Entzücken, als das Entzücken des völligen Vergehens.
Wie ein Tautropfen vergeht, wenn am Morgen die Sonne aufgeht … Wie die Flamme einer Erdlampe in der Nacht, der Wind kommt, und die Flamme erlischt, und nur die Dunkelheit bleibt. Die Flamme verschwindet, man kann sie nirgends mehr finden. Genauso verschwindet ihr. Es ist selten, dass man den Selbstmord sucht, und das, was ich meine, ist wirklicher Selbstmord. Den Körper kann man jederzeit töten, aber nicht das Selbst. Hier aber seid ihr zum letzten Selbstmord bereit: das Selbst zu töten. Aber nun denkt nicht, dass diese Dinge Erklärungen seien, es sind keine. Ich bin immer gegen Erklärungen. Wenn es euch mysteriöser macht, weniger festlegt, dann ist es gut. Wenn sich der Verstand im Rauch auflöst, und ihr nicht mehr wisst, was was ist, das ist der beste Zustand.
So wie alle Wolken werden weiße Wolken vom Wind getrieben. Wo treibt der Wind gegenwärtig hin? Bietet unser Zeitalter besondere Möglichkeiten?
WEISSE WOLKEN WERDEN NICHT IN DIESEM SINN GETRIEBEN. Irgendwohin getrieben wird man nur, wenn ein Widerstand da ist. Wenn eine weiße Wolke nach Osten will und der Wind weht nach Westen, dann wird sie getrieben, denn sie leistet Widerstand. Aber Wolken wollen nirgendwohin, Osten und Westen sind ihnen gleich. Sie leisten keinen Widerstand, sie haben keinen eigenen Willen, so kann der Wind sie nicht treiben. Man kann nur jemanden führen, der bereit ist, sich gehen zu lassen, zu entspannen, aufzugeben. Das ganze Wesen einer weißen Wolke ist Hingabe. Wenn der Wind nach Osten will, dann ist die Wolke bereit. Kein einziger Gedanke, keine Verweigerung. Wenn die Wolke auf dem Weg nach Westen ist, und der Wind dreht sich nach Osten, dann geht sie nach Osten. Der Wind treibt und führt nicht. Ein Antreiben ist nur nötig, wenn Widerstand geleistet wird.
Viele Leute kommen zu mir und sagen: „Führe uns.“ Ich weiß, was sie meinen: „Leite uns.“ Ich weiß, was sie sagen wollen. Sie sind unreif. Warum wollt ihr sonst geleitet und geführt werden? Es genügt, dass ihr bei mir seid. Es wird alles von selbst geschehen, der Wind wird nach Osten wehen, und ihr schwebt nach Osten … Aber ihr sprecht von Leiten und Führen. Ihr sagt damit, dass ihr nicht schweben wollt. Ihr seid ablehnend, verneinend. Ihr kämpft. Wenn eine Wolke keinen eigenen Willen hat, wie soll man da zwischen der Wolke und dem Wind unterscheiden? Die Abgrenzung existiert nur durch den Willen.
Vergesst das nicht, lasst es euch zur inneren Grundlage werden, die Grenze zwischen euch und mir existiert nur, weil ihr einen Willen habt. Ihr lebt dahin, umgeben von eurem Willen. Und dann komme ich daher, und es gibt einen Zusammenstoß.
Eine Wolke hat keinen Willen, wo sollte da ihre Grenze sein? Wo fängt sie an, wo hört sie auf? Der Wind und die Wolke sind eins. Die Wolke ist ein Teil des Windes, der Wind ein Teil der Wolke. Ihr natürliches Wesen ist eins, ungetrennt.
Der Wind weht immer in verschiedenen Richtungen, darum geht es nicht um die Wahl der Richtung, die Frage ist, wie man eine Wolke wird. Der Wind weht immer in verschiedene Richtungen. Er dreht sich, bewegt sich. Es gibt keine bestimmte Richtung, keine Landkarte; alles ist völlig offen. Niemand leitet den Wind und sagt, jetzt musst du nach Osten wehen und jetzt nach Westen … Die ganze Welt fließt und weht. Es ist ein Ineinanderwehen, und alle Richtungen sind darin enthalten.
Und wenn ich sage, alle Richtungen, dann meine ich beides, das Gute und das Böse, das Moralische und das Verbotene. Wenn ich sage, alle Richtungen, dann meine ich alle. Der Wind weht in alle Richtungen, das ist immer so gewesen. Darum vergesst nicht, dass es nie ein besonders religiöses Zeitalter gegeben hat und auch kein besonders ungläubiges Zeitalter. Das ist unmöglich. Die Leute denken in diesen Kategorien, weil es ihr Selbstgefühl erhöht.
In Indien glauben die Leute, dass die Erde in früheren Tagen, in der guten alten Zeit, ein religiöses Zeitalter gekannt hat, und dass heutzutage alles völlig verdorben sei, und dies das finsterste aller Zeitalter sei. Religiosität hat nichts mit Zeitaltern zu tun, sondern mit der Qualität des menschlichen Bewusstseins. Es ist keine Frage, ob die Wolke gläubig ist, wenn sie nach Osten zieht oder ungläubig, wenn sie nach Westen zieht. Nein, wenn die Wolke keinen Willen hat, ist sie religiös, egal in welche Richtung sie sich bewegt. Und wenn die Wolke einen Willen hat, egal wohin sie zieht, ist sie unreligiös. Es gibt beide Arten von Wolken.
Sehr wenige haben keinen Willen – Millionen haben einen eigenen Willen, eigene Vorstellungen, Wünsche und Ideen. Sie kämpfen mit dem Wind. Und je mehr sie kämpfen, desto mehr müssen sie leiden, denn Kämpfen nützt gar nichts, weil man nichts damit ausrichtet. Ob ihr nun dagegen kämpft oder nicht, der Wind weht in seine Richtung, und ihr werdet dorthingeweht. Man kann sich höchstens einbilden, dass man gekämpft hat und dass man ein großer Krieger ist. Das ist alles.
Jemand, der das vesteht, hört auf zu kämpfen. Er versucht nicht einmal mehr zu schwimmen, er treibt einfach mit dem Strom. Er benutzt den Fluss als sein Gefährt, wird eins mit ihm und geht mit ihm. Das ist es, was ich unter Hingabe verstehe, und das ist es, was die alten Schriften unter der Einstellung eines Suchenden verstehen. Gibts du dich hin, bist du nicht mehr. Wenn du dich hingibst, gehst du dahin, wo der Wind dich hinträgt. Du hast keinen eigenen Willen mehr. Das war schon immer so.
Früher gab es Buddhas – schwebende weiße Wolken; heutzutage gibt es Budhas – schwebende weiße Wolken. Früher gab es auch verrückte schwarze Wolken, voller Willen und voller Begierden, voll von der Zukunft. Und heute gibt es sie genauso. Mit einem eigenen Willen und eigenen Wünschen bist du eine schwarze Wolke, schwerfällig. Ohne eigenen Willen und ohne Wünsche bist du eine weiße Wolke, schwerelos. Beide Möglichkeiten stehen dir offen. Es liegt in deiner Hand, ob du dich hingibst oder nicht. Denkt nicht über Zeitalter nach, das ist irrelevant. Sie zwingen niemanden, erleuchtet zu werden; sie hindern auch keinen daran, ein Buddha zu werden. Zeitalter spielen keine Rolle.
Erlaube dir, leer zu sein – dann ist dieses Zeitalter das Goldene; wenn du voller Wünsche bist, ist dieses Zeitalter das Finsterste von allen, das Kali-Yuga. Du schaffst dir deine eigene Zeit und deinen eigenen Raum und lebst darin. Vergiss nicht, dass wir in diesem Sinne keine Zeitgenossen sind.
Ein Mensch wie Jesus ist uralt. Er mag jetzt hier leben und ist doch uralt. Er lebt ewig. Er lebt so total, man kann ihn nicht modern nennen; man kann nicht sagen, dass er zu einem bestimmten Zeitalter gehört.