Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang. Оноре де Бальзак

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Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang - Оноре де Бальзак

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Tillet über Frau Konstanze so, als ob er glauben machen wollte, dass sein Chef ihn aus Eifersucht entlassen habe. Einige Monate später erschien du Tillet wieder bei seinem früheren Prinzipal und verlangte von ihm eine Bürgschaft für zwanzigtausend Franken, um genügend Unterlagen für ein Geschäft geben zu können, das ihm den Weg zur Erlangung eines Vermögens eröffnen sollte. Als er die Überraschung wahrnahm, die sich auf Birotteaus Gesicht bei dieser Unverschämtheit malte, runzelte er die Stirn und fragte ihn, ob er kein Vertrauen zu ihm hätte. Matifat und zwei andere Kaufleute, die mit Birotteau in Geschäften verhandelten, bemerkten seinen Unwillen, obwohl er seinen Zorn in ihrer Gegenwart unterdrückte. Aber vielleicht war du Tillet wieder ein anständiger Mensch geworden, vielleicht war sein Vergehen damals durch eine verzweifelte Geliebte oder durch zu gewagtes Spielen veranlasst worden; eine öffentliche Ablehnung seitens eines ehrenhaften Mannes könnte einen noch jungen Menschen auf den Weg des Verbrechens und Unglücks bringen, einen Menschen, der vielleicht schon Reue empfand. Und so ergriff dieser Engel von Mensch die Feder, unterzeichnete die Bürgschaft für die Wechsel du Tillets und sagte, er leiste diesen Dienst von Herzen gern einem jungen Manne, der ihm sehr von Nutzen gewesen sei. Das Blut stieg ihm ins Gesicht, als er diese bewusste Lüge aussprach. Du Tillet konnte dabei den Blick dieses Mannes nicht aushalten und gelobte ihm zweifellos in diesem Augenblick jenen schonungslosen Hass, wie ihn die Engel der Finsternis gegen die Engel des Lichts hegen. Du Tillet verstand es, sich so gut auf dem schwanken Seil der Finanzspekulationen im Gleichgewicht zu halten, dass er nach außen hin immer elegant und reich erschien, bevor er es in Wirklichkeit war. Sobald er sich ein Kabriolett angeschafft hatte, gab er es auch nicht wieder auf; er bewegte sich ständig in der hohen Sphäre der Leute, die Vergnügen und Geschäft miteinander verbinden, indem sie, als die Turcarets ihrer Zeit, aus dem Foyer der Oper eine Filiale der Börse machen. Dank Frau Roguin, die er bei Birotteau kennen gelernt hatte, setzte er sich schnell bei den höchstgestellten Finanzleuten fest. Und jetzt war Ferdinand du Tillet zu einem Wohlstand gelangt, an dem nichts erlogen war. Er stand vorzüglich mit dem Hause Nucingen, bei dem Roguin ihn eingeführt hatte, er hatte sich schnell mit den Gebrüdern Keller und mit der Hochfinanz liiert. Niemand wusste, woher diesem jungen Menschen die riesigen Kapitalien zuflossen, die er arbeiten ließ, man schrieb sein Glück seiner Intelligenz und seiner Ehrlichkeit zu.

      Die Restauration machte Cäsar zu einer Persönlichkeit, die natürlich in dem Sturm der politischen Krisen jene beiden häuslichen Zwischenfälle aus dem Gedächtnis verlor. Seine unveränderte royalistische Gesinnung, die ihm seit seiner Verwundung sehr gleichgültig geworden war, in der er aber anstandshalber verharrte, und die Erinnerung an seine Aufopferung im Vendémiaire verschafften ihm hohe Protektionen, und zwar gerade deshalb, weil er nichts für sich verlangte. So wurde er zum Bataillonschef bei der Nationalgarde ernannt, obwohl er nicht imstande war, das einfachste Kommando zu geben. Im Jahre 1815 setzte ihn Napoleon, immer noch Birotteaus Feind, ab. Während der Hundert Tage wurde Birotteau die Bête noire der Liberalen in seinem Viertel; denn gerade im Jahre 1815 begannen die politischen Spaltungen innerhalb der Kaufmannschaft, die bis dahin in ihrem Verlangen nach Ruhe, die sie für die Geschäfte brauchte, einhellig gewesen war. Bei der zweiten Restauration musste die königliche Regierung den Munizipalrat umgestalten. Der Präfekt wollte Birotteau zum Bürgermeister ernennen. Dank seiner Frau nahm der Parfümhändler aber nur die Stelle eines Beigeordneten an, wo er weniger der Öffentlichkeit ausgesetzt war. Diese Bescheidenheit erhöhte noch bedeutend die Achtung, die er schon allgemein genoss, und verschaffte ihm die Freundschaft des Bürgermeisters, des Herrn Flamet de la Billardière. Birotteau, der ihn zur Zeit, da die Rosenkönigin als Sammelplatz für die royalistischen Verschwörungen diente, dort hatte verkehren sehen, schlug ihn selbst dem Seinepräfekten vor, der ihn über die zu treffende Wahl konsultiert hatte. Herr und Frau Birotteau wurden auch niemals bei den Einladungen des Bürgermeisters übergangen. Schließlich sammelte Frau Cäsar häufig für die Armen Almosen in Saint-Roch. La Billardière trat warm für Birotteau ein, als es sich darum handelte, die für den Munizipalrat bewilligten Kreuze der Ehrenlegion zu verteilen, indem er seine Verwundung von Saint-Roch, seine Anhänglichkeit an die Bourbonen und die Achtung, die er genoss, hervorhob. Das Ministerium, das verschwenderisch das Kreuz der Ehrenlegion verteilte, um Napoleons Werk zu zerstören, sich gefügige Kreaturen zu schaffen und die verschiedenen Zweige des Handels, die Künstler und die Gelehrten den Bourbonen zu verbinden, setzte daher Birotteau auf die nächste Liste. Diese Auszeichnung, im Verein mit dem Glanz, den Birotteau seinem ganzen Arrondissement verlieh, brachte ihn in eine Lage, in der sich die Gedanken eines Mannes, dem bis dahin alles geglückt war, ins Große versteigen mussten. Die Nachricht von seiner Ernennung, die der Bürgermeister ihm mitgeteilt hatte, gab den letzten entscheidenden Anstoß für den Parfümhändler, sich auf das Spekulationsgeschäft, das er eben seiner Frau auseinandergesetzt hatte, einzulassen, um so schnell als möglich den Ladenhandel aufzugeben und Mitglied der höheren Bourgeoisie von Paris zu werden.

      Cäsar war damals vierzig Jahre alt. Das Arbeiten in seiner Fabrik hatte ihm einige frühzeitige Runzeln aufgedrückt und sein langes dichtes Haar leicht übersilbert, in das sich durch den Druck des Hutes ein glänzender Kreis eingeprägt hatte. Seine Stirn, in die das Haar so hineingewachsen war, dass es in fünf Zacken auslief, gab Zeugnis von seiner einfachen Lebensweise. Seine starken Augenbrauen hatten nichts Erschreckendes, denn der klare, immer offene Blick seiner blauen Augen war in Einklang mit seiner ehrlichen Stirn. Seine an der Wurzel eingedrückte, an der Spitze dicke Nase gab ihm das erstaunte Aussehen eines Pariser Maulaffen. Die Lippen waren sehr wulstig, und das große Kinn fiel steil ab. Das kräftig gefärbte Gesicht von viereckigem Umriss wies durch die Verteilung der Runzeln und in seinem ganzen Ausdruck den dummschlauen Typus des Bauern auf. Die Körperstärke, die dicken Glieder, der breite Rücken, die großen Füße, alles verriet den nach Paris verpflanzten Dorfbewohner. Seine breiten, behaarten Hände, seine großen viereckigen Fingernägel hätten seinen Ursprung bezeugt, auch wenn seine ganze Person keinerlei sonstige Anzeichen dafür aufgewiesen hätte. Um seine Lippen spielte das liebenswürdige Lächeln, das die Kaufleute dem Kunden gegenüber immer aufsetzen; aber dieses Kaufmannslächeln war bei ihm der Reflex seiner innerlichen Zufriedenheit und seines weichen Gemüts. Sein Misstrauen machte sich nur bei Geschäften geltend, und wenn er die Börse verließ oder sein Hauptbuch schloss, war seine Verschlagenheit verschwunden. Verdacht war für ihn dasselbe wie das, was auf seinen Fakturen gedruckt stand: eine mit dem Geschäftemachen verbundene Notwendigkeit. Sein Gesicht drückte Sicherheit mit einem gewissen komischen Anflug aus, eine Mischung von Selbstgefälligkeit und Wohlwollen, die es originell erscheinen ließ und verhinderte, dass es allzusehr den platten Gesichtern der Pariser Bourgeois ähnlich sah. Ohne diesen Zug naiver Selbstbewunderung und Glauben an sich hätte er zuviel Respekt eingeflößt; so kam er den übrigen Menschen näher, indem er den ihm zukommenden Anteil am Lächerlichen beisteuerte. Wenn er sprach, kreuzte er gewöhnlich die Hände auf dem Rücken. Wenn er etwas Liebenswürdiges oder Bedeutendes gesagt zu haben glaubte, so erhob er sich unmerklich zweimal auf den Fußspitzen und ließ sich dann schwer auf die Hacken zurückfallen, als wollte er seinen Ausspruch bekräftigen. Auf der Höhe einer Diskussion sah man ihn zuweilen sich plötzlich um sich selbst drehen, einige Schritte machen, als wenn er nach einer Entgegnung suche, und dann mit einer brüsken Bewegung auf seinen Gegner losgehen. Niemals unterbrach er den andern und sah sich oft das Opfer dieser strikten Beobachtung des Schicklichen werden, denn die andern rissen sich die Worte vom Munde, und der arme Mann verließ schließlich den Kampfplatz, ohne dass er ein Wort hatte sagen können. Seine große Erfahrung in geschäftlichen Angelegenheiten hatte bei ihm Gewohnheiten ausgebildet, die von einigen für fixe Ideen gehalten wurden. Wenn ein Wechsel nicht eingelöst wurde, so sandte er ihn an den Gerichtsvollzieher und kümmerte sich nicht weiter darum, bis er Kapital, Zinsen und Kosten empfangen hatte; der Gerichtsvollzieher musste die Sache so lange verfolgen, bis der Kaufmann Konkurs anmeldete; dann unterließ Cäsar jedes weitere Vorgehen, erschien zu keiner Gläubigerversammlung und behielt sich seine Ansprüche vor. Dieses Prinzip und die unerbittliche Verachtung gegen alle Fallierten hatte er von Ragon übernommen, der im Verlaufe seines Geschäftslebens schließlich bei solchen streitigen Sachen so viel Geld verloren hatte, dass er die Aussicht auf eine magere und unsichere Dividende beim Akkorde für reichlich aufgewogen erachtete, wenn er seine Zeit nicht damit verlor, hin und her zu laufen, alle möglichen Schritte zu tun und die Ausreden unredlicher Schuldner nachzuprüfen.

      »Wenn

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