Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang. Оноре де Бальзак

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang - Оноре де Бальзак страница 18

Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang - Оноре де Бальзак

Скачать книгу

anlangt, so beten wir seit sechzehn Jahren täglich für ihn zum lieben Gott. Ich selbst, ich werde seiner niemals vergessen; aber diese in die Wissenschaft vergrabenen Gelehrten, Popinot, vergessen alles, ihre Frauen, ihre Freunde und die ihnen zu Dank Verpflichteten. Wir, mit unserer schwachen Intelligenz, wir können wenigstens ein warmes Herz haben. Aber diese Herren von der Akademie, bei denen ist alles Gehirn, du wirst dich davon überzeugen; in der Kirche sind sie niemals zu treffen. Herr Vauquelin ist beständig in seinem Arbeitszimmer oder in seinem Laboratorium, ich hoffe, dass er bei seinen Analysen wenigstens an Gott denkt. Also das ist abgemacht, ich gebe dir das Geld, du bekommst das Rezept meiner Erfindung und ich bin zur Hälfte beteiligt, eines Vertrages bedarf es zwischen uns nicht. Und nun wollen wir auf den Erfolg hoffen! Wir werden unsre Flöten schon stimmen. Also lauf, mein Junge, ich gehe jetzt ins Geschäft. Hör mal, Popinot, ich gebe in drei Wochen einen großen Ball, lass dir einen Frack machen, damit du schon als selbständiger Kaufmann auftreten kannst ...«

      Dieser Zug von Güte rührte Popinot derart, dass er die dicke Hand Cäsars ergriff und sie küsste. Der gute Mann hatte den Liebenden durch diese Äußerung glücklich gemacht, und Verliebte sind zu allem fähig.

      »Armer Kerl,« sagte Birotteau, als er ihn quer durch den Tuileriengarten wegeilen sah, »wenn ihn Cäsarine vielleicht doch lieb hatte? Aber er hinkt doch und hat rote Haare, und die jungen Mädchen sind doch so empfindlich; nein, ich glaube nicht, dass Cäsarine ... Und dann die Mutter, die sie an einen Notar verheiraten will. Alexander Crottat würde sie zu einer reichen Frau machen, und Reichtum macht alles erträglich, dem Elend aber hält kein Liebesglück stand. Na, ich bin ja entschlossen, meine Tochter selbst über ihre Hand verfügen zu lassen, wenn sie nicht gerade eine unsinnige Sache will.«

      Birotteaus Nachbar war ein kleiner Kaufmann, der mit Regenschirmen, Sonnenschirmen und Stöcken handelte; er hieß Cayron, stammte aus dem Languedoc, machte schlechte Geschäfte und hatte sich schon mehrmals von Birotteau helfen lassen. Es war ihm sehr lieb, seinen Laden verkleinern und dem reichen Parfümhändler die beiden Zimmer im ersten Stock abtreten und seinen Mietzins entsprechend verringern zu können.

      »Also, lieber Nachbar«, sagte Birotteau in familiärem Tone, als er bei dem Schirmhändler eintrat, »meine Frau ist mit der Vergrößerung unseres Geschäftslokals einverstanden! Wenn Sie wollen, können wir um elf Uhr zu Herrn Molineux gehen.«

      »Mein verehrter Herr Birotteau«, erwiderte der Schirmhändler, »ich habe bisher nichts von Ihnen für diese Abtretung beansprucht, aber Sie wissen ja, ein guter Kaufmann muss aus allem Geld schlagen.«

      »Oho,« antwortete der Parfümhändler, »ich bin nicht so reich, wie Sie denken. Ich weiß auch noch nicht, ob mein Architekt, den ich erwarte, die Sache für durchführbar halten wird. Bevor wir uns dazu entschließen, hat er mir gesagt, müssen wir uns erst überzeugen, dass die Fußböden das gleiche Niveau haben. Dann muss Herr Molineux zustimmen, dass wir die Mauer durchbrechen; ist es eine Grenzmauer? Endlich muss ich bei mir die Treppe verschieben, damit der Treppenabsatz fortkommt und eine Zimmerflucht hergestellt wird. Das alles wird sehr viel Geld kosten, und ich will mich doch nicht ruinieren.«

      »Ach, Herr Birotteau,« sagte der Südfranzose, »ehe Sie ruiniert sind, muss die Sonne mit der Erde Kinder gekriegt haben.«

      Birotteau streichelte sein Kinn, hob sich auf die Fußspitzen und ließ sich dann auf die Hacken zurückfallen.

      »Übrigens«, begann Cayron wieder, »verlange ich ja nichts anderes, als dass Sie mir diese Papiere hier abnehmen sollen ...«

      Und er präsentierte ihm ein kleines Paket, das aus sechzehn Wechseln über zusammen fünftausend Franken bestand.

      »Ach so«, sagte der Parfümhändler, »Kleinzeug, zwei Monate, drei Monate ...«

      »Nehmen Sie sie wenigstens zu sechs Prozent«, sagte der Händler in demütigem Tone.

      »Bin ich etwa ein Wucherer?« erwiderte Birotteau vorwurfsvoll.

      »Mein Gott, lieber Herr, ich war schon bei Ihrem früheren Kommis du Tillet; er wollte sie um keinen Preis nehmen, wahrscheinlich wollte er herausbekommen, wieviel ich von dem Betrage ablassen würde.«

      »Die Namen hier sind mir ganz unbekannt«, sagte der Parfümhändler.

      »Ach, wir haben beim Schirm- und Stockhandel so merkwürdige Namen, das sind Kolporteure!«

      »Nun, ich werde zwar nicht alle nehmen, aber mit den kurzfristigen wird es sich machen lassen.«

      »Ach, lassen Sie mich doch nicht wegen der tausend Franken mit vier Monat Sicht hinter den Blutsaugern herlaufen, die uns das Letzte von unserm Nutzen wegnehmen, nehmen Sie doch alle, lieber Herr Birotteau. Ich kann so wenig diskontieren, ich habe keinen Kredit, das ruiniert uns Kleinhändler.«

      »Also gut, ich nehme sie, Cölestin wird die Abrechnung machen. Also auf elf Uhr, halten Sie sich bereit. Da kommt ja mein Architekt, Herr Grindot«, fügte der Parfümhändler hinzu, als er den jungen Mann erscheinen sah, mit dem er sich am Abend vorher bei Herrn von Billardiere verabredet hatte. »Sie sind, gegen die Gewohnheit genialer Menschen, pünktlich, Herr Grindot«, sagte Cäsar zu ihm, indem er seine höchste kaufmännische Liebenswürdigkeit entfaltete. »Wenn die Pünktlichkeit, nach dem Worte jenes Königs, der ein ebenso geistvoller Mann wie ein großer Politiker war, die Höflichkeit der Könige ist, so bedeutet sie auch für die Kaufleute ein Vermögen. Zeit ist Geld, das gilt besonders für euch Künstler. Die Architektur ist die Vereinigung aller Künste, habe ich mir sagen lassen. Wir wollen nicht durch den Laden gehen«, sagte er und zeigte auf einen Nebeneingang.

      Herr Grindot, der vor vier Jahren den Grand Prix der Architektur davongetragen hatte, war eben aus Rom, nach dreijährigem Aufenthalt auf Staatskosten, zurückgekehrt. In Italien hatte der junge Künstler nur an die Kunst gedacht, jetzt, in Paris, dachte er daran, wie er zu Vermögen kommen könne. Die Regierung allein ist in der Lage, einem Architekten, der durch einen Monumentalbau berühmt werden will, die erforderlichen Millionen zuzuweisen; wenn man aus Rom kommt, hält man sich natürlich für einen Fontaine oder Percier, und deshalb sucht jeder ehrgeizige Architekt Fühlung mit dem Ministerium zu bekommen; der als Liberaler nach Rom Geschickte war Royalist geworden und versuchte nun, die Protektion einflussreicher Leute zu erlangen. Wenn ein »Grand Prix« so handelt, dann nennen ihn seine Kameraden einen Intriganten. Der junge Architekt sah hier zwei Wege vor sich: er konnte den Parfümhändler ohne Übervorteilung bedienen, oder ihn ausbeuten. Aber Birotteau war Beigeordneter, Birotteau war der künftige Besitzer der Hälfte der Terrains an der Madeleinekirche, wo früher oder später ein schönes Stadtviertel gebaut werden würde, er musste also schonend behandelt werden. Grindot opferte daher den momentanen Gewinn den Vorteilen der Zukunft. Er hörte geduldig den Plänen, dem Geschwätz und den Vorschlägen dieses Mitgliedes der Bourgeoisie zu, die die ständige Zielscheibe des Spottes und Witzes der Künstler, der ewige Gegenstand ihrer Verachtung war, und folgte der Gedankenentwicklung des Parfümhändlers mit beifälligem Kopfnicken. Dann als dieser alles breit auseinandergesetzt hatte, versuchte der junge Architekt, ihm seinen Plan kurz zusammenzufassen.

      »Sie haben an der Straßenfront drei Fenster und das Fenster, das nur die Treppe und den Treppenabsatz erhellt. Zu diesen vier Fenstern wollen Sie die beiden des Nachbarhauses, die das gleiche Niveau haben, hinzunehmen und durch Verschieben der Treppe für die ganze Wohnung nach der Straße hin eine Zimmerflucht herstellen.«

      »Sie haben mich vollkommen verstanden«, sagte der erstaunte Parfümhändler.

      »Wenn man Ihren Plan ausführen will, muss man für die neue Treppe das Licht von oben her beschaffen und unter dem Sockel eine Portierloge aussparen.«

      »Einen Sockel? ...«

      »Ja,

Скачать книгу