Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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Mensch und ein so guter Mensch«, sagte Natascha. »Und nun weine nur nicht mehr, Sonja, du meine liebe, süße Sonja!« (Sie küßte sie lachend.) »Wjera ist ein Ekel; Gott verzeihe es ihr! Und es wird schon alles gut werden, und sie wird nichts zu Mama sagen. Nikolai wird es ihr selbst sagen, und an Julja hat er überhaupt nie gedacht.«

      Sie küßte Sonja auf den Kopf. Sonja richtete sich in die Höhe, und das Kätzchen wurde wieder ganz lebendig, seine Äuglein glänzten, und es war, wie es schien, jeden Augenblick wieder bereit, mit dem Schwänzchen hin und her zu schlagen, auf die weichen Pfötchen zu springen und das Spiel mit dem Wollknäuel von neuem zu beginnen, wie das so in seiner Art lag.

      »Meinst du? Wirklich? Glaubst du das wahrhaftig?« sagte sie und brachte schnell ihr Kleid und ihr Haar in Ordnung.

      »Wirklich und wahrhaftig!« antwortete Natascha und schob ihrer Freundin eine kleine widerspenstige Haarsträhne unter den Zopf. Und beide brachen in ein helles Gelächter aus.

      »Nun komm, wir wollen den ›Quell‹ singen.«

      »Ja, komm.«

      »Weißt du, dieser dicke Pierre, der mir gegenübersaß, ist so furchtbar komisch«, sagte Natascha auf einmal und blieb stehen. »Ach, ich bin so vergnügt!« Und sie rannte den Korridor entlang.

      Sonja schüttelte sich die Federchen vom Kleid, schob sich das Blatt mit den Versen oben beim Hals mit den hervorstehenden Schlüsselbeinen in den Kleiderausschnitt und lief mit leichten, munteren Schritten, das Gesicht freudig gerötet, hinter Natascha her den Korridor entlang nach dem Sofazimmer. Auf die Bitte der Gäste sangen die jungen Leute ein Quartett »Der Quell«, welches allgemeinen Beifall fand; darauf sang Nikolai noch ein anderes Lied, das er neu eingeübt hatte:

      »In tiefer Nacht, beim Schein der Sterne,

      Bin ich mit Wonne mir bewußt:

      Jetzt denket mein in weiter Ferne

      Ein edles Herz in treuer Brust;

      Jetzt stimmen holde Lippen leise

      Ein Lied wohl an zum Harfenklang:

      ›Komm heim!‹ so tönt die süße Weise,

      Mich rufend, ach, so sehnsuchtsbang.

      Doch eh' des Glückes Stunde schlägt,

      Hat mich der Tod ins Grab gelegt.«

      Er hatte noch nicht die letzten Worte gesungen, als im Saal die Jugend sich schon zum Tanzen anschickte und die Musikanten mit Gepolter auf die Galerie gingen und sich räusperten.

      Pierre saß im Salon, wo Schinschin, veranlaßt dadurch, daß Pierre erst vor kurzem aus dem Ausland zurückgekommen war, mit ihm ein für Pierre recht langweiliges Gespräch über Politik führte, an dem sich auch andere beteiligten. Sowie jedoch die Musik zu spielen begann, trat Natascha in den Salon, ging geradewegs auf Pierre zu und sagte lachend und errötend:

      »Mama hat mir befohlen, Sie zum Tanz zu bitten.«

      »Ich fürchte nur, daß ich Unordnung in die Figuren bringen werde«, erwiderte Pierre. »Aber wenn Sie meine Lehrerin sein wollen ...« Damit reichte er dem kleinen, zierlich gebauten Mädchen seinen dicken Arm, den er tief herunterhalten mußte.

      Während sich die Paare aufstellten und die Musikanten ihre Instrumente stimmten, setzte sich Pierre mit seiner kleinen Dame hin. Natascha war selig: sie tanzte mit einem Erwachsenen, und noch dazu mit einem, der eben aus dem Ausland zurückgekommen war. Sie saß vor aller Augen da und unterhielt sich mit ihm wie eine erwachsene Dame. In der Hand hatte sie einen Fächer, den ihr eine der tanzenden jungen Damen zum Halten gegeben hatte. Sie nahm eine elegante Pose an, die durchaus den Regeln der feinsten Etikette entsprach (Gott mochte wissen, wo und wann sie das gelernt hatte), gestikulierte mit dem Fächer, lächelte über ihn hinweg und machte mit ihrem Kavalier Konversation.

      »Was sagen Sie nur zu der hier? Sehen Sie nur, sehen Sie nur!« sagte die alte Gräfin, die mit ein paar andern Damen durch den Saal ging, und zeigte dabei auf Natascha. Natascha wurde rot und lachte.

      »Nun, aber was denn, Mama? Was meinen Sie denn eigentlich? Was ist denn hier so Wunderbares?«

      Während die dritte Ecossaise getanzt wurde, wurden in dem Salon, wo Marja Dmitrijewna und der Graf Karten spielten, die Stühle gerückt, und die meisten der vornehmen und älteren Gäste erhoben sich, reckten nach dem langen Sitzen die Glieder, steckten die Brieftaschen und Geldbörsen in die Tasche und begaben sich nach dem Saal, in dem getanzt wurde. Voran gingen Marja Dmitrijewna und der Graf, beide mit vergnügten Gesichtern. Der Graf bot mit scherzhafter Höflichkeit, etwa wie beim Ballett, Marja Dmitrijewna seinen rundgebogenen Arm. Er richtete sich ganz gerade auf; sein Gesicht leuchtete ordentlich von einem eigenartig schlauen, unternehmenden Lächeln, und sowie die letzte Figur der Ecossaise zu Ende getanzt war, klatschte er in die Hände, um sich den Musikanten bemerkbar zu machen, und rief, sich an die erste Violine wendend, zur Galerie hinauf: »Semjon, den Danilo Kupor! Weißt du wohl?«

      Dies war des Grafen Lieblingstanz; er hatte ihn getanzt, als er noch ein junger Mann gewesen war. Der Danilo Kupor war eigentlich nur eine einzelne Figur der Anglaise.

      »Nein, sehen Sie nur unsern Papa!« rief Natascha durch den ganzen Saal hin; sie hatte ganz vergessen, daß sie mit einem Erwachsenen tanzte, bog ihr Lockenköpfchen bis zu den Knien herunter und brach in ein helles weitschallendes Lachen aus. Und wirklich, alle, die im Saal anwesend waren, blickten mit fröhlichem Lächeln nach dem vergnügten alten Herrn, der da neben seiner Dame, der stattlichen Marja Dmitrijewna, die ihn an Größe überragte, sich gar wunderlich gebärdete. Er krümmte die Arme bogenförmig, schüttelte sie nach dem Takt, reckte die Schultern, stellte die Füße auswärts, stampfte ein wenig mit ihnen und bereitete durch ein Lächeln, das immer glänzender sein rundliches Gesicht überzog, die Zuschauer auf das, was nun kommen sollte, vor. Sowie die heiteren auffordernden Klänge des Danilo Kupor ertönten, die eine große Ähnlichkeit mit der Melodie des lustigen Bauerntanzes Trepak hatten, erschienen auf einmal in allen Saaltüren die lächelnden Gesichter auf der einen Seite des männlichen, auf der andern des weiblichen Hausgesindes, welches herbeigelaufen war, um zu sehen, wie fidel der Herr des Hauses tanzte.

      »Nein, unser Väterchen! Wie ein Hirsch!« sagte laut von der einen Tür her die Kinderfrau.

      Der Graf tanzte gut und war sich dessen bewußt; seine Dame hingegen konnte nicht gut tanzen und strebte auch gar nicht danach, etwas Besonderes zu leisten. Ihr kolossaler Körper stand gerade, während die mächtigen Arme schlaff herabhingen (ihren Ridikül hatte sie der Gräfin übergeben); es tanzte eigentlich nur ihr ernstes, aber hübsches Gesicht. Was bei dem Grafen in seiner ganzen rundlichen Figur zum Ausdruck kam, sprach sich bei Marja Dmitrijewna nur in dem allmählich immer deutlicher lächelnden Gesicht und in der sich immer mehr in die Höhe hebenden Nase aus. Aber wenn der Graf, der immer mehr in Zug kam, die Zuschauer durch die überraschende Gewandtheit seiner Fußstellungen und die behenden Sprünge seiner geschmeidigen Beine entzückte, so brachte demgegenüber Marja Dmitrijewna trotz des nur sehr geringen Eifers, den sie in den Bewegungen der Schultern oder in der runden Haltung der Arme bei Umdrehungen und beim Aufstampfen bewies, doch einen nicht minderen Eindruck hervor, indem ein jeder bei der Würdigung ihrer Leistungen verdientermaßen ihre Beleibtheit und ihr sonst so ernstes Wesen berücksichtigte. Der Tanz wurde immer lebhafter. Ein den beiden vis-à-vis tanzendes Paar konnte auch nicht für einen Augenblick die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und versuchte es nicht einmal. Das allgemeine Interesse konzentrierte sich auf den Grafen und Marja Dmitrijewna. Natascha zupfte alle in der Nähe Stehenden an den Ärmeln

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