Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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wer sie genommen hat«, sagte Rostow noch einmal mit bebender Stimme und ging zur Tür.

      »Und ich sage dir: untersteh dich nicht, das zu tun!« schrie Denisow und stürzte auf den Junker los, um ihn zurückzuhalten.

      Aber Rostow riß seinen Arm los und blickte ihm mit solchem Ingrimm gerade und fest ins Gesicht, als ob Denisow sein Todfeind wäre.

      »Verstehst du auch, was du sagst?« sprach er mit zitternder Stimme. »Außer mir war niemand im Zimmer als er. Also, wenn er es nicht gewesen ist, so ...«

      Er war nicht imstande, den Satz zu Ende zu sprechen, und lief aus dem Zimmer.

      »Ach, hol dich der Teufel! Euch alle soll der Teufel holen!« Das waren die letzten Worte, die Rostow hörte.

      Rostow kam zu Teljanins Quartier.

      »Der Herr ist nicht zu Hause; er ist nach dem Quartier des Regimentsstabes geritten«, sagte Teljanins Bursche zu ihm. »Ist etwas passiert?« fragte der Bursche, verwundert über das verstörte Gesicht des Junkers.

      »Nein, gar nichts.«

      »Wenn Sie ein klein wenig früher gekommen wären, hätten Sie ihn noch getroffen«, sagte der Bursche.

      Das Quartier des Regimentsstabes befand sich drei Werst von Salzeneck. Ohne erst noch einmal nach seiner Wohnung zurückzukehren, nahm sich Rostow ein Pferd und ritt dorthin. In dem Dorf, in dem der Stab lag, war ein Wirtshaus, in dem die Offiziere verkehrten. Als Rostow bei dem Wirtshaus anlangte, erblickte er vor der Tür das Pferd Teljanins.

      Im zweiten Zimmer des Wirtshauses saß der Leutnant bei einem Teller mit Bratwürstchen und einer Flasche Wein.

      »Ah, Sie sind auch hergekommen, junger Mann!« sagte er lächelnd und zog die Augenbrauen in die Höhe.

      »Ja«, antwortete Rostow, als ob es ihn eine große Anstrengung kostete, dieses Wort herauszubringen, und setzte sich an den benachbarten Tisch.

      Beide schwiegen; im Zimmer saßen außer ihnen noch zwei Deutsche und ein russischer Offizier. Aber auch diese redeten nicht, und es war weiter nichts zu hören als das Klappern des Messers und der Gabel auf dem Teller des Leutnants und das Geräusch seines Kauens. Als Teljanin mit seinem Frühstück fertig war, zog er eine Doppelbörse aus der Tasche, schob mit seinen nach oben gekrümmten, kleinen, weißen Fingern die Ringe zurück, zog ein Goldstück heraus und gab es, die Augenbrauen hochziehend, dem Kellner.

      »Bitte, möglichst schnell«, sagte er.

      Das Goldstück war ein neues. Rostow stand auf und trat zu Teljanin hin.

      »Erlauben Sie mir, die Börse anzusehen«, sagte er so leise, daß es kaum zu hören war.

      Teljanin, dessen Augen im Zimmer umherhuschten, während seine Brauen in die Höhe gezogen blieben, reichte die Börse hin.

      »Ja, es ist eine hübsche Börse ... Ja ... ja«, sagte er und wurde auf einmal blaß. »Besehen Sie sie sich, junger Mann«, fügte er hinzu.

      Rostow nahm die Börse in die Hand und besah sowohl die Börse als auch das darin befindliche Geld und richtete dann seinen Blick auf Teljanin. Der Leutnant ließ nach seiner Gewohnheit seine Augen wieder nach allen Seiten umherschweifen und schien plötzlich sehr heiter zu werden.

      »Wenn wir erst in Wien sind, werde ich mein Geld bis auf den letzten Groschen verjubeln; aber jetzt in diesen elenden Nestern hier weiß man gar nicht, wie man es ausgeben soll«, sagte er. »Nun, dann geben Sie wieder her, junger Mann; ich möchte gehen.«

      Rostow schwieg.

      »Und was wollen Sie anfangen? Wollen Sie auch frühstücken? Man bekommt hier ganz gut zu essen«, fuhr Teljanin fort. »Geben Sie her.«

      Er streckte die Hand aus und faßte die Börse an; Rostow ließ sie los. Teljanin nahm die Börse und schob sie in die Tasche seiner Reithose; seine Brauen zogen sich lässig in die Höhe, und sein Mund öffnete sich ein wenig, wie wenn er sagen wollte: »Ja, ja, ich stecke meine Börse in die Tasche; das ist eine ganz natürliche, einfache Sache und geht niemand etwas an.«

      »Nun, junger Mann?« sagte er tief atmend und blickte unter den hinaufgezogenen Brauen hervor dem jungen Rostow in die Augen.

      Eine Art von Lichtschein lief mit der Geschwindigkeit eines elektrischen Funkens aus Teljanins Augen in die Augen Rostows hinüber und wieder zurück, und nochmals hin und zurück, alles in einem Moment.

      »Kommen Sie hierher«, sagte Rostow leise, ergriff Teljanin bei der Hand und führte oder zog ihn vielmehr an ein Fenster. »Dieses Geld gehört Denisow; Sie haben es genommen«, flüsterte er dicht an dessen Ohr.

      »Was ...? Was ...? Wie können Sie es wagen? Was?« erwiderte Teljanin undeutlich.

      Aber diese Worte klangen wie ein kläglicher, verzweifelnder Aufschrei und wie ein Flehen um Verzeihung. Sowie Rostow diese Stimme hörte, schwand ihm jeder Zweifel, und es fiel ihm ein schwerer Stein vom Herzen. Er empfand Freude; aber zu gleicher Zeit ergriff ihn ein tiefes Mitleid mit dem unglücklichen Menschen, der da vor ihm stand. Jedoch mußte er zu Ende führen, was er begonnen hatte.

      »Die Leute hier können sich ja Gott weiß was für Gedanken machen«, murmelte Teljanin, griff nach seiner Mütze und ging voran in ein kleines, leeres Zimmer. »Wir müssen uns miteinander aussprechen ...«

      »Ich weiß es, und ich werde es beweisen«, sagte Rostow.

      »Ich ...«

      In Teljanins blassem, erschrockenem Gesicht begannen alle Muskeln zu zucken; die Augen liefen noch ebenso unstet umher wie vorher, aber jetzt am Boden, und er schlug sie nicht zu Rostows Gesicht auf. Ein schluchzender Ton wurde vernehmbar.

      »Graf ...! Stürzen Sie einen jungen Menschen nicht ins Verderben ... Da ist das unselige Geld; nehmen Sie es hin ...« Er warf die Börse auf den Tisch. »Ich habe einen alten Vater, eine Mutter ...!«

      Rostow nahm das Geld, wobei er Teljanins Blick vermied, und ging, ohne ein Wort zu sagen, zur Tür. Aber an der Tür blieb er stehen und wandte sich wieder um. »Mein Gott«, sagte er mit Tränen in den Augen, »wie konnten Sie das nur tun?«

      »Graf ...«, begann Teljanin und näherte sich dem Junker.

      »Rühren Sie mich nicht an!« sagte Rostow und wich ihm seitwärts aus. »Wenn Sie in Not sind, so nehmen Sie dieses Geld hier.« Er warf ihm seine eigene Börse hin und verließ eilig das Wirtshaus.

      Fußnoten

      1 Koseform für Wasili.

      Anmerkung des Übersetzers.

      V

      Am Abend desselben Tages führten in Denisows Quartier die zu seiner Eskadron gehörenden Offiziere untereinander ein sehr lebhaftes Gespräch.

      »Und ich sage Ihnen, Rostow, daß Sie den Regimentskommandeur um Entschuldigung bitten müssen«, sagte ein hochgewachsener Vizerittmeister mit schon ergrauendem Haar, gewaltigem Schnurrbart und grobgeschnittenem, runzligem Gesicht zu dem jungen Rostow, der einen dunkelroten Kopf hatte und sich in höchster Aufregung befand.

      Dieser

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