Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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wurden lauter. Nachdem Hauptmann Tuschin für seine Mannschaft das Erforderliche angeordnet hatte, schickte er einen seiner Leute aus, um für den Junker einen Verbandsplatz oder einen Arzt zu suchen, und setzte sich an ein Feuer, das die Soldaten auf der Straße angemacht hatten. Rostow schleppte sich gleichfalls zu dem Feuer hin. Schmerz, Kälte und Nässe hatten ihn in einen solchen Fieberzustand versetzt, daß sein ganzer Körper zitterte. Eine furchtbare Müdigkeit hatte ihn überkommen; aber doch konnte er vor schrecklichen Schmerzen in dem beschädigten Arm, welcher keine passende Lage fand, nicht einschlafen. Bald schloß er die Augen, bald sah er in das Feuer, das ihm glühend rot vorkam, bald blickte er nach der gebückten, dürftigen Gestalt Tuschins hin, der mit untergeschlagenen Beinen neben ihm saß. Tuschins große, gute, kluge Augen waren teilnahmsvoll und mitleidig auf ihn gerichtet. Rostow sah, daß Tuschin von ganzem Herzen ihm zu helfen wünschte, aber keine Möglichkeit dazu hatte.

      Von allen Seiten hörte man die Schritte und das Reden vorübergehender und vorüberreitender Soldaten und der ringsherum lagernden Infanterie. Die Töne der Stimmen, der Schritte und der im Schmutz umhertretenden Pferdehufe und das nahe und ferne Prasseln des brennenden Holzes: alles floß zu einem einzigen wogenden Getöse zusammen.

      Jetzt floß nicht mehr, wie vorher, in der Finsternis ein unsichtbarer Strom dahin, sondern hier war gleichsam ein finsteres Meer, das nach dem Sturm noch wallte und nun allmählich wieder zur Ruhe kam. Rostow sah und hörte gedankenlos, was vor ihm und um ihn herum vorging. Ein Infanterist trat zum Feuer, kauerte sich daneben nieder, hielt die Hände nach dem Feuer hin und wandte das Gesicht ab.

      »Ist es erlaubt, Euer Wohlgeboren?« sagte er, indem er sich fragend an Tuschin wandte. »Ich habe meine Kompanie verloren, Euer Wohlgeboren; ich weiß gar nicht, wo sie ist. Eine dumme Geschichte!«

      Gleichzeitig mit dem Soldaten war ein Infanterieoffizier mit verbundener Wange an das Feuer getreten; er bat Tuschin, die Geschütze ein klein wenig beiseite rücken zu lassen, damit er mit einem Bagagewagen vorbei könne. Nach diesem Kompaniechef kamen zwei Soldaten zum Feuer gelaufen. Sie schimpften einander grimmig und prügelten sich, indem einer dem andern einen Stiefel zu entreißen suchte.

      »Natürlich! Von der Erde hast du ihn aufgehoben! Sieh, wie schlau!« schrie der eine mit heiserer Stimme.

      Dann trat ein hagerer, blasser Soldat heran, den Hals mit einem blutigen Fußlappen verbunden, und verlangte in zornigem Ton von den Artilleristen Wasser.

      »Was denkt ihr? Soll ich etwa krepieren wie ein Hund?« sagte er.

      Tuschin befahl, ihm Wasser zu geben. Darauf kam ein lustiger Soldat herbeigelaufen, der um ein Feuerscheit für die Infanterie bat.

      »Bitte um ein hübsch brennendes Feuerscheit für die Infanterie! Gott gebe auch alles Gute, liebe Landsleute! Wir danken auch schön für das Feuer, wir werden es euch mit Zinsen zurückerstatten«, sagte er und trug das rotbrennende Scheit irgendwohin weg in die Dunkelheit.

      Nach diesem Soldaten gingen vier Soldaten am Feuer vorbei, die etwas Schweres auf einem Mantel trugen. Einer von ihnen stolperte.

      »Na, so was! Mitten auf den Weg haben die verfluchten Kerle Holz hingeworfen«, brummte er.

      »Er ist gestorben; wozu sollen wir ihn noch tragen?« sagte ein zweiter.

      »Na wartet, ich werde euch ...«

      Und sie verschwanden mit ihrer Last in der Dunkelheit.

      »Nun? Tut es weh?« fragte Tuschin flüsternd den Junker Rostow.

      »Ja.«

      »Euer Wohlgeboren möchten zum General kommen. Der Herr General hat hier in dem Bauernhaus Quartier genommen«, sagte, zu Tuschin herantretend, der Feuerwerker.

      »Gleich, lieber Freund.«

      Tuschin stand auf, knöpfte sich den Mantel zu und ging, sich unterwegs das Haar zurechtstreichend, von dem Feuer weg.

      Nicht weit von dem Feuer der Artilleristen saß in einer für ihn hergerichteten Stube eines Bauernhauses Fürst Bagration beim Mittagessen, im Gespräch mit mehreren ihm unterstellten Kommandeuren, die sich bei ihm versammelt hatten. Da war jener alte Mann mit den halbgeschlossenen Augen, der gierig an einem Hammelknochen nagte; da war jener General, der zweiundzwanzig Jahre lang tadellos gedient hatte; von einem Gläschen Schnaps und dem Essen hatte er einen ganz roten Kopf bekommen; da war der Stabsoffizier mit dem Brillantring, und Scherkow, dessen Augen unruhig bei allen Anwesenden umhergingen, und Fürst Andrei, blaß, mit zusammengepreßten Lippen und fieberhaft glänzenden Augen.

      In der Stube stand, in eine Ecke gelehnt, eine erbeutete französische Fahne; der Auditeur mit dem naiven Gesicht betastete das Gewebe der Fahne und schüttelte, wie verwundert, den Kopf, vielleicht weil er sich wirklich für das Aussehen der Fahne interessierte, vielleicht auch weil es ihm peinlich war, hungrig einem Essen zuzusehen, bei welchem für ihn kein Gedeck vorhanden war. In der anstoßenden Stube befand sich ein von den Dragonern gefangengenommener französischer Oberst. Viele von unseren Offizieren drängten sich um ihn und betrachteten ihn. Fürst Bagration sprach den einzelnen Kommandeuren seinen Dank aus und erkundigte sich nach den Einzelheiten des Kampfes und nach den Verlusten. Jener Regimentskommandeur, der bei Braunau die Besichtigung durchgemacht hatte, berichtete dem Fürsten, er habe sich gleich bei Beginn des Kampfes aus dem Wald zurückgezogen, die Holzfäller gesammelt, sie nach hinten an sich vorbeipassieren lassen, mit zwei Bataillonen einen Bajonettangriff gemacht und die Franzosen zurückgeschlagen.

      »Als ich dann sah, Euer Durchlaucht, daß das erste Bataillon stark gelitten hatte, da stellte ich mich am Weg hin und dachte: ›Ich will diese nach hinten zurücknehmen und dem Feind mit einem Dauerfeuer entgegentreten.‹ Und so habe ich es denn auch gemacht.«

      Der Regimentskommandeur wünschte so lebhaft, dies getan zu haben, und bedauerte so tief, nicht imstande gewesen zu sein es zu tun, daß er sich einbildete, es sei alles genau so zugegangen. Und vielleicht war es sogar tatsächlich so gewesen? Hatte man etwa in diesem Wirrwarr erkennen können, was geschah und was nicht geschah?

      »Dabei muß ich noch bemerken, Euer Durchlaucht«, fuhr er fort, da ihm Dolochows Gespräch mit Kutusow und seine eigene letzte Begegnung mit dem Degradierten einfielen, »daß der zum Gemeinen degradierte Dolochow vor meinen Augen einen französischen Offizier gefangengenommen und sich besonders ausgezeichnet hat.«

      »Auf diesem Flügel, Euer Durchlaucht, habe ich die Attacke der Pawlograder mit angesehen«, mischte sich hier, unruhig umherblickend, Scherkow in das Gespräch, der an diesem Tag überhaupt keinen Husaren gesehen, sondern nur aus dem Mund eines Infanterieoffiziers von ihnen gehört hatte. »Sie haben zwei Karrees niedergeritten, Euer Durchlaucht.«

      Bei Scherkows Worten lächelten manche, da sie, wie stets, von ihm einen Witz erwarteten; aber als sie merkten, daß das, was er sagte, ebenfalls auf den Ruhm unserer Waffen und des heutigen Tages abzielte, nahmen sie wieder eine ernste Miene an, obgleich viele von ihnen recht wohl wußten, daß das, was Scherkow sagte, eine Lüge ohne jeden tatsächlichen Untergrund war. Fürst Bagration wandte sich zu dem alten Regimentskommandeur.

      »Ich danke Ihnen allen, meine Herren; alle Truppenteile haben heldenhaft gekämpft: die Infanterie, die Kavallerie und die Artillerie. Wie ist es aber zugegangen, daß im Zentrum zwei Geschütze zurückgelassen sind?« fragte er, indem er nach jemanden mit den Augen suchte. (Nach den Geschützen des linken Flügels erkundigte sich Fürst Bagration nicht; er wußte bereits, daß dort gleich zu Anfang des Kampfes alle Kanonen im Stich gelassen worden waren.) »Ich meine, ich hatte Sie gebeten, den Rückzug der Batterie zu veranlassen«, wandte er sich an den Stabsoffizier du jour.

      »Das

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