Eine Falle für Null. Джек Марс
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„Hat jemand Hunger?” fragte Reid und versuchte dabei, so sorglos zu erscheinen, dass er laut und theatralisch klang.
„Nein”, antwortete Maya leise. Sara schüttelte ihren Kopf.
„OK.” Man konnte die bedeutungsvolle Stille, die folgte, spüren, als sei sie ein unsichtbarer Ballon, der sich aufblies, um eine riesige Distanz zwischen ihnen zu schaffen. „Na dann”, sagte Reid letztendlich und hoffte, ihn zu zerbersten, „ich weiß ja nicht, wie es mit euch beiden steht, aber ich bin erschöpft. Ich glaube, wir sollten alle etwas zur Ruhe kommen.”
Die Mädchen nickten erneut. Reid küsste Sara auf den Kopf und sie schlurfte zurück in die Eingangshalle - er bemerkte, dass sie dabei näher an einer Wand entlangging, obwohl ihr nichts im Weg stand - und die Treppen hinauf.
Maya wartete, sagte nichts, doch horchte aufmerksam, bis die Schritte auf der Treppe den Teppichboden am oberen Ende erreicht hatten. Sie zog sich die Schuhe aus und fragte dann plötzlich: „Ist er tot?”
Reid blinzelte zwei Mal. „Ist wer tot?”
Maya blickte nicht auf. „Der Mann, der uns entführt hat. Derjenige, der Herrn Thompson ermordet hat. Rais.”
„Ja”, antwortete Reid leise.
„Hast du ihn getötet?” Ihr Blick war hart, aber nicht wütend. Sie wollte die Wahrheit wissen, keine weitere Deckungsgeschichte oder Lüge hören.
„Ja”, gab er nach einem langen Moment zu.
„Gut”, flüsterte sie zurück.
„Hat er euch seinen Namen verraten?” fragte Reid.
Maya nickte und sah ihn dann entschlossen an. „Da war noch ein weiterer Name, von dem er wollte, dass ich ihn weiß. Kent Steele.”
Reid schloss seine Augen und seufzte. Irgendwie schaffte Rais es immer noch, ihn weiter zu plagen, selbst über den Tod hinaus. „Damit bin ich jetzt fertig.”
„Versprichst du das?” Sie zog beide Augenbrauen hoch und hoffte, dass er ehrlich war.
„Ja. Ich verspreche es.”
Maya nickte. Reid wusste nur zu gut, dass es noch nicht zu Ende war. Sie war viel zu intelligent und wissbegierig, um die Dinge dabei zu belassen. Doch für den Augenblick schienen seine Antworten sie zu befriedigen, und sie ging die Treppe hoch.
Er hasste es, seine Töchter zu belügen. Er hasste es noch mehr, sich selbst zu belügen. Seine Einsatzarbeit war noch nicht vorbei - vielleicht die bezahlten Einsätze, doch er musste noch eine Menge tun, wenn er der Verschwörung auf den Grund gehen wollte, die er gerade erst begonnen hatte, aufzudecken. Er hatte keine Wahl, solange er etwas wusste, war er weiterhin in Gefahr. Seine Mädchen könnten sich immer noch in Gefahr befinden.
Er wünschte sich für einen Moment, nichts davon zu wissen, dass er alles vergessen könnte, was er über die Agentur wusste, über Verschwörungen, und einfach nur ein College Professor und Vater für seine Töchter sein könnte.
Doch das kannst du nicht. Also musst du das Gegenteil tun.
Er brauchte nicht weniger Erinnerungen. Er hatte dies schon ausprobiert und es hatte nicht sehr gut funktioniert. Er brauchte mehr Erinnerungen. Je mehr er sich an das erinnern könnte, was er vor zwei Jahren wusste, desto weniger müsste er arbeiten, um die Wahrheit aufzudecken. Vielleicht müsste er sich nicht mehr lange sorgen.
Während er da in der Küche stand, nur ein paar Meter von dem Flecken entfernt, an dem Thompson ermordet wurde, traf Reid seine Entscheidung. Er würde den alten Brief von Alan Reidigger finden - und damit auch den Namen des schweizer Neurologen, der den Gedächtnishemmer in seinen Kopf implantiert hatte.
KAPITEL EINS
Abdallah bin Mohammed war tot.
Der Körper des alten Mannes lag auf einer Granitplatte im Hof des Lagers, einer ummauerten Gruppe von verschachtelten, beigen Gebäude, die etwa achtzig Kilometer westlich von Albaghdadi in der Wüste Iraks lag. Dort hatte die Brüderschaft sowohl den Ausschluss von Hamas als auch die Überwachung durch amerikanische Streitkräfte während der Besetzung und darauffolgenden Demokratisierung des Landes überlebt. Für jegliche Person, die nicht der Brüderschaft angehörte, war das Lager lediglich eine Kommune orthodoxer Schiiten. Razzien und erzwungene Kontrollen des Geländes hatten nichts ergeben. Ihre geheimen Lager waren gut versteckt.
Der alte Mann hatte sich persönlich um ihr Überleben gekümmert, sein Vermögen im Dienst der Aufrechterhaltung ihrer Ideologie ausgegeben. Doch jetzt war bin Mohammed tot.
Awad stand stoisch neben der Platte, auf dem die aschfarbene Leiche des alten Mannes aufgebahrt war. Bin Mohammeds vier Gattinnen hatten ihm schon ghusl zukommen lassen. Sie wuschen seinen Körper drei Mal, bevor sie ihn in Weiß kleideten. Seine Augen waren friedlich geschlossen, seine Hände über seine Brust gekreuzt, die Rechte über die Linke. Die Leiche hatte keinen Flecken oder Kratzer, während der letzten sechs Jahre hatte er in der Anlage gelebt und war dort gestorben, ihre Mauern nicht verlassen. Er wurde nicht durch Granatfeuer oder Drohnenangriffe, wie so viele andere Mudschaheddin, getötet.
„Wie?” fragte Awad auf arabisch. „Wie starb er?”
„Er hatte Nachts einen Krampfanfall”, antwortete Tarek. Der kleinere Mann stand auf der anderen Seite der Steinplatte Awad gegenüber. Viele in der Brüderschaft sahen Tarek als den stellvertretenden Kommandeur nach bin Mohammed an, doch Awad wusste, dass seine Aufgabe kaum die eines Boten und Betreuers überschritt, als die Gesundheit des alten Mannes sich verschlechterte. „Der Anfall rief einen Herzinfarkt hervor. Es dauerte nur einen Augenblick. Er litt nicht.”
Awad legte eine Hand auf die stille Brust des alten Mannes. Bin Mohammed hatte ihm viel beigebracht, nicht nur bezüglich des Glaubens, sondern auch was die Welt anging, die vielen Notlagen in ihr, und was es bedeutete, ein Anführer zu sein.
Und er, Awad, sah nicht nur eine Leiche vor sich, sondern ebenfalls eine Chance. Drei Nächte zuvor hatte Allah ihn mit einem Traum beschenkt, doch jetzt war es schwer, ihn nur so zu nennen. Er war prophetisch. In ihm sah er Mohammeds Tod und eine Stimme sagte ihm, dass er aufstiege und die Brüderschaft anführte. Die Stimme, so war er sich sicher, gehörte dem Propheten, er sprach im Auftrag des Einen Wahren Gottes.
„Hassan ist auf einem Munitionsraubzug”, gab ihm Tarek leise zu wissen. „Er weiß noch nicht, dass sein Vater verstorben ist. Er kommt heute zurück. Bald schon wird er erfahren, dass es jetzt an ihm liegt, die Brüderschaft anzuführen-”
„Hassan ist schwach”, entfuhr es Awad schärfer, als er es eigentlich vorhatte. „Während Mohammeds Gesundheitszustand sich verschlechterte, tat Hassan nichts, damit wir nicht schwächer würden.”
„Doch...”, Tarek zögerte. Er war sich Awads aufbrausendem Temperament nur zu gut bewusst. „Die Pflichten