So Gut Wie Verloren. Блейк Пирс
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу So Gut Wie Verloren - Блейк Пирс страница 3
![So Gut Wie Verloren - Блейк Пирс So Gut Wie Verloren - Блейк Пирс](/cover_pre622642.jpg)
Das Problem war, dass sie sich nicht frei fühlte, sondern ungeschützt und verletzlich.
Ihr ehemaliger Arbeitgeber würde bald wegen Mordes vor Gericht stehen und sie war die einzige, die die ganze Wahrheit kannte. Und – noch schlimmer – er hatte mittlerweile bestimmt herausgefunden, dass sie Beweise zerstört hatte, die er gegen sie hatte verwenden wollen.
Krank vor Angst fürchtete sie, er könnte Jagd auf sie machen.
Wer wusste schon, wie weit die Fühler eines wohlhabenden, verzweifelten Mannes reichten? Sie hatte geglaubt, sich problemlos in einer Millionenstadt verstecken zu können, doch die französischen Zeitungen mit ihren kreischenden Artikelüberschriften lauerten hinter jeder Ecke. Sie war sich der extensiven Kameraüberwachung bewusst, vor allem in der Nähe von Touristenattraktionen. Und die Mitte Londons war nichts anderes als eine große Show.
Cassie blickte nach oben und sah einen dunkelhaarigen Mann auf der Plattform neben dem Riesenrad. Sie hatte schon vor einer Weile seinen Blick auf sich gespürt und bemerkte nun, dass er erneut in ihre Richtung starrte. Sie versuchte, sich damit zu beruhigen, dass es sich lediglich um einen Sicherheitsbeamten oder einen Polizisten in Zivil handelte. Aber es funktionierte nicht. Sie gab sich immer größte Mühe, sich von Polizisten fernzuhalten – egal ob in Zivil oder nicht. Genauso fürchtete sie potentielle Privatdetektive oder auch ehemalige Beamten, die sich möglicherweise für eine lukrativere Karriere als bezahlte Verbrecher entschieden hatten.
Cassie erstarrte, als der Mann sein Handy, oder vielleicht war es auch ein Walkie-Talkie, herauszog und mit dringlichem Gesichtsausdruck hineinzusprechen begann. Im nächsten Moment verließ er die Plattform und ging geradewegs auf sie zu.
Cassie entschied sich, London heute nicht von oben sehen zu müssen. Obwohl sie bereits Eintritt dafür bezahlt hatte, würde sie die Attraktion verlassen. Schließlich konnte sie ein anderes Mal zurückkehren.
Sie drehte sich um und bereitete sich darauf vor, die Menschenmenge zu durchqueren, als sie erschrocken sah, dass zwei weitere Polizisten hinter ihr erschienen waren.
Auch die Teenager-Mädchen hinter ihr hatten sich dazu entschlossen, zu gehen. Sie hatten sich bereits umgedreht und schoben sich durch die Warteschlange zum Ausgang. Cassie folgte ihnen, dankbar, dass sie den Weg für sie freimachten. Doch ihre Panik wuchs, als die Beamten ihr weiterhin folgten.
„Warten Sie, Ma’am! Bleiben Sie stehen!“, rief der Mann hinter ihr.
Sie würde sich nicht umdrehen. Nein. Sie würde schreien, sich an den anderen Menschen in der Schlange festhalten, betteln und flehen und sagen, dass sie die falsche Person hatten. Dass sie nichts mit dem mutmaßlichen Mörder Pierre Dubois zu tun und nie für ihn gearbeitet hatte. Sie würde alles tun, um einfach nur wegzukommen.
Aber als sie sich darauf vorbereitete, zu kämpfen, schob sich der Mann an ihr vorbei und packte die zwei Teenager-Mädchen vor ihr.
Die Mädchen begannen zu schreien und zu zappeln – genau wie sie es auch vorgehabt hatte. Zwei weitere Polizisten in Zivil erschienen, schoben die Beistehenden beiseite und packten die Mädchen am Arm, während ein uniformierter Polizist deren Taschen öffnete.
Zu Cassies Verwunderung beobachtete sie, wie der Polizist drei Handys und zwei Geldbeutel aus dem neonpinken Rucksack des größeren Mädchens zog.
„Taschendiebe. Bitte überprüfen Sie Ihre Taschen, meine Damen und Herren. Informieren Sie uns, wenn Ihnen etwas fehlt“, erklärte der Beamte.
Cassie griff nach ihrer Jackentasche und fühlte erleichtert, dass ihr Handy sicher in der Innentasche verstaut lag. Dann blickte sie auf ihre Handtasche und ihr Herz sank Richtung Magengegend, als sie sah, dass der Reißverschluss offen war.
„Mein Geldbeutel fehlt“, sagte sie. „Jemand hat ihn gestohlen.“
Atemlos vor Angst folgte sie den Beamten aus der Schlange heraus und um die Ecke in das kleine Büro der Sicherheitsbeamten. Die zwei Taschendiebe warteten bereits dort und weinten, während die Polizisten ihre Taschen ausleerten.
„Ist es dabei, Ma’am?“, fragte der Beamte in Zivil Cassie und deutete auf die Handys und Geldbeutel auf dem Tresen.
„Nein, das ist es nicht.“
Cassie wollte am liebsten selbst in Tränen ausbrechen. Sie sah zu, wie ein Beamte den Rucksack ausschüttelte und hoffte, ihr abgewetztes Lederportemonnaie herausfallen zu sehen, doch die Tasche war leer.
Der Polizist schüttelte genervt den Kopf.
„Sie geben ihre Beute durch die Schlange nach hinten, um sie zügig aus dem Sichtfeld zu schaffen. Da Sie vor den Dieben in der Schlange standen, wurde Ihr Geldbeutel vermutlich schon vor einer ganzen Weile entwendet.“
Cassie drehte sich um und starrte die Diebe an. Sie hoffte, alle Gefühle und Gedanken in ihren Blick packen zu können. Wäre der Beamte nicht danebengestanden, hätte sie sie beschimpft, sie gefragt, welches Recht sie hatten, ihr Leben zu ruinieren. Sie waren nicht am Verhungern, trugen neue Schuhe und Markenjacken. Vermutlich stahlen sie für den Nervenkitzel oder um Alkohol oder Drogen zu kaufen.
„Tut mir leid, Ma’am“, fuhr der Beamte fort. „Würden Sie bitte einige Minuten hier warten, wir müssen Ihre Aussage aufnehmen.“
Eine Aussage. Cassie wusste, dass das nicht möglich war.
Sie wollte unter keinen Umständen im Fokus der Polizei stehen. Sie wollte ihnen weder ihre Adresse geben, noch sagen, wer sie war. Und keinesfalls durften ihre Informationen in einem offiziellen Bericht stehen.
„Ich werde meiner Schwester nur eben sagen, dass ich hier bin“, log sie den Beamten an.
„Kein Problem.“
Er drehte sich weg und redete mit seinem Walkie-Talkie, während Cassie aus dem Büro eilte.
Ihr Geldbeutel war Geschichte, er war weg. Sie hatte keine Chance, ihn zurückzubekommen, selbst wenn sie hundert Polizeiberichte schreiben würde. Also entschied sie sich, das Nächstbeste zu tun: Das London Eye zu verlassen und nie wieder zurückzukehren.
Der Ausflug war ein unglaubliches Desaster gewesen. Sie hatte am Morgen viel Geld abgehoben und nun waren außerdem ihre Bankkarten weg. Sie konnte keine Bank betreten, um Geld abzuheben, da sie ihren Ausweis nicht bei sich trug – ihr Reisepass befand sich im Gästehaus und sie hatte keine Zeit, ihn zu holen, weil sie geplant hatte, direkt nach dem Besuch beim London Eye mit ihrer Freundin Jess Mittag essen zu gehen.
Eine halbe Stunde später betrat Cassie den Pub, wo sie sich verabredet hatten. Sie war aufgewühlt, aufgebracht über den Verlust des Geldes und ziemlich genervt von London. Die Mittagshektik hatte noch nicht begonnen, also bat sie die Kellnerin, ihr einen Ecktisch zu reservieren, während sie das Badezimmer aufsuchte.
Sie starrte sich im Spiegel an, glättete ihr welliges, kastanienbraunes Haar und versuchte sich an einem fröhlichen Lächeln. Der Ausdruck fühlte sich ungewohnt an. Sie war sich sicher, seit ihrem letzten Treffen mit Jess abgenommen zu haben, außerdem glaubte sie, zu blass und zu gestresst auszusehen. Und das lag nicht nur an dem Trauma dieses Tages.
Als sie das Badezimmer verließ, sah