So Gut Wie Verloren. Блейк Пирс
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Cassie zögerte. Würde sie ja sagen? Das wäre eine verbindliche Zusage und sie war sich nicht sicher, ob sie zu diesem Schritt bereit war.
„Ich würde gerne mehr über den Job erfahren“, sagte sie. „Ich war als Au-Pair in Frankreich tätig, aber meine Anstellung ist vorbei. Ich habe an eine befristete Stelle gedacht, bin mir zu diesem Zeitpunkt aber unsicher.“
Kurze Stille.
„Ok, ich fasse mal kurz zusammen. Ich bin gerade mehr als verzweifelt, habe eine Scheidung hinter mir, die mir ziemlich zugesetzt hat. Die Kinder wollen nicht einmal darüber sprechen, was geschehen ist und ich brauche jemanden, der sie aufmuntert und mit ihnen Spaß hat. Außerdem habe ich ein großes Projekt mit Deadline, das mich fast all meine Zeit kostet.“
Ryans Worte schockierten Cassie. Sie hatte eine so missliche Lage nicht erwartet. Kein Wunder, dass er verzweifelt nach Hilfe suchte.
Die Scheidung musste sehr traumatisch gewesen sein, wenn die Kinder so darunter litten. Sie vermutete, dass Ryan es war, der sich um sie kümmerte und seine Frau ihn möglicherweise für jemand anderen verlassen hatte.
Sie hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte.
„Das klingt in der Tat sehr aufreibend“, sagte sie schließlich, um die kurze Stille zu füllen.
„Ich habe herumtelefoniert, weil ich noch keine Gelegenheit dazu hatte, den Job auszuschreiben. Ich bin gerade so durcheinander, dass ich vermutlich nicht besonders gut darin wäre, jemanden zu interviewen. Aber alle, die bereits für mich gearbeitet haben, sind nicht verfügbar. Es stört mich nicht, zuzugeben, dass ich wirklich dringend Hilfe benötige. Ich bin bereit, das Dreifache zu bezahlen. Außerdem geht es um maximal drei Wochen.“
„Also …“, begann Cassie.
Sie brachte es nicht zustande, nein zu sagen. Das wäre herzlos, wo sich der Mann doch in solch grässlichen Umständen zu befinden schien. Sie hatte Mitleid mit ihm und das Gefühl, es wäre egoistisch, den Job einfach so auszuschlagen. Die Familie brauchte verzweifelt Hilfe, das Geld stimmte und die kurze Job-Dauer war auch verlockend.
„Warum kommen Sie nicht vorbei und lernen uns kennen?“, schlug Ryan vor. „Haben Sie einen Wagen? Wenn nicht, kann ich Sie auch am Bahnhof abholen. Natürlich werde ich die Fahrkarte bezahlen.“
„Ich habe einen Wagen“, sagte Cassie.
„Das erleichtert die Sache. Wenn der Verkehr stimmt, brauchen Sie vermutlich nicht mehr als fünf Stunden. Ich werde Ihnen die Adresse schicken und für die Fahrtkosten bezahlen, wenn Sie uns nicht mögen.“
„In Ordnung. Ich fahre morgen früh los und sollte dann gegen Mittag ankommen“, sagte Cassie.
Sie legte auf und war erleichtert über die Möglichkeit, Zeit mit der Familie verbringen zu können, bevor sie sich entscheiden musste. Wenn sie sie mochte, wäre das eine Gelegenheit, ihr Leben in dieser schweren Zeit unterstützend zu bereichern.
Als Ryan ihr erzählte, frisch geschieden zu sein, hatte sie nicht erwartet, so viel Mitgefühl für ihn zu empfinden. Da sie in einem Zuhause voller Konflikte aufgewachsen war und ihre Mutter so früh verloren hatte, glaubte sie, zu verstehen, wie es sich anfühlen musste. Sie wusste, dass sie der Familie in dieser Zeit beistehen konnte.
Als sie als verzweifelte und ängstliche Sechzehnjährige ihr Zuhause verlassen hatte, war sie entschlossen gewesen, in die Fußstapfen ihrer Schwester zu treten und für immer der Gewalt ihres Vaters zu entfliehen. Aber nach der Flucht aus seiner wütenden Dominanz war sie in der schädlichen Beziehung mit Zane gelandet. Und ihre Reise nach Frankreich, mit der sie Zane entkommen hatte wollen, war im größten Albtraum überhaupt geendet.
Außerhalb der Stadt in einem entlegenen Küstendorf wäre sie sicher und in der Lage, die familiäre Umgebung zu erleben, in der sie sich gebraucht fühlen konnte. Schließlich war das einer der Hauptgründe gewesen, überhaupt als Au-Pair arbeiten zu wollen.
Cassie hoffte nun, dort heilen zu können.
KAPITEL DREI
Die Fahrt zu Ryan Ellis dauerte länger, als Cassie erwartet hatte. Es schien unmöglich, die Staus auf dem Weg nach Süden zu meiden und zwei Mal musste sie wegen Straßenarbeiten umständliche Umleitungen in Kauf nehmen.
Aufgrund der zusätzlichen Zeit auf der Straße ging ihr fast das Benzin aus. Mit dem letzten Geld, das ihr von Jess‘ Leihgabe übriggeblieben war, füllte sie den Tank. Sie machte sich Sorgen, Ryan könnte denken, sie habe ihre Meinung geändert. Also schrieb sie ihm eine Nachricht, um sich für die Verspätung zu entschuldigen. Sofort antwortete er: „Kein Problem, nimm dir Zeit und fahr vorsichtig.“
Sobald sie den Highway verlassen und die ländliche Gegend erreicht hatte, bot sich ihr eine idyllische Aussicht. Sie reckte den Hals und schielte über die getrimmten Hecken, um die Patchwork-Felder in jedem Farbton von Dunkelgrün bis Goldbraun sehen zu können. Dazwischen entdeckte sie immer wieder malerische Bauernhäuser und gewundene Flüsse. Die ordentliche Landschaft stimmte sie friedlich, obwohl sie wusste, dass die dichter werdenden Wolken Regen ankündigten. Sie hoffte, ihr Ziel noch vor dem Wolkenausbruch zu erreichen.
Mehr als sechs Stunden nach ihrem Verlassen Londons erreichte sie ein gemütliches, kleines Dorf an der Küste. Selbst im trüben Licht hatte es etwas Verzaubertes an sich. Ihr Wagen ratterte über Pflastersteinstraßen, wo Lücken in den Häuserreihen kurze Blicke auf den malerischen Hafen dahinter freigaben. Ryan hatte sie angewiesen, durch das Dorf hindurch und an der Küste entlang zu fahren. Das Haus befand sich einige Kilometer weiter und überblickte das Meer.
Sie parkte vor dem offenen Tor und starrte begeistert das Haus an – es war fast zu perfekt, um wahr zu sein. Es fühlte sich wie der Ort an, von dem sie immer geträumt hatte. Ein einfaches, aber gleichzeitig umwerfendes Zuhause mit weichen Linien und Holzdetails, das sich harmonisch in die Umgebung einfügte und sie an ein Schiff im Hafen erinnerte, wenn es nicht auf einer Klippe mit fantastischem Blick über den Ozean stehen würde. Der gepflegte Garten beherbergte sowohl eine Schaukel als auch eine Wippe. Beide waren schon etwas rostig und Cassie nahm an, dass der Zustand der Spielgeräte einen Hinweis auf das Alter der Kinder liefern könnte.
Cassie betrachtete sich im Rückspiegel und überprüfte ihr Haar. Die Wellen waren glatt und glänzend, nachdem sie ihnen am Morgen extra Zuwendung geschenkt hatte, und ihr korallenroter Lippenstift schimmerte makellos.
Sie lief über die gepflasterte Einfahrt zum Haus, wo ein Weg, der mit Blumenbeeten gesäumt war, auf sie wartete. Trotz der Jahreszeit blühte alles gelb und sie erkannte die Blüten des Geißblatts. Im Sommer war es vermutlich ein prächtiges Farbenspiel.
Die Haustüre öffnete sich, bevor sie dort angekommen war.
„Hallo Cassie. Schön, dich kennenzulernen. Ich bin Ryan.“
Der Mann, der sie begrüßte, war einen Kopf größer als sie, gutaussehend und überraschend jung. Sein sandbraunes Haar war zerzaust und seine Augen leuchteten blau. Er lächelte und schien sich ehrlich zu freuen, sie zu sehen. Er trug ein verblasstes Eminem-T-Shirt und ausgetragene Jeans. Sie bemerkte ein Geschirrtuch, das an seine Gürtelschlaufe geklemmt war.