So Gut Wie Vorüber. Блейк Пирс
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Читать онлайн книгу So Gut Wie Vorüber - Блейк Пирс страница 14
„Habt ihr hier Pferde?“, fragte sie Antoinette.
„Vor vielen Jahren hatten wir mal welche, aber die gibt es schon lange nicht mehr“, antwortete sie. „Keiner von uns reitet mehr.“
Cassie starrte die verlassenen Ställe an, während sie diese Nachricht verdaute.
Maureen hatte ihr falsche und extremst veraltete Informationen gegeben.
Die Pferde hatten in ihrer Entscheidung, herzukommen, eine große Rolle gespielt. Sie waren ein Anreiz gewesen – der Ort war ihr aufgrund der Tiere besser, ansprechender und lebendiger erschienen. Aber es gab sie schon lange nicht mehr.
Während dem Bewerbungsgespräch hatte Maureen behauptet, sie könne hier reiten lernen. Warum hatte sie die Sachlage falsch dargestellt? Welche Lügen hatte sie ihr sonst noch erzählt?
„Komm schon!“, Antoinette zupfte ungeduldig an ihrem Ärmel. „Wir müssen los!“
Als Cassie sich wegdrehte, fiel ihr ein, dass Maureen keinen Grund gehabt hatte, ihr falsche Informationen zu geben. Ihre übrigen Beschreibungen bezüglich des Hauses und der Familie waren relativ zutreffend gewesen und als Agentin konnte sie lediglich die Fakten weitergeben, die ihr präsentiert worden waren.
Dann muss es Pierre gewesen sein, der gelogen hatte. Und ihr wurde klar, dass das noch problematischer war.
Sobald sie die Biegung hinter sich gelassen hatten und das Schloss außer Sichtweite war, verlangsamte Antoinette ihren Schritt. Keine Sekunde zu früh für Ella, die sich beschwerte, dass ihre Füße wehtaten.
„Hör auf zu jammern“, sagte Antoinette. „Papa sagt immer, du darfst nicht jammern.“
Cassie hob Ella hoch und trug sie, doch sie schien bei jedem Schritt schwerer zu werden. Sie trug bereits einen Rucksack mit den Jacken der Kinder und ihre letzten paar Euros in ihren Seitentaschen.
Marc räuberte vor ihnen, brach Äste von Hecken und warf sie wie Speere auf die Straße. Cassie musste ihn andauernd daran erinnern, sich vom Asphalt fernzuhalten. Er war so unachtsam, dass er sich leicht vor einen entgegenkommenden Wagen werfen könnte.
„Ich habe Hunger!“, beschwerte sich Ella.
Verzweifelt dachte Cassie an ihr unberührtes Frühstück.
„Hinter der nächsten Kurve gibt es einen Kiosk“, sagte Antoinette. „Dort gibt es kalte Getränke und Snacks.“ Sie wirkte an diesem Morgen sonderlich gut gelaunt, auch wenn Cassie keine Ahnung hatte, woran das lag. Aber sie war froh, dass Antoinette den Anschein machte, sich für sie zu erwärmen.
Sie hoffte, in dem Kiosk eine billige Uhr erstehen zu können, da sie ohne Handy keine Ahnung hatte, wie spät es war. Doch der Laden entpuppte sich als Gärtnerei, die Setzlinge, Baby-Bäume und Dünger verkaufte. Der Kiosk an der Ladenkasse bot lediglich Erfrischungsgetränke und Snacks an. Der ältere Ladenbesitzer, der auf einem Barhocker neben dem Gasofen saß, erklärte ihr, dass sie sonst nichts hatten. Die Preise waren unglaublich hoch und sie zählte gestresst ihren dürftigen Geldscheinbündel, um jedem Kind Schokolade und einen Saft zu kaufen.
Während sie bezahlte, rannten die Kinder über die Straße, um die Esel zu begutachten. Cassie rief ihnen nach, zurückzukommen, doch sie ignorierten sie.
Der grauhaarige Mann zuckte mitfühlend mit den Schultern. „Kinder eben. Sie kommen mir bekannt vor. Wohnen Sie in der Nähe?“
„Ja. Das sind die Kinder der Dubois. Ich bin das neue Au-Pair und heute ist mein erster Arbeitstag“, erklärte Cassie.
Sie hoffte auf nachbarschaftliche Bestätigung, doch stattdessen weiteten sich die Augen des Mannes alarmiert.
„Die Dubois? Sie arbeiten für die?“
„Ja.“ Cassies Ängste kamen zurück. „Warum? Kennen Sie sie?“
Er nickte.
„Jeder kennt die Dubois. Und Diane, Pierres Frau, hat manchmal bei mir Pflanzen gekauft.“
Er sah ihr verwundertes Gesicht.
„Die Mutter der Kinder“, erklärte er. „Sie ist letztes Jahr verstorben.“
Cassie starrte ihn mit dröhnendem Kopf an. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte.
Die Mutter der Kinder war verstorben und zwar erst im vergangenen Jahr. Warum hatte ihr niemand davon erzählt? Auch Maureen hatte nichts erwähnt. Cassie hatte angenommen, dass Margot ihre Mutter war, bemerkte aber nun ihre Naivität. Margot war viel zu jung, um die Mutter einer Zwölfjährigen zu sein.
Diese Familie hatte erst kürzlich einen Verlust erlitten, war von einer Tragödie auseinandergerissen worden. Maureen hätte sie darüber aufklären müssen.
Aber Maureen hatte nichts von den Pferden gewusst, weil man es ihr vermutlich nicht erzählt hatte. Mit stechender Angst fragte sich Cassie, ob Maureen auch davon nichts gewusst hatte.
Was war mit Diane geschehen? Wie ging Pierre mit dem Verlust um? Wie hatte dieser die Kinder und die gesamte Familiendynamik beeinflusst? Was hielten sie von Margots Ankunft im Haus? Sie wunderte sich nicht mehr über das angespannte Gefühl, das wie ein Drahtseil in jeder Interaktion innerhalb des Hauses präsent war.
„Das ist – das ist wirklich traurig“, stotterte sie und realisierte, dass der Ladenbesitzer sie neugierig ansah. „Ich habe nicht gewusst, dass sie so kürzlich verstorben ist. Ich nehme an, ihr Tod war für alle eine traumatische Erfahrung.“
Mit tiefem Stirnrunzeln händigte der Mann ihr das Wechselgeld aus und sie steckte die Münzen ein.
„Ich bin mir sicher, Sie kennen den Hintergrund der Familie.“
„Ich weiß nicht viel, würde es also wirklich zu schätzen wissen, wenn Sie mir erzählen könnten, was geschehen ist.“ Cassie beugte sich nervös über den Tresen.
Er schüttelte den Kopf.
„Es ist nicht meine Aufgabe, mehr zu sagen. Sie arbeiten für die Familie.“
Warum machte das einen Unterschied, fragte sich Cassie. Ihre Fingernägel vergruben sich unter ihrer Nagelhaut und ihr wurde bewusst, dass sie ihre alte Stressgewohnheit wieder aufgenommen hatte. Was der ältere Mann ihr erzählt hatte, war besorgniserregend genug – was er sich weigerte, ihr zu sagen, war noch schlimmer. Vielleicht würde er ihr gegenüber offener sein, wenn sie ehrlich mit ihm war.
„Ich verstehe die Situation hier überhaupt nicht und habe Angst, mich übernommen zu haben. Um ehrlich zu sein, hat mir niemand davon erzählt, dass Diane gestorben ist. Ich weiß nicht, was geschehen ist oder wie die Situation davor aussah. Es würde mir wirklich helfen, die Familie besser zu verstehen.“
Er nickte mitfühlend, doch dann klingelte das Telefon in seinem Büro und sie wusste, dass die Gelegenheit vorbei war.