Die Totenbändiger - Band 6: Unheilige Nacht. Nadine Erdmann

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Die Totenbändiger - Band 6: Unheilige Nacht - Nadine Erdmann Die Totenbändiger

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Cam zu finden.

      »Ich warte im Wagen«, knurrte er, schüttelte seine Schwester ab und wandte sich zu ihrem Dienstwagen um.

      Sky drückte kurz Connors Hand, dann folgte sie Gabriel.

      »Los, gehen wir.« Grimmig stiefelte Connor zum Haus der Banks. Die Hunts waren für ihn zu einer zweiten Familie geworden, die ihm unendlich viel bedeutete, nachdem er seine eigene grausam verloren hatte. Und er hasste es jedes verdammte Mal, wenn er hautnah miterleben musste, wie die Ablehnung, die viele seiner Mitbürger Totenbändigern entgegenbrachten, die Menschen verletzte, die ihm wichtig waren. Emmetts Eltern sollten sich daher besser kooperativ zeigen.

      »Vielleicht sollten wir mitgehen.« Sue sah Connor und Thad hinterher, als sie durch den Vorgarten zum Haus liefen. »Wenn wir als Eltern an die Banks appellieren, bringt das vielleicht mehr. Wäre ihr Sohn von seinen Mitschülern verschleppt worden, würden sie ihn doch sicher auch wiederfinden wollen.«

      Schwer seufzend schüttelte Phil den Kopf und zog sie an sich. »Ich fürchte, das bringt nichts. Du hast gesehen, wie Tophers Mutter auf Totenbändiger reagiert hat. Wenn Emmetts Eltern genauso denken, ist Thads Vorschlag die bessere Idee.«

      »Aber du könntest mit ihnen reden. Du bist kein Totenbändiger.«

      Wieder seufzte Phil. »Aber Cam ist einer. Und wenn wir Pech haben, fühlen die Banks sich bedrängt, wenn ich als sein Vater vor ihnen stehe, und sie machen dicht.«

      Sue schnaubte entnervt, lehnte sich dann aber an ihn und zog seinen Arm fester um sich. Die Sorge um Cam machte sie ganz krank.

      Phil ging es nicht besser, doch er hielt sie fest und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Er hatte keine Ahnung, wen er mit dieser vertrauten Geste mehr beruhigen wollte, Sue oder sich selbst. Der Ruhepol der Familie zu sein, war manchmal wirklich anstrengend, und er war froh, dass Granny daheim geblieben war und Jules, Ella und Jaz im Zaum hielt. Die drei auch noch in Schach halten zu müssen, hätten ihn jetzt gerade mehr Geduldsreserven gekostet, als er hätte aufbringen können.

      »Komm.« Sanft schob er Sue zum Auto zurück. »Setzen wir uns in den Wagen. Das ist unauffälliger.«

      Sie nickte knapp.

      An der Haustür der Banks drückte Connor den Klingelknopf. Ein vielstimmiges Glockenspiel ertönte im Inneren des Hauses, dann dauerte es einen Moment bis die Tür geöffnet wurde und ein stämmiger Mann Ende vierzig erschien. Ähnlich wie zuvor Tophers Mutter musterte auch er die Fremden vor seiner Haustür mit einer deutlichen Portion Misstrauen.

      »Ja bitte?«

      Wieder zog Thad seinen Dienstausweis. »Guten Abend, Sir. Chief Inspector Pearce und Sergeant Fry von der London Metropolitan Police. Sind Sie Fergus Banks, der Vater von Emmett Banks?«

      »Schatz, wer ist da?« Aus den Tiefen des Hauses erschien eine beängstigend dünne Frau im ähnlichen Alter wie ihr Ehemann. Sie trat neben ihn und warf als Erstes einen furchtsamen Blick auf die Umgebung, wobei sie peinlich genau darauf achtete, bloß nicht über die eiserne Türschwelle zu treten. Als sie in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft nichts Beunruhigendes entdeckte, wandte sie sich den beiden Fremden vor ihrer Haustür zu und musterte sie argwöhnisch.

      »London Metropolitan Police, Ma’am. Chief Inspector Pearce und Sergeant Fry«, stellte Thad sich und Connor erneut vor. »Sind Sie Angela Banks?«

      »In der Tat. Worum geht es?« Nervös griff sie nach einer kunstvoll gearbeiteten kleinen Silberkugel, die vor ihrer Brust an einer Silberkette baumelte, und begann daran herumzuspielen, während ihr Blick unstet zwischen Thad, Connor und der Umgebung hin und her zuckte.

      »Wir suchen Ihren Sohn Emmett. Die Überwachungskamera einer Bushaltestelle hat ihn und seinen Wagen aufgezeichnet, als er vor drei Stunden gemeinsam mit zwei weiteren Jugendlichen einen Mitschüler gegen seinen Willen in sein Auto gezerrt hat. Wir gehen von einem dummen Streich aus, doch bisher ist der Junge noch nicht wiederaufgetaucht.«

      »Ist der Junge einer dieser Totenbändiger, die seit den Sommerferien mit unserem Sohn zur Schule gehen?«, wollte Mr Banks prompt wissen und sein ungehaltener Tonfall machte unmissverständlich deutlich, was er von diesem Pilotprojekt hielt. »Der, mit dem es immer wieder Ärger gibt? Wir waren von Anfang an dagegen, dass dieses Gesocks auf die Ravencourt gehen darf. Die sind gemeingefährlich und es war abzusehen, dass es mit denen nur Probleme geben wird. Wenn Emmett und seine Freunde da ein bisschen für Ordnung sorgen, ist das ihr gutes Recht!«

      Connor zwang sich, professionell und ruhig zu bleiben. Emmetts Auto stand nicht vor dem Haus, also lag die Vermutung nahe, dass weder er noch Topher oder Cam hier waren. Sie mussten daher geschickt vorgehen, wenn die Befragung der Banks in keiner Sackgasse enden sollte.

      »Ja, natürlich, Sir. Aber die Eltern des Jungen sind in großer Sorge. Besonders, weil die Unheilige Nacht bald anbricht. Sicher können Sie als Vater das nachvollziehen. Wissen Sie, wo Ihr Sohn sich gerade aufhält und ob er in Sicherheit ist? Falls der Totenbändiger sich bedrängt gefühlt hat, besteht schließlich Grund zur Sorge, dass er mit seinen Kräften um sich geschlagen und Ihren Sohn dabei verletzt haben könnte. Und sollten sie irgendwo sein, wo sie nicht ausreichend gut geschützt sind, könnte das in dieser Nacht fatale Folgen haben, falls sie nicht mehr in der Lage sein sollten, sich eigenständig in Sicherheit zu bringen.«

      Connor war froh, dass Gabriel und Sky seine Worte nicht hören konnten. Doch um hilfreiche Informationen zu bekommen, war ihm gerade so gut wie jedes Mittel recht. Die Dämmerung war schon weit fortgeschritten und wenn Topher und Emmett Cam irgendwo im Freien gelassen hatten, wurde es langsam wirklich gefährlich.

      Die beiden Banks tauschten einen Blick und Emmetts Mutter nestelte wieder an ihrer Kette herum.

      »Unser Sohn ist nicht dumm«, entgegnete Mr Banks schroff. »Wenn er diesem Totenbändiger eine Lektion erteilt hat, dann hat er sich dabei ganz sicher nicht selbst in Gefahr gebracht.«

      »Nein, ganz bestimmt nicht«, stimmte Emmetts Mutter ihrem Mann sofort zu. »Sie haben diesem Jungen sicher nur einen Denkzettel für den Ärger verpasst, den er ständig macht. Emmett ist ein guter Junge und immer sehr verantwortungsbewusst, deshalb ist er ganz bestimmt in Sicherheit. Einer seiner Freunde gibt heute eine Übernachtungsparty.« Sie lächelte verkrampft und warf erneut einen ängstlichen Blick in ihre Nachbarschaft. »Wie Jugendliche halt so sind. Sie gehen mit den Gefahren der Unheiligen Nächte auf ihre ganz eigene Art um. Und das ist auch gut so.«

      »Natürlich«, nickte Thad. »Können Sie uns den Namen und die Adresse des Freundes nennen, bei dem diese Party stattfindet? Auch wenn die Jugendlichen dort gewiss alle genauso verantwortungsbewusst sind wie Ihr Sohn, würden wir gerne einmal nachsehen, ob die Kinder dort wirklich sicher angekommen und nicht noch draußen unterwegs sind.«

      »Ich glaube, er heißt Stephen«, sagte Mrs Banks nach kurzem Überlegen. »Aber seinen Nachnamen oder die Adresse kenne ich leider nicht.« Sie lächelte entschuldigend. »Emmett ist schon fast erwachsen und er mag es nicht, wenn man ihm zu viele Fragen stellt. Persönlicher Freiraum ist den jungen Leuten heute sehr wichtig und wir als fortschrittlich denkende Eltern respektieren das natürlich.«

      Fortschrittlich denkend – ja klar! Connor schnaubte innerlich.

      »Das ist sehr löblich«, heuchelte Thad. »Danke für die Auskunft.«

      Mrs Banks nickte knapp und wich ins Haus zurück, offensichtlich erleichtert, dass sich das Gespräch dem Ende zuneigte und sie sich nicht länger den Gefahren

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