Der Glöckner von Notre Dame. Victor Hugo

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Der Glöckner von Notre Dame - Victor Hugo Große verfilmte Geschichten

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getrieben wird, dienten die Anstrengungen, die er machte, nur dazu, sein breites, aufgedunsenes, vor Zorn und Aerger purpurrothes Gesicht noch fester zwischen die Schultern seiner Nachbarn einzuklemmen. Endlich kam ihm einer von diesen, welche kurz, dick und ansehnlich wie er waren, zu Hilfe.

      »Abscheulich! Schuljungen, die so mit einem Bürger sprechen! Zu meiner Zeit hätte man sie mit Ruthen ausgepeitscht, und dann hätte man sie verbrannt.«

      Die ganze Bande brach nun los.

      »Holla he! wer liest da einem den Text? Wer ist der Unglücksrabe?«

      »Warte, ich kenne ihn,« sagte ein anderer, »es ist Meister Andry Musnier.«

      »Jawohl, es ist einer von den vier geschworenen Universitätsbuchhändlern,« sagte ein anderer.

      »Alles ist vierfach in dieser Bude,« schrie ein dritter, »die vier Nationen, die vier Facultäten, die vier Feste, die vier Procuratoren, die vier Wahlmänner, die vier Buchhändler.«

      »Nun wohl,« entgegnete Johann Frollo, »man muß ihnen auch den Teufel vervierfachen.«

      »Musnier, wir werden deine Bücher verbrennen.«

      »Musnier, wir werden deinen Diener prügeln.«

      »Musnier, wir werden deine Frau zerdrücken.«

      »Die gute, dicke Frau Oudarde.«

      »Die so frisch und so lustig ist, als wäre sie Witwe.«

      »Möge der Teufel euch holen!« brummte Meister Andry Musnier.

      »Meister Andry,« fing Johann wieder an, welcher immer noch an seinem Säulenknaufe hing, »sei stille, oder ich falle dir auf den Kopf!«

      Meister Andry hob die Augen auf, schien einen Augenblick die Höhe des Pfeilers, die Schwere des Burschen zu taxiren, multiplicirte in Gedanken diese Schwere mit dem Quadrate der Geschwindigkeit, und schwieg.

      Johann, Herr des Schlachtfeldes, fuhr triumphirend fort:

      »Ja, das würde ich thun, obgleich ich der Bruder eines Archidiaconus bin!«

      »Schöne Herren, unsere Leute von der Universität! nicht einmal an einem Tage, wie dem heutigen, unsere Privilegien in Ruhe zu lassen! Kurz, in der Nordstadt giebt's Maifest und Freudenfeuer, in der Altstadt Schauspiel, Narrenpapst und flamländische Gesandte, und im Universitätsviertel – nichts!«

      »Und doch ist der Maubertsplatz groß genug!« entgegnete einer von den Burschen, die auf dem Fensterbrette campirten.

      »Nieder mit dem Rector, mit den Wahlmännern, mit den Procuratoren!« rief Johann.

      »Diesen Abend wird man im Champ-Gaillard ein Freudenfeuer machen müssen,« fuhr der andere fort, »mit den Büchern Meister Andry's.«

      »Und mit den Pulten der Schreiber,« sagte sein Nachbar.

      »Und den Stöcken der Pedelle!«

      »Und den Spucknäpfen der Decane!«

      »Und den Aktenschränken der Procuratoren!«

      »Und den Kasten der Wahlmänner!«

      »Und den Fußschemeln des Rectors!«

      »Nieder!« rief der kleine Johann mit falscher Baßstimme, »nieder mit Meister Andry, mit den Pedellen und Schreibern, nieder mit den Theologen, Medicinern und Decretisten; mit den Procuratoren, den Wahlmännern und mit dem Rector!«

      »Das ist ja das Weltende!« murmelte Meister Andry, indem er sich die Ohren verstopfte.

      »Ei seht da, der Rector! Da geht er auf dem Platze,« rief einer von denen im Fenster. Die Folge war, daß sich alles nach dem Platze wandte.

      »Ist das wirklich unser ehrwürdiger Rector, Meister Thibaut?« fragte Johann Frollo du Moulin, der an einem Pfeiler im Innern hängend, nicht sehen konnte, was draußen vorging.

      »Ja, ja,« antworteten alle andern, »gewiß, er ist es, Meister Thibaut, der Rector.«

      Es war in der That der Rector mit allen Würdenträgern der Universität, welche in feierlichem Zuge der Gesandtschaft entgegengingen, und in diesem Augenblicke den Platz des Palastes überschritten. Die in das Fenster gedrängten Studenten empfingen sie beim Vorübergehen mit Spottreden und ironischem Beifallsgeschrei. Der Rector, welcher dem Zuge voranschritt, erhielt die erste Salve; sie war stark.

      »Guten Tag, Herr Rector! Holla! ei! Guten Tag denn!«

      »Wie kommt es, daß er hier ist, der alte Spieler? Er hat also seine Würfel verlassen?«

      »Wie er auf seinem Maulesel einhertrottet! der hat weniger lange Ohren, als er.«

      »Holla, he! Guten Tag, Herr Rector Thibaut! Tybalde aleator! Alter Esel, alter Spieler!«

      »Gott schütze Euch! Habt Ihr vergangene Nacht oft Doppel-Sechs geworfen?«

      »O! seht einmal das hinfällige, bleifarbige, matte Gesicht, mit den Spuren der Spielwuth darin!«

      »Wo geht es jetzt hin, Thibaut, Tybalde ad clades, weil Ihr der Universität den Rücken zugekehrt habt und nach der Stadt trabt?«

      »Zweifelsohne will er eine Wohnung in der Straße Thibautodé suchen,« schrie Johann du Moulin.

      Die ganze Bande wiederholte den faulen Witz mit donnerndem Geschrei und wüthenden Händeklatschen.

      »Ihr wollt Euch in der Straße Thibautodé Wohnung suchen, nicht wahr, Herr Rector, Ihr Spielcumpan des Teufels?«

      Dann kamen die andern Würdenträger an die Reihe.

      »Nieder mit den Pedellen! nieder mit den Stabträgern!«

      »Sage mir doch, Robin Poussepain, wer ist denn jener dort?«

      »Das ist Gilbert von Suilly, Gilbertus de Soliaco, der Kanzler des Collegiums Autun.«

      »Da hast du meinen Schuh: wirf ihn diesem an den Kopf; du hast einen bequemeren Platz als ich.«

       »Saturnalitias mittimus ecce nuces.«

      »Nieder mit den sechs Theologen in ihren weißen Chorhemden!«

      »Das dort sind die Theologen? – Ich dachte, es wären die sechs weißen Gänse, welche Sanct Genoveva der Stadt für das Lehngut von Roogny geweiht hat.«

      »Nieder mit den Medicinern!«

      »Fort mit den schwerfälligen und abgeschmackten Redeübungen!«

      »Da fliegt dir meine Mütze an den Kopf, Kanzler von Sanct Genoveva! Du hast mir Unrecht gethan.«

      »Jawohl! er hat meine Stelle in der normännischen Landsmannschaft dem kleinen Ascanio Falzaspada gegeben, der zur Provinz Bourges gehört, weil er ein Italiener ist.«

      »Das ist eine Ungerechtigkeit,«

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