Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Jaroslav Hašek
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek страница 36
Schwejk machte dabei verschiedene Bemerkungen, es sei leicht, eine arme Kirche auf Kosten des Militär-Ärars zu bereichern. »Arm«, sagte er, »in Anführungszeichen.«
Zum Schluß gingen sie in die Sakristei der Kirche, und der Pfarrer folgte den Feldaltar gegen folgende Bestätigung aus:
Bestätige den Empfang eines Feldaltars, der durch einen Zufall in die Wrschowitzer Kirche geraten ist.
Feldkurat Otto Katz.
Der glorreiche Feldaltar stammte von der jüdischen Firma Moritz Mahler in Wien, die alle erdenklichen Meßgeräte und religiösen Requisiten, wie Rosenkränze und Heiligenbilder, erzeugte.
Der Altar bestand aus drei Teilen, die reich mit einer falschen Vergoldung versehen waren wie der ganze Ruhm der Heiligen Kirche.
Es war auch ohne Phantasie nicht möglich, festzustellen, was die auf diese drei Teile gemalten Bilder eigentlich darstellten. Sicher ist, daß es ein Altar war, den ebensogut die Heiden auf Sambesi oder die Schamanen der Burjaten und Mongolen hätten benützen können.
Mit schreienden Farben versehen, sah er von weitem aus wie eine bunte Tafel, die für die Prüfung der Daltonisten2 auf der Eisenbahn bestimmt ist.
Nur eine Gestalt trat hervor. Irgendein nackter Mensch mit einem Heiligenschein und grünlich angehauchtem Körper wie der Steiß einer Gans, die schon stinkt und sich in Verwesung befindet.
Diesem Heiligen tat niemand etwas zuleide. Im Gegenteil, zu seinen beiden Seiten befanden sich zwei beflügelte Wesen, die Engel vorstellen sollten. Aber der Beschauer hatte den Eindruck, daß der heilige nackte Mann aufbrüllte vor Entsetzen über diese Gesellschaft, die ihn umgab. Die Engel sahen nämlich aus wie Ungetüme aus einem Märchen, ein Mittelding zwischen einer beflügelten wilden Katze und einem apokalyptischen Ungeheuer.
Das Gegenstück zu diesem Heiligen war ein Bild, das die göttliche Dreifaltigkeit veranschaulichen sollte. An der Taube hatte der Maler im großen ganzen nichts verderben können. Er hatte einen Vogel aufgemalt, der ebensogut eine Taube wie ein weißes Perlhuhn sein konnte.
Dafür jedoch sah Gottvater aus wie ein Räuber aus dem wilden Westen, den ein blutdürstiger Film dem Publikum vorführt.
Der Sohn Gottes dagegen war ein lustiger junger Mann mit einem hübschen Bäuchlein, das mit etwas verhüllt war, das wie Schwimmhosen aussah. Im ganzen machte er den Eindruck eines Sportsmanns. Das Kreuz, das er in den Händen hatte, hielt er mit einer solchen Eleganz, als wärs ein Tennisracket.
Von weitem jedoch verschmolz das alles und erweckte den Eindruck, als führe ein Zug in einen Bahnhof ein. Aus dem dritten Bild war überhaupt nicht zu entnehmen, was es vorstellen sollte.
Die Soldaten stritten immer darüber und versuchten den Rebus zu lösen. Mancher dachte sogar, daß es eine Landschaft der Sázava sei.
Es befand sich jedoch darunter die Inschrift: »Heilige Maria, Mutter Gottes, erbarme dich unser.«
Den Feldaltar lud Schwejk glücklich in die Droschke; er selbst setzte sich zum Kutscher auf den Bock, der Feldkurat legte seine Füße in der Droschke bequem auf die Dreifaltigkeit Gottes.
Schwejk unterhielt sich mit dem Droschkenkutscher über den Krieg.
Der Droschkenkutscher war ein Rebellant. Er machte verschiedene Bemerkungen über den Sieg der österreichischen Waffen, wie: »Die hams euch in Serbien gegeben«, und ähnliches. Als sie zur Verzehrungssteuerlinie kamen, fragte man sie, was sie mitführten.
Schwejk antwortete: »Die Dreifaltigkeit Gottes und die Jungfrau Maria mit dem Feldkuraten.«
Auf dem Exerzierplatz warteten inzwischen ungeduldig die Marschkompanien.
Und sie warteten lange. Denn man mußte noch um den Sportpokal zu Oberleutnant Witinger fahren und dann um die Monstranz, um das Ziborium und andere Meßgeräte, einschließlich einer Flasche Meßwein, die man im Kloster von Břevnov holte. Woraus ersichtlich ist, daß es nicht so einfach ist, eine Feldmesse zu zelebrieren.
»Irgendwie wirds halt schon gehn«, sagte Schwejk zu dem Droschkenkutscher.
Und er hatte recht. Als sie nämlich auf dem Exerzierplatz vor dem Podium mit den hölzernen Seitenwänden und dem Tisch angelangt waren, auf dem der Feldaltar aufgestellt werden sollte, zeigte es sich, daß der Feldkurat den Ministranten vergessen hatte.
Früher hatte ihm immer ein Infanterist ministriert, der sich jedoch lieber zum Telefon hatte versetzen lassen und an die Front abgegangen war.
»Das macht nichts, Herr Feldkurat«, sagte Schwejk, »ich brings auch zuweg.«
»Und können Sie ministrieren?«
»Ich habs nie gemacht«, antwortete Schwejk, »aber probieren kann man alles. Heut is Krieg, und im Krieg machen die Leute Sachen, die sie sich früher nich mal ham träumen lassen. So ein dummes ›Et cum spiritu tuo‹3 auf Ihr ›Dominus vobiscum‹4 bring ich auch zusamm. Und dann denk ich, daß das nicht so schwer sein kann, um Sie herumzugehn wie die Katze um den Brei. Und Ihnen die Hände zu waschen und aus den Kannen Wein einzugießen.«
»Gut«, sagte der Feldkurat, »aber gießen Sie mir kein Wasser ein. Gießen Sie lieber in die zweite Kanne auch gleich Wein ein. Übrigens werde ich Ihnen immer ein Zeichen geben, ob Sie nach rechts oder nach links gehn sollen. Wenn ich einmal leise pfeife, bedeutet es rechts, zweimal links. Mit dem Meßbuch müssen Sie sich auch nicht sehr schleppen. Übrigens, das Ganze ist ein Jux. Haben Sie nicht Trema?«
»Ich fürcht mich vor nichts, Herr Feldkurat, nicht mal vorm Ministrieren.«
Der Feldkurat hatte recht, wenn er sagte: »Übrigens ist das Ganze ein Jux.«
Alles ging ganz glatt vonstatten.
Die Rede des Feldkuraten war sehr kurz.
»Soldaten! Wir haben uns hier versammelt, um vor der Abfahrt auf das Schlachtfeld unsere Herzen Gott zuzuwenden, damit er uns den Sieg verleihe und uns gesund erhalte. Ich werde euch nicht lange aufhalten und wünsche euch das Allerbeste.«
»Ruht«, rief der alte Oberst auf dem linken Flügel.
Die Feldmesse heißt deshalb Feldmesse, weil sie denselben Gesetzen unterliegt wie die Kriegstaktik im Felde. Bei den langen Feldzügen der Heere während des Dreißigjährigen Krieges pflegten auch die Feldmessen ungewöhnlich lang zu sein.
Bei der modernen Taktik, wo die Bewegungen der Heere rasch und flink sind, muß auch die Feldmesse rasch und flink sein.
Diese da dauerte gerade zehn Minuten, und die, welche in der Nähe standen, waren überaus erstaunt, den Feldkuraten während der Messe vor sich hin pfeifen zu hören.
Schwejk folgte scharfsinnig den Signalen. Er lief auf die rechte Seite des Altars, war wiederum auf der linken und sagte nichts anderes als: »Et cum spiritu tuo.«
Es sah aus wie ein Indianertanz um einen Opferstein, aber