Butler Parker 132 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Ich... Ich habe Sie hier noch nie gesehen«, eröffnete der Mann unvermittelt die Unterhaltung. Mit dem Glas in der Hand, war er auf Parker zugekommen und lächelte neutral.
»Meine Freizeit ist leider knapp bemessen«, erwiderte Josuah Parker.
»Ich höre, Sie arbeiten für Lady Simpson?«
»In der Tat«, lautete die reservierte Antwort des Butlers. Es war ihm sofort klar, daß dieser Mann kein echter Butler war. Fragen dieser Art, derart direkt gestellt, gehörten sich nicht. Parker spürte weiter, daß dieser Mann nur den Butler spielte. Und er schien dafür einen besonderen Grund zu haben.
»Zufrieden mit dem Job?« Diese Frage war ein weiterer Fehler. Ein echter Butler ging keinem Job nach, er diente aus Berufung und Neigung.
»Man sollte nie unnötig klagen«, entgegnete Parker würdevoll. »Manchmal möchte man sich natürlich verbessern, doch das dürfte eine Frage der Mittel sein.«
»Ich habe es in ein paar Jahren geschafft«, sagte der Gesprächspartner, der ein vorzügliches Englisch sprach, wie der Butler längst festgestellt hatte. Es war so vorzüglich, daß es fast aus einer Sprachretorte stammte. Engländer konnte der Mann wohl nicht sein.
Dies unterstrich auch seine Vertraulichkeit, die er an den Abend legte.
Ein wirklicher Inselbewohner hätte sich einem Unbekannten nie derart intim offenbart und von seinen privaten Dingen und Verhältnissen gesprochen. So etwas tat man einfach nicht.
»Ich werde irgendwo ein kleines Hotel übernehmen«, redete der Unbekannte inzwischen munter weiter. »Dann lasse ich andere für mich arbeiten, verstehen Sie?«
»Eine interessante Vorstellung, von der ich nur zu träumen wage«, gab Josuah Parker zurück. Nun stand es mit letzter Sicherheit fest: Dieser Mann wollte etwas von ihm. Irgendwann würde er mit einem Angebot herausrücken und die sprichwörtliche Katze aus dem Sack lassen.
Parker kam zu dem Entschluß, seine Abneigung zu überwinden und auf das Spiel einzugehen. Wahrscheinlich plante man etwas gegen Lady Agatha. In solch einem Zusammenhang war es immer wichtig, die Absichten etwaiger Gegner kennenzulernen.
Parker ließ sich zu einem Stout einladen und dann zu einem weiteren. Er opferte sich wieder mal für eine Dame, die nur zu gern gefährlich lebte.
*
Als Parker erwachte, hatte er einen pelzigen Geschmack im Mund. Sein Kopf schmerzte. Er entdeckte, daß er auf einem dicken Fell lag, was ihn verständlicherweise stutzig machte. Er richtete sich auf und nahm zur Kenntnis, daß das Eisbärenfell vor einem offenen Kamin ausgelegt war.
Sekunden später genierte der Butler sich ein wenig.
Er trug nur seine diskret gestreifte Unterhose, die fast bis zu den Knien reichte. Sonst fehlte jede Bekleidung. Er konnte sich nicht erinnern, wie es zu dieser Situation gekommen war. Er stützte sich mit der linken Hand auf, drehte sich zur Seite und stutzte erneut. Neben ihm auf dem Eisbärenfell lag eine Frau, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Sie war fast entkleidet, seiner Schätzung nach etwa vierzig Jahre alt und sah noch recht ansehnlich aus.
Butler Parker räusperte sich diskret, doch sie reagierte nicht darauf. Sie hätte es auch gar nicht mehr gekonnt, denn sie war verblichen, wie Parker es umschrieben hätte. Im Schein des flackernden Kaminfeuers entdeckte Parker einige deutliche Würgemale, darüber hinaus aber auch ein blutbeflecktes Messer, das wohl jene Stichwunde verursacht hatte, die unterhalb der linken Brust der Dame deutlich zu sehen war.
Parker stand auf, fühlte sich noch schlechter und suchte erst mal nach seinen Kleidungsstücken. Er taumelte etwas, als er auf den Sessel zuging, über dessen Lehne sie lagen und hatte Mühe, auf das Geräusch zu reagieren, das plötzlich zu hören war.
»Mensch, was haben Sie denn angerichtet?« fragte eine Stimme entsetzt. »Mann, Parker, sind Sie wahnsinnig? Wie konnten Sie das nur tun?«
Der Butler hatte sich umgewandt und sah den Mann, mit dem er einige Gläser Stout getrunken hatte. Er kam mit schnellen Schritten auf den Kamin zu, beugte sich über die Entseelte und richtete sich dann auf. Er schüttelte immer nur den Kopf und war nicht fähig, jetzt etwas zu sagen.
»Sie sehen mich überrascht«, sagte Parker, während er sich ankleidete und zusah, wie sein Gastgeber sich mit zitternden Händen eine Zigarette anzündete.
»Überrascht? Mann, das ist Mord! Das wird Sie für den Rest des Lebens ins Zuchthaus bringen.«
»Eine unerfreuliche Vorstellung«, antwortete Josuah Parker.
»Das ist stark untertrieben, Parker. Warum nur haben Sie sie umgebracht?«
»Wer ist die Dame, wenn man fragen darf?«
»Unsere Hausbesorgerin. Können Sie sich denn nicht mehr erinnern? Sie haben sie umgebracht.«
»Das erwähnten Sie bereits«, sagte der Butler. »Die Tatsachen reden leider eine nur zu deutliche Sprache.«
»Die arme Rose Floyden«, trauerte der Mann. »Das hat sie bestimmt nicht erwartet, als Sie mit ihr hierher in die Bibliothek gingen, Parker.«
»Davon sollte man wohl ausgehen. Wie war doch noch Ihr Name? Ich bitte zu entschuldigen, daß ich unter einer momentanen Gedächtnislücke zu leiden scheine.«
»Wie ich heiße? Mensch, Parker, ich bin doch Rodney, Rodney Bottning. Können Sie sich tatsächlich nicht mehr erinnern?«
»Und wo befinde ich mich?«
»In Sir Richard Bromleys Haus. Was machen wir jetzt? Wir müssen die Polizei verständigen, das ist doch klar, oder?«
»Wo befindet sich Sir Richard?« fragte Parker und warf einen schnellen, aber auch scheuen Blick auf die Tote vor dem Kamin.
»Der macht Urlaub«, erwiderte der Mann, der sich als Rodney Bottning vorgestellt hatte. »Parker, Sie werden doch hoffentlich nicht auf den Gedanken kommen, etwa mich ...?«
Während der Butler des Hauses Bromley noch redete, wich er vorsichtig in Richtung Tür zurück.
»Ich bin kein Doppelmörder«, antwortete Josuah Parker.
»Vielleicht gibt’s einen Weg, die Sache hier unter den Teppich zu kehren«, sagte Rodney Bottning.
»Wie darf ich Ihre Anmerkung interpretieren?« fragte Butler Parker.
»Na ja, von dieser Geschichte wissen nur Sie und ich«, sprach Rodney Bottning weiter. »Und dazu sind wir Kollegen, verstehen Sie?«
»Momentan bin ich nicht in der Lage, einen einigermaßen klaren Gedanken zu fassen«, gestand der Butler.
»Von mir haben Sie nichts zu befürchten, Mister Parker. Ich meine … Sollte man nicht ... Also, wenn wir Mistreß Floyden ...«
»Ich sollte mich zu meiner schrecklichen