Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Sebastian wußte um die Leute, die sich manchmal deswegen ihre Späße erlaubten. »Bergpfarrer« nannten sie ihn dann scherzhaft, und er lächelte über diesen gutgemeinten Spott. Schließlich waren sie seine besten Freunde.
Der Pfarrer verrichtete eine kurze Andacht und bezog Anton Bachmeier in das Gebet mit ein. Dann ging er in das Pfarrhaus hinüber und legte sich schlafen.
Es war ein kurzer unruhiger Schlaf, und als derWecker klingelte, hatte Sebastian das Gefühl, gerade eben erst die Augen zugemacht zu haben.
*
»Weißt’, Großvater, ich arbeite in einer Bank«, erklärte Veronika Seebacher dem alten Mann. »Die würden ganz schön dumm gucken, wenn ich übermorgen net zur Arbeit käme.«
»So, in einer Bank.«
»Ja, und der Christian – mein Verlobter, Christian Wiltinger, ich hab’ dir doch von ihm erzählt – arbeitet auch dort. Wir wollen bald heiraten.«
Das Madel legte den Arm um ihn.
»Das wird der schönste Tag in meinem Leben«, sagte sie. »Und weißt du auch warum? Weil du dabeisein wirst. Ich hab’ doch nur dich, als einzigen Verwandten auf der Welt.«
Urban Brandner antwortete nicht. Was hatte das Madel bloß für Flausen im Kopf! Heiraten – dazu war es doch noch viel zu jung!
»Der Christian ist ein tüchtiger und fleißiger Mann. Er leitet die Bankfiliale.«
Vroni, wie der Alte inzwischen seine Enkeltochter nannte, versuchte ihrem Großvater begreiflich zu machen, daß sie heute wieder abreisen würde, aber sie hatte den Eindruck, daß der Mann sie nicht verstand. Seufzend stand sie auf und ging in die Hütte.
»Ich pack’ jetzt meinen Rucksack, und dann tät’s mich freuen, wenn du mich noch ein Stückerl bringst.«
Urban antwortete nicht. Die beiden Hunde wachten bei den Kühen, die Milch war zu Butter und Käse verarbeitet worden, und alles schien wie immer zu sein. Doch der Alte wußte, daß es nicht so war.
Die Vroni wollte ihn verlassen, so, wie seine Tochter ihn vor mehr als zwanzig Jahren verlassen hatte. Und was hatte sie davon gehabt, die Maria? Kein leichtes Leben, wie das Madel erzählte, Arbeit, Müh’ und Plag’. Witwe war sie geworden und dann wurd’ sie krank und ist gestorben.
Das alles hätt’ nicht sein müssen, dachte Urban. Wäre sie geblieben, hier droben wär’s ihr besser gegangen. Und nun war Marias Tochter im Begriff, denselben Fehler zu tun.
Konnte er da so einfach tatenlos zusehen? Mußte er nicht verhindern, daß das Madel in sein Unglück rannte?
Er stand auf und folgte Veronika in die Hütte. Hinter seiner Schlafkammer hatte er schon alles vorbereitet. Da gab es einen Verschlag. Immer wenn die Maria net folgsam war, dann hatte Urban seine Tochter dort drinnen eingesperrt. Damals hatte es gewirkt – warum also net auch heut’?
Veronika folgte ihrem Großvater ahnungslos, als der ihr erklärte, sie solle mitkommen, er müsse ihr etwas zeigen.
In seiner Kammer stieß Urban Brandner die junge Frau mit sanfter Gewalt in den Verschlag, in dem sonst allerlei Gerümpel stand, das nicht mehr gebraucht wurde. Urban hatte vorsorglich alles ausgeräumt, als sein Plan, das Madel nicht mehr fort zu lassen, Gestalt annahm. Es war zwar ein wenig eng darin, aber es gab mit Stroh gefüllte Säcke, auf denen man es sich einigermaßen bequem machen konnte.
Veronika verstand die Welt nicht mehr, als der Alte die Tür – es war mehr eine Klappe, die mit einem Schnappschloß von außen gesichert war, hinter ihr zuschlug.
Seltsam vor sich hin kichernd ging der alte Senner nach draußen, ohne auf die Protestrufe seiner Enkeltochter zu hören.
Eine Nacht in dem Verschlag und das Kind würde seine Meinung ändern, dachte er. So war’s auch schon bei der Maria gewesen
*
»Der Mann heißt Egon Rohlinger. Er ist wegen einschlägiger Delikte bekannt«, erklärte Max Trenker und tippte auf das Foto eines Mannes, das er seinem Bruder vorgelegt hatte.
Pfarrer Trenker erkannte darauf eindeutig den Besucher von St. Johann, der sich seinerzeit so sehr für die Madonna interessiert hatte.
»Er ist der Kopf einer Bande von Kirchenräubern, die durch ganz Bayern zieht und immer wieder in Kirchen und Klöster einbricht. Rohlinger hat internationale Kontakte. Die sakralen Kunstgegenstände werden bis nach Asien und Amerika verkauft.«
»Hoffentlich findet sich die Madonna wieder ein«, sagte Sebastian.
»Keine Sorge«, antwortete sein Bruder. »Der Kollege von der Kripo meint, daß da wohl noch ein paar Raubzüge geplant gewesen sind, bevor die Bande sich dann für ein paar Monate ins Ausland absetzen will. Jetzt wird erst mal die letzte bekannte Adresse von Rohlinger überprüft, und dann schlagen die Kollegen zu.«
Während er berichtete, schaute der Polizeibeamte immer wieder zur Tür hinüber. Pfarrer Trenker deutete den Blick richtig.
»Frau Tappert wird uns gleich rufen«, sagte er.
Und richtig. Im selben Moment wurde die Tür geöffnet und die Haushälterin schaute herein.
»Es ist aufgedeckt, Hochwürden.«
»Danke, Frau Tappert. Wir kommen.«
Sie nahmen in der Küche, auf der Eckbank, Platz. Sophie Tappert hatte ein einfaches Mittagsmahl zubereitet – einen bunten Gemüseeintopf. Max leckte sich die Lippen, als stände der feinste Gänsebraten auf dem Tisch. Er wußte ja – alles, was die Perle des Pfarrhaushaltes kochte, schmeckte köstlich!
Sebastian war es ja gewohnt, daß seine Haushälterin wenig sagte, aber daß sie heute so gar nichts von sich gab, wo sie sich doch zumindest an den Tischgesprächen beteiligte, gab ihm doch zu denken. Und er bemerkte den Blick, mit dem seine Perle Max betrachtete.
Ein stiller Vorwurf war deutlich darin zu lesen.
»Sagen S’, Frau Tappert, ist irgend was?« fragte der Geistliche, nachdem er das Essen gesegnet hatte. »Ich sehe Ihnen doch an der Nasenspitze an, daß es da was gibt.«
Die Haushälterin schüttelte den Kopf.
»Nein, eigentlich net…«, erwiderte sie vage.
»Nun kommen S’ schon. Heraus mit der Sprache«, forderte der Pfarrer sie auf.
Sophie Tappert legte ihren Löffel in den halbvollen Teller und sah zu Max hinüber.
»Es ist wegen der Franzi«, sagte sie schließlich. »Franziska Burgmüller.«
»Was ist mit ihr?« fragte Sebastian.
»Sie war heut’ bei mir und hat mir ihr Herz ausgeschüttet. Sie sollten sich schämen, Maximilian Trenker. Erst brechen Sie dem Madel das Herz, und dann lassen Sie’s links