Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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du kannst dir denken, warum ich hier bin«, begann er das Gespräch. »Natürlich zum einen, weil ich mich erkundigen will, wie es dir geht. Zum anderen natürlich wegen deines Bruders. Du weißt, daß er da eine große Dummheit gemacht hat. Aber alles auf der Welt läßt sich wieder ausbügeln. Nur, dazu muß er sich stellen.«

      »Aber er ist doch unschuldig in diese Sache hineingeraten«, begehrte das Madel auf. »Man hat ihn hereingelegt. Wolfgang wußte doch gar net, daß die Autos gestohlen waren!«

      »Das mag sein, aber warum stellt er sich dann nicht den Behörden und macht seine Aussage?«

      »Weil… weil er den Kopf der Bande überführen will. Und das kann er nur, wenn er net im Gefängnis sitzt, sagt er.«

      »Du meinst diesen Herrn Krammler?«

      »Ja. Er hat doch Wolfgang dafür bezahlt, daß er die Autos überführt. Sogar sehr gut bezahlt.«

      »Und den will dein Bruder zur Rede stellen? Ja, Herr im Himmel, ist er denn ganz narrisch geworden? Was glaubt der denn, was der Krammler macht, wenn Wolfgang bei ihm auftaucht? Zum Schweigen wird er ihn bringen! Der Mann ist – wenn es stimmt, was Wolfgang ausgesagt hat – der Chef einer ganzen Bande, die keine Rücksicht nimmt, wenn sie in die Enge getrieben wird.«

      Kathie war bei diesen Worten leichenblaß geworden.

      »Ich will dir keine Angst machen, Madel, aber ich fürchte um deinen Bruder… Weißt’ wirklich net, wo er steckt?«

      Kathie wand sich hin und her. Von dieser Seite aus hatte sie die Angelegenheit noch gar nicht betrachtet, sondern nur Wolfgangs Plan gesehen, der so einfach

      schien. Daß ihr Bruder sich dabei in Gefahr bringen könnte, hatte sie gar nicht bedacht.

      »Nicht genau…«, erwiderte sie schließlich. »Er wollte in die Berge, sich dort irgendwo verstecken, bis dieser Krammler aus dem Urlaub zurück ist.«

      Pfarrer Trenker holte tief Luft. Irgendwo in den Bergen war ein weiter Begriff.

      »Hast du keine Vorstellung, wo genau er sich verstecken könnte? Kennt er sich denn da oben aus?«

      »Net besonders gut. Eigentlich waren wir nur einmal zusammen droben, bis zur Jenner-Alm.«

      »Jenner-Alm – da drüber ist doch die Höhle im Berg.«

      Sebastian war aufgesprungen.

      »Ist der Bursche etwa da hochgeklettert?« fragte er erregt.

      »Hat er denn überhaupt eine Ausrüstung dabei? Seile und Haken?«

      Kathie schüttelte den Kopf.

      »Nein, soviel ich weiß, net…«

      »Dann muß ich so schnell wie möglich hinauf«, entschied der Geistliche. »Hoffentlich finde ich ihn, bevor…«

      Er sprach nicht aus, was er befürchtete.

      »Madel, mach’ dir keine Gedanken«, sagte er statt dessen. »Ich find ihn und bring’ ihn heil wieder runter.«

      *

      »Wollen S’ jetzt etwa in die Berge?« fragte Sophie Tappert entgeistert, als sie den Pfarrer in seinen Wandersachen sah.

      »Ja, aber net zum Vergnügen«, antwortete er. »Wolfgang Lehmbacher ist irgendwo da oben.«

      Die Haushälterin hielt sich erschreckt die Hand vor den Mund.

      »Und da wollen S’ ganz allein hinauf? Ganz allein einem Verbrecher gegenüberstehen?«

      »Na, na, Frau Tappert, Sie wissen doch, wie ich darüber denk’. Erst wenn jemand wirklich überführt ist, dann ist er auch schuldig. Außerdem glaub’ ich net, daß der Wolfgang ein gefährlicher Verbrecher ist, sondern eher ein irre geleitetes Schaf, das auf den rechten Weg zurückgebracht werden muß.«

      »Wollen S’ net trotzdem dem Max Bescheid sagen?«

      »Dazu ist jetzt keine Zeit. Wer weiß, wo ich ihn überhaupt erreiche. Meinetwegen können S’ es versuchen. Wenn es klappt, soll er mich bei der Jennerhütte treffen.«

      Mit dem Wagen fuhr Sebastian bis zur Alm hinauf. Dies entsprach überhaupt nicht seiner Gewohnheit, aber er wollte keine Zeit verlieren. Über den Wirtschaftsweg erreichte er die Almhütte in wenigen Minuten und stellte den Wagen dort ab. Von hier an ging es wirklich nur noch zu Fuß weiter.

      Der Geistliche warf einen prüfenden Blick zum Himmel. Im Osten standen graue Wolken. Hoffentlich kommt kein Wetter, dachte er. Ein Unwetter war das letzte, das er jetzt gebrauchen konnte.

      Als er dann mit dem Aufstieg begann, spürte er doch schon die ersten Regentropfen.

      Sebastian kannte die Lage der Höhle, in der er Wolfgang Lehmbacher vermutete, recht genau. Wenn er sich beeilte, konnte er sie erreichen, bevor der Regen vollends einsetzte. Allerdings durfte er dabei keine Vorsichtsmaßnahme außer acht lassen. Sicherheit war das oberste Gebot.

      Allmählich wurde der Regen stärker. Der Geistliche hatte die Kapuze seines Anoraks über den Kopf gezogen, und am Kinn festzusammengebunden. Stetig kam er voran. Endlich sah er den Eingang der Berghöhle vor sich.

      Sie war aus vorgeschichtlicher Zeit, und Archäologen vermuteten, daß sie einst von Urzeitmenschen bewohnt worden war. Nur knapp drei Meter führte sie in den Berg hinein, schützte aber gut vor Wind und Wetter. Ein ideales Versteck, für jemanden, der auf der Flucht war. Sebastian vermutete, daß Wolfgang ihn längst gesehen hatte – wenn er sich denn dort drinnen versteckt hielt.

      Ein schmaler Pfad führte zum Höhleneingang. Pfarrer Trenker verschnaufte einen Moment, dann schaute er hinein.

      Die Höhle war leer!

      Zumindest der Teil, den man vom Eingang aus sehen konnte. Sebastian ließ seine Taschenlampe aufleuchten.

      »Wolfgang Lehmbacher, sind Sie hier drinnen?« rief er in die Höhle hinein. »Ich bin Pfarrer Trenker, aus St. Johann. Ich möchte mit Ihnen sprechen.«

      Wie er es beinahe erwartet hatte, erhielt der Seelsorger keine Antwort. Er ließ den Schein der Lampe umherwandern und entdeckte in der hintersten Ecke ein Bündel, das sich als Rucksack entpuppte, als Sebastian näher trat und es in Augenschein nahm.

      Das war also der Beweis. Kathies Bruder hielt sich wirklich hier oben versteckt. Doch wo war er jetzt?

      Sebastian ging zum Ausgang zurück.

      Wolfgang mußte ihn gesehen haben, als er heraufkletterte, und war noch weiter heraufgeklettert. Anders konnte es nicht sein. Auf dem Weg nach unten hätten die beiden sich begegnen müssen.

      Pfarrer Trenker sah die Wand hinauf. Für einen geübten Kletterer stellte sie keine großen Anforderung dar, doch ohne entsprechende Ausrüstung… Wolfgang konnte sich nur mit den Händen und Füßen in irgendwelchen Felsspalten halten und so versuchen, die Wand zu nehmen. Das war zwar schwierig, aber nicht unmöglich – wenn denn anderes Wetter herrschte.

      Als habe Petrus seine Überlegung geteilt, entlud sich im selben

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