Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Außerdem waren weitere drei Mitglieder der Bande verhaftet worden, nachdem Manuela Krammler ein volles Geständnis abgelegt hatte.
Insofern konnte Katharina Lehmbacher beruhigt sein. Und alles wäre in bester Ordnung gewesen, wenn sie nicht eben auf Robert getroffen wäre. Sie hatte ihn schon beinahe vergessen…
Nein, dachte sie, vergessen würde sie diesen Mann nie. Dazu liebte sie ihn doch viel zu sehr.
»Hier bist du«, sagte ihre Kollegin zu ihr, die eben durch die Tür kam. »Hier ist ein Brief für dich. Er lag an der Rezeption.«
Sie gab Kathie den Brief.
»Mach’ schnell«, sagte sie. »Die ersten Mittagsgäste sind schon da.«
»Ich komm’ gleich«, nickte Kathie und riß den Umschlag auf.
Sie ahnte, von wem der Brief war…
Robert bat um ein Treffen. Er schrieb, daß er etwas habe, das er ihr geben wollte, bevor er abreiste. Außerdem, so schrieb er weiter, sei sie ihm eine Erklärung schuldig.
Kathie ließ den Brief sinken. Ja, das war sie ihm wirklich. Sie mußte ihm sagen, was geschehen war, und sich für ihren Bruder entschuldigen. Robert bat um ein Treffen am Abend, dort, wo sie zur Alm hinaufgestiegen war. Sie war gewillt, dort hinzugehen.
Auch wenn es ihr schwerfallen würde.
*
Robert saß an der Stelle, wo Kathie und er ihre erste Rast gemacht hatten. Nach dem enttäuschenden Wiedersehen hatte er den Brief geschrieben und gehofft, daß sie mit diesem Treffen einverstanden sein würde.
Das Bild hatte er, in braunes Packpapier eingeschlagen, neben sich auf dem Boden liegen. Es sollte ein Geschenk an sie sein. So lange hatte er sich daran erfreut, jetzt sollte es Kathie immer an ihn erinnern. Er selber brauchte es nicht mehr, denn er trug ja ihr Bild in seinem Herzen.
Endlich war es soweit. Schon von weitem sah er die Gestalt und erkannte die geliebte Frau in ihr. Kurz bevor sie ihn erreichte, stand Robert auf.
»Guten Abend«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.«
»Robert, ich…«
Auf dem Weg hierher hatte Kathie überlegt, was sie ihm sagen wollte, doch jetzt, in diesem Augenblick, wäre jedes Wort unangebracht gewesen. Robert legte seinen Finger auf ihre Lippen.
»Sag’ nix, Madel, hör mir nur zu«, bat er.
Kathie nickte. Sie zitterte vor Aufregung. Robert nahm das Paket und wickelte es aus.
»Schau’ hier«, sagte er. »Daß ich dieses Bild gemalt habe, ist dein Verdienst, denn durch dich habe ich neuen Mut gefunden. Du hast mir geholfen, eine schlimme Krise zu überwinden.«
Kathie schaute auf das Bild, das sie darstellte, und war sprachlos. Sie sah vom Bild zum Maler und wieder zurück.
»Ich möchte es dir schenken«, sprach Robert weiter. »Zur Erinnerung an eine schöne Zeit. Zwar habe ich mir mehr von dieser Zeit versprochen, aber, vielleicht ist es auch zuviel, was ich von dir verlange. Du kennst mich kaum, und ich weiß so wenig von dir.
Dennoch, Kathie, laß mich dir sagen, daß ich dich liebe, mehr liebe, als jemals einen Menschen zuvor.«
Kathie sah ihn an, sie wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
»Ich…, ich liebe dich doch auch Robert, aber… das, was da geschehen ist…«
Endlich riß er sie in seine Arme.
»Du liebes Dummchen«, rief er aus. »Hast du denn wirklich geglaubt, daß das, was dein Bruder getan hat, meine Gefühle zu dir beeinträchtigen könnte?«
»Du weißt davon?« fragte Kathie erstaunt.
»Alles. Die ganze Geschichte. Ich war heilfroh, als Pfarrer Trenker mir alles erzählte. Ich hatte nämlich schon Angst, daß ich etwas gesagt oder getan haben könnte, das Schuld daran sei, daß du…«
»Du? Niemals! Wie kommst du nur darauf? Ich habe mich fürchterlich für meinen Bruder geschämt und hätte nie zu hoffen gewagt, daß…«
»Daß ich die Schwester eines Kriminellen lieben könnte?«
Kathie nickte zaghaft, während Robert befreit auflachte.
»Nichts, was auf der Welt geschieht, kann meine Liebe zu dir schmälern«, sagte er dann, wobei er sie liebevoll ansah.
»Denn du bist die Frau, auf die ich ein Leben lang gewartet habe. Sag’ mir nur eines – willst du mich heiraten?«
Katharina schluckte und nickte stumm. Robert zog sie vollends an sich und küßte sie zärtlich, während die untergehende Sonne auf Kathies Bild schien.
Sandra Hofmayr lenkte ihren Wagen durch die Toreinfahrt des Grundstückes und hielt vor der Garage an. Als sie den Motor ausschaltete, wurde die Haustür geöffnet, und Frau Unterleitner, Sandras Zugehfrau, trat heraus. Sie winkte, als die junge Antiquitätenhändlerin aus dem Wagen stieg.
»Grüß Gott, Frau Hofmayr«, rief sie. »Schön, daß Sie wieder da sind.«
»Ja, Gott sei Dank ist es wieder Wochenende. Seien Sie gegrüßt, Frau Unterleitner. Ist alles in Ordnung?«
Die Frau an der Tür winkte ab.
»Alles bestens«, antwortete sie. »Ich bin gerade fertig geworden. Mein Mann hat eben noch den Rasen gemäht.«
»Ach, das ist schön.«
Sandra nahm die Reisetasche aus dem Wagen und ging ins Haus. Drinnen roch es angenehm frisch und sauber, und aus der Küche kam der Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Auf den hatte die junge Frau sich schon die ganze Fahrt über gefreut.
Sandra betrieb in der Kreisstadt ein kleines Antiquitätengeschäft. Da sie nebenbei viel unterwegs war, um alte Sachen aufzustöbern, mit Restauratoren zu verhandeln oder Expertisen abzugeben, schlief sie die Woche über in einem möblierten Zimmer über ihrem Laden. Nur an den Wochenenden kam sie nach St. Johann in ihr kleines Haus, das von Hertha Unterleitner, die in der Nachbarschaft wohnte, behütet wurde.
»Ach, herrlich, frischer Kaffee«, rief sie aus.
»Einen Kirschkuchen hab’ ich auch gebacken«, sagte ihre Zugehfrau. »Auf der Terrasse ist alles gedeckt.«
Die junge Frau betrachtete sich kritisch im Spiegel der Garderobe.
»Na, ich weiß ja net«, meinte sie skeptisch. »Kaffee ja, aber Kuchen…«
Hertha Unterleitner lachte.
»Also, Frau Hofmayr, bei Ihrer Figur – da brauchen S’ sich wirklich keine Gedanken zu machen.«
»Recht haben S’«, stimmte Sandra in das Lachen ein. »Die ganze Woch’ über gibt’s