Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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ein Bein gebrochen hatte, hinkte der Österreicher leicht. Ungeduldig, wie er nun einmal war, hatte er das Krankenhaus vorzeitig und auf eigenen Wunsch verlassen, und dabei den Bruch nicht richtig auskuriert.

      »Pfüat dich, Wachauer«, sagte Franz. »Hast ’n Schnaps für mich?«

      »Auch zwoa, wenn’s denn sein muß«, grinste der Schrotthändler.

      Vor dem Haus stand eine alte Hollywoodschaukel in der Sonne, davor ein Plastiktisch und einige Stühle. Auf dem Tisch befanden sich ein überquellender Aschenbecher und die obligatorische Enzianflasche.

      »Was machst denn für ein Gesicht?« erkundigte sich der Wachauer-Josef, nachdem sie das erste Glas geleert hatten. »Ist’s immer noch nix mit deinem Fräulein Braut?«

      In einer schwachen Stunde hatte Franz ihm mal seine Leidenschaft für Andrea Hofer gestanden, Josef wußte also um die Geschichte.

      Der Hochanger-Franz machte ein noch grimmigeres Gesicht und winkte ab.

      »Der Zug ist abgefahren«, sagte er schließlich und griff wieder nach der Flasche.

      Sein Spezi war neugierig geworden. Nach langem Drängen kam Franz mit der Sprache heraus und erzählte von dem fehlgeschlagenen Tanzabend.

      »Und du glaubst, daß es dieser Klavierspieler ist?« fragte Josef. »Da müßt man doch was machen.«

      Der Bauer sah ihn etwas fragend an.

      »Was meinst denn?«

      Der andere zuckte die Schulter.

      »Na ja, willst’ dir das etwa gefallen lassen, daß der Herr Musikus nach zehn Jahren daherkommt und dir das Madel vor der Nase wegschnappt? Also, wenn ich an deiner Stelle wär’…, ich wüßt’, was ich tät.«

      »So, und was tätest du?«

      »Ich würd’ dem Kerl eine Lektion erteilen, daß er es auf immer bereuen tät’, daß er sich überhaupt hier wieder hat blicken lassen.«

      Der Gedanke gefiel Franz Hochanger. Er selbst hatte schon mit so etwas geliebäugelt, nur noch net recht gewußt, wie er’s anstellen sollte.

      Aber, wozu hat man denn Freunde?

      Der Bauer richtete sich auf einen langen Abend und eine noch längere Nacht ein. Es war nicht das erste Mal, daß er auf einem Feldbett in der Hütte geschlafen hatte. Während sie langsam die Enzianflasche leerten, heckten sie einen Plan aus, wie sie dem Rivalen einen Denkzettel verpassen konnten.

      *

      Andrea wartete an der Stelle, an der sie und Thomas sich zufällig wiedergetroffen hatten.

      Oder war es gar kein Zufall? War es nicht vielmehr Bestimmung, daß sie ausgerechnet heut’ morgen, nach so langer Zeit, wieder den Ort aufgesucht hatte, mit dem sie so viele glückliche Erinnerungen verband?

      Das Madel schmunzelte, als es an das Gesicht der Mutter dachte, das diese gemacht hatte, als sie hörte, mit wem Andrea sich treffen wollte. Deutlich war ihr anzumerken, daß Walburga Hofer alles andere als einverstanden damit war. Nur konnte sie nichts dagegen ausrichten. Ihre Tochter war längst volljährig, und selbst wenn sie es nicht wäre, so würde sie sich kaum von diesem Treffen abhalten lassen.

      Den Dickkopf hatte sie nun einmal von der Mutter.

      »Paß nur auf, daß er dich net wieder sitzenläßt«, hatte sie Andrea nur noch hinterher rufen können, bevor diese aus der Tür war.

      Wenngleich Andrea in Erinnerung an das Gesicht der Mutter schmunzelte – der letzte Satz wurmte doch ein bissel! Denn – so unrecht hatte Burgl Hofer vielleicht gar net.

      Natürlich war alles herrlich, seit dem Vormittag, aber manchmal schlichen sich kleine Teufelchen in Andreas Gedanken, die Mißtrauen aussäten. Sie war sich ihrer Liebe zu Thomas sicher. Aber konnte sie auch seiner Liebe sicher sein? Oder würde er wieder gehen und die nächsten zehn Jahre fortbleiben?

      Andrea wollte diese Gedanken nicht haben und versuchte, sie zu verdrängen, doch so ganz wollte es nicht gelingen.

      Und was wäre, wenn alles ganz anders käme, überlegte sie. Wenn Thomas sie vielleicht fragte, ob sie seine Frau werden wolle?

      Bei diesem Gedanken lief es ihr heiß und kalt den Rücken hinunter, und sie erschrak. Das würde ja bedeuten, daß sie von hier fortgehen müßte, weg aus ihrem geliebten St. Johann.

      Aber, war sie denn nicht bereit, diesen Preis zu zahlen, wenn sie dafür immer an seiner Seite sein konnte? Andrea wurde schwindelig, als sie sich ausmalte, wie das alles sein würde. Ein ganz neues Leben käme da auf sie zu, eines, das sie bisher nur aus den Zeitschriften kannte, aus denen sie die Artikel über Thomas ausgeschnitten hatte.

      »Hallo, wo bist du?«

      Thomas’ Stimme riß sie aus ihren Gedanken. Sie winkte ihm zu, als er den Weg heraufkam und lief ihm dann entgegen.

      Der junge Musiker empfing sie mit offenen Armen und wirbelte sie übermütig herum. Andrea jauchzte vor Vergnügen, sie waren beide ausgelassen wie Kinder.

      Hand in Hand wanderten sie, so, wie sie es früher oft getan hatten, durch den Höllenbruch.

      »Was wollen wir denn mit dem schönen Abend machen?« fragte Thomas, nachdem sie eine gute Stunde später zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt waren.

      Allmählich setzte die Dämmerung ein.

      Das Madel zuckte die Schulter.

      »Mir ist alles recht«, antwortete Andrea Hofer. »So lang’ ich nur mit dir zusammen bin.«

      »Dann hab’ ich eine Idee.«

      Thomas zog sie mit sich, den Hang hinunter. Bis St. Johann waren es noch ein paar Minuten zu laufen. Als sie das Dorf erreichten, schlugen die Glocken der Kirche gerade die achte Abendstunde.

      »Was hast’ denn vor?« wollte Andrea wissen.

      »Ich will mit dir essen gehen«, erwiderte Thomas vergnügt.

      »Einfach so?«

      Andreas Stimme klang verwundert. Ihre Familie ging nicht sehr oft ins Restaurant, und wenn es doch geschah, dann gab es einen Grund dafür, eine Familienfeier zum Beispiel.

      Thomas lächelte verschmitzt.

      »Na – net einfach nur so. Ich hab’ schon einen Grund, warum ich dich ausführen möcht’«, tat er geheimnisvoll.

      *

      Der Wirt vom Hotel »Zum Löwen«, Sepp Reisinger, empfing den prominenten Gast und seine Begleiterin persönlich und führte sie an einen freien Tisch.

      Thomas bestellte zwei Gläser Champagner und bat um die Speisekarte. Doch bevor er hineinschaute, nahm er Andreas Hand. Seine Augen strahlten dabei, und der Mund lächelte versonnen.

      »Ich bin sehr glücklich, daß ich dich wiedergefunden hab’«, sagte er. »Und ich möcht’ dich nimmer wieder verlieren.«

      Andrea

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