Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Andrea schaute ihn erwartungsvoll an. Thomas erwiderte ihren Blick.
»Ich glaub’, heut’ weiß ich, warum.«
*
Als die Glocke von Sankt Johann aus dem Tal heraufklang, schrak Andrea Hofer zusammen. Ein Uhr, zu Hause warteten sie mit dem Mittagessen.
»Du lieber Himmel, ich muß heim«, sagte sie und löste sich aus Thomas’ Armen.
»Komm’, ich bring dich.«
Hand in Hand liefen sie hinunter. Dabei jauchzten und lachten sie wie glückliche Kinder. Und genau so fühlten sie sich auch – zurückversetzt in eine herrliche Zeit. Vor dem Feld, das an den Hof grenzte, verabschiedeten sie sich.
»Sehen wir uns heut’ abend?« fragte Thomas hoffnungsvoll.
»Aber natürlich«, antwortete Andrea glücklich. »Wann immer, und so oft du willst.«
Er schaute ihr hinterher, bis sie über das Feld gegangen und im Hof verschwunden war. Dann machte er sich nachdenklich auf den Heimweg.
Natürlich hatte er damit gerechnet, irgendwann während seines Aufenthalts in St. Johann, Andrea wiederzusehen. Daß es so schnell dazu kam, war dann doch überraschend gewesen.
Noch überraschender aber war das Geständnis, das sie ihm gemacht hatte. Nie im Leben würde er geglaubt haben, daß das Madel ihm immer noch die Treue gehalten hätte, und beinahe schämte er sich ein wenig dafür, daß er so lange nichts hatte von sich hören lassen. Es gab schon eine Entschuldigung dafür, immerhin waren diese Jahre entscheidend für sein ganzes weiteres Leben gewesen, dennoch verspürte er ein Schuldgefühl gegenüber Andrea. Damals hatten sie sich ewig Liebe geschworen, und sie hatte diesen Schwur wirklich niemals gebrochen. Er hingegen hatte irgendwann einfach nicht mehr daran gedacht.
Ebenso war er überrascht, daß seine eigenen Gefühle ihr gegenüber dieselben geblieben waren wie früher. Es war, als hätte er sie die ganze Zeit über tief in sich verborgen getragen. Erst heute, bei diesem Wiedersehen, tauchten sie wieder auf.
In Gedanken verglich er das Madel mit den anderen Frauen, die sein Leben gekreuzt hatten. Viele waren darunter, bei denen ein Mann schwach werden konnte, doch Thomas war nie dieser Schwäche erlegen, nie hatte er die entscheidende Frage gestellt – ob die Frau bereit gewesen wäre, ihn zu heiraten. Wahrscheinlich hätte keine von ihnen mit nein geantwortet.
Aber alle diese eleganten und attraktiven Frauen erblaßten vor dem Bild, daß sich ihm vor kurzer Zeit geboten hatte, als Andrea ihm gegenüberstand. Wollte er es in einem Wort zusammenfassen, dann kam ihm wirklich nur schön in den Sinn.
Sie sah einfach nur schön aus, in dem Sonntagsdirndl, mit ihren offenen Haaren und den leuchtenden Augen.
Thomas Burger stieß einen lauten Jauchzer aus, der seine ganze Freude und sein Glück zum Ausdruck brachte.
»Wo bleibst’ denn?« fragte Wenzel, als er endlich in das Wohnzimmer trat.
Alle anderen saßen um den Tisch in der Eßecke, wo am Sonntag immer gegessen wurde.
»Entschuldigt, bitte, ich hab’ jemanden getroffen und ganz die Zeit vergessen«, sagte er, während er sich setzte.
»Net so schlimm«, meinte Sonja mit Blick auf ihren Mann. »Der Wenzel ist auch g’rad erst aus dem Wirtshaus zurück.«
Thomas’ Bruder duckte sich unter dem Blick aus den funkelnden Augen seiner Frau.
Die beiden Mägde trugen das Essen auf. Zur Feier des Tages gab es das Leibgericht des Heimgekehrten.
»Kalbsgulasch mit Semmelknödeln!« rief Thomas begeistert aus. »Und Rotkraut dazu.«
»Hat die Anni extra für dich gekocht«, machte Sonja ihn aufmerksam.
Der junge Pianist beugte sich zu der Magd hinüber, die zwei Plätze neben ihm saß.
»Anni, du bist ein Schatz. Dafür spiel’ ich dir nachher etwas auf der Zither vor.«
»Bloß net«, wehrte Wenzel ab. »Das hat sich früher schon grauslich angehört. Bestimmt wird’s net besser g’worden sein.«
Für diese freche Bemerkung erntete er einen finsteren Blick seines Bruders.
»Jetzt erst recht«, versprach Thomas. »Ich geb’ den Zwillingen gleich nachher Unterricht im Zitherspielen. Während du deinen Mittagsschlaf hältst.«
Phillip und Ann-Kathrin jauchzten vor Begeisterung, während ihr Vater das Gesicht verzog.
»Dann schlaf’ ich eben im Heu«, meinte er.
»So, wie du’s immer tust, wenn’s zu lang’ im Wirtshaus gesessen hast«, warf Sonja ein.
»Sag’ mal, wer war es eigentlich, den du getroffen hast?« fragte Wenzel Burger, mehr um von seinen Wirtshauseskapaden abzulenken, als aus Neugierde.
Thomas nahm sich noch einmal von dem saftigen Gulasch, bevor er antwortete.
»Eine liebe, alte Bekannte«, sagte er und schmunzelte dabei.
»Ach, darum«, meinte Wenzel.
Sein Bruder sah ihn fragend an.
»Warum, darum?«
»Darum schaust so glücklich aus«, sagte er. »Ich kann mir schon denken, wer die liebe, alte Bekannte ist.«
Er schaute in die Runde.
»Ich glaub’, mein kleiner Bruder ist verliebt«, gab er bekannt.
Thomas spürte, wie er rot wurde, als die anderen ihn mit schmunzelnden Blicken bedachten.
Wart, du Hirsch, dachte er. Das zahl’ ich dir heim!
*
Franz Hochanger schob mit einer unwirschen Handbewegung seinen Teller beiseite. Seine Mutter sah ihn forschend an.
»Was ist denn, Bub, hast keinen Appetit?«
»Nein«, lautete die knappe Antwort.
Er stand auf und ging an den kleinen Wandschrank, der neben der Tür hing. Darin waren eine Flasche Enzian und Schnapsgläser. Hastig trank er das erste Glas leer und schenkte sich gleich darauf ein zweites ein. Waltraud Hochanger schüttelte ratlos den Kopf. Seit dem Morgen war ihr Sohn unausstehlich. Kaum daß er den Mund aufbekam, wenn sie ihn nach dem gestrigen Abend befragte. Offenbar mußte der Tanzabend ein einziger Reinfall gewesen sein, und das konnte doch nur mit der Andrea zusammenhängen.
Was wollte dieses Madel bloß? Besser als mit dem Franzl, konnte sie es doch gar net treffen! Oder wollte sie ihr Leben lang als Magd auf dem Hof des Bruders arbeiten?
»Magst noch was vom Pudding?« fragte sie ihren Sohn, in der Hoffnung, ihn vom Enzian abzulenken.
Wenn