Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 156
»Willst’ mich net verstehen, oder kannst’ es net?« fragte sie. »Ich hab’ doch gesagt, daß ich mei’ Ruh’ will.«
»Geh’ Andrea, was hast denn gegen mich?« stellte der junge Bursche eine Gegenfrage. »Schau, ich mag dich, und ich könnt’ dir schon einiges bieten. Die Eltern würden sich sofort aufs Altenteil zurückziehen, wenn du mich heiraten tätest. Du wär’st die Bäuerin und hättest das Sagen. Den Hof hier erbt doch sowieso der Lukas, und ob ein anderer dir einen größeren bieten kann, wage ich zu bezweifeln.«
Andrea Hofer war aufgesprungen und schaute ihn aus blitzenden Augen an. Dabei hatte sie die Hände in die Hüfte gestemmt.
»Franz Hochanger, was macht dich eigentlich so sicher, daß ich darauf wart’, daß mir jemand einen Bauernhof schenkt?« fragte sie empört. »Ich pfeife auf deinen und jeden anderen Hof. Lieber bleib’ ich hier, als Magd meines Bruders, als daß ich einen heirate, den ich net lieb’!«
»Was willst du denn? Wartest vielleicht auf einen Traumprinzen auf einem weißen Roß?« gab er ärgerlich zurück.
Wut und Enttäuschung war auf seinem Gesicht abzulesen. Andrea erschrak. So weit hatte sie es gar nicht kommen lassen wollen, aber dies war Franz’ wiederholter Antrag gewesen. Er hatte sie schon so oft gefragt, daß das Madel gar nicht mehr mitzählte. Da war ihr ganz einfach der Kragen geplatzt. Aber jetzt tat er ihr beinahe leid.
Geh’ doch mit ihm tanzen, sagte eine innere Stimme zu ihr. Was ist denn schon dabei?
»Also, wenn du noch magst, dann geh’ ich halt heut’ abend mit in den Löwen«, sagte sie in einem versöhnlichen Ton.
»Wirklich?« strahlte er. »Mensch, Madel, ich kann dir gar net sagen, wie ich mich freu’.«
Die beiden Mütter zwinkerten ihm verschwörerisch zu, als Franz und Andrea zurückkamen. An seinem Gesicht konnten sie erkennen, daß die Angelegenheit eine gute Wendung genommen hatte.
Das Gesicht des Madels konnten sie hingegen nicht sehen, denn Andrea hatte sich abgewendet. Schon nach wenigen Minuten stand sie wieder auf und verabschiedete sich.
»Ich muß noch ein bissel was vorbereiten, für heut’ abend«, sagte sie.
»Ich hol’ dich pünktlich um halb acht ab«, freute Franz sich.
*
»Ihr werdet net glauben, wen ich heut’ nachmittag getroffen habe«, sagte Sebastian Trenker zu Sophie Tappert und seinem Bruder beim Abendessen.
Die Haushälterin schnitt gerade von dem selbstgebackenen Brot ab, während Max Trenker schon ungeduldig zu ihr hinüberschielte. Wie immer hatte der »Gendarm von St. Johann« großen Appetit. Was allerdings auch kein Wunder war – gab es doch Sophies allseits beliebten Wurstsalat, für den sie Fleischwurst, saure Gurken, Tomaten und Zwiebeln kleingeschnitten hatte. Das alles wurde zusammengemischt und in einer Marinade aus Essig und Öl geschwenkt. Nachdem sie mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt hatte, streute die Haushälterin frische Schnittlauchröllchen darüber. Weil sie genau wußte, wie begehrt ihr Salat war, hatte Sophie Tappert gleich die doppelte Menge gemacht.
Außerdem stand ein gut gereifter Bergkäse auf dem Tisch, den Pfarrer Trenker immer von einer seiner Wanderungen mitbrachte.
»Mach’s net so spannend«, forderte Max seinen Bruder auf.
»Den Thomas Burger«, sagte der Geistliche.
Die Haushälterin und der Polizeibeamte machten erstaunte Gesichter.
»Doch net der berühmte Klavierspieler?« fragte Max.
Sebastian schaute ihn tadelnd an.
»Konzertpianist, Max, net einfach ›Klavierspieler‹«, erwiderte er. »Ja, er verbringt seinen Urlaub in der Heimat.«
Er lehnte sich auf seinem Platz auf der Eckbank zurück.
»Ich seh’ ihn noch vor mir, wie er als Bub drüben in der Kirch’ gespielt hat«, meinte er nachdenklich. »Und dann, als er Sankt Johann vor zwölf Jahren verlassen hat. Ein junger Bursch’ war er damals noch und heut’ ist er ein gestandener Mann.«
»Da haben wir ja eine richtige Berühmtheit unter uns«, sagte Max, während er sich eine ganz große Portion von dem Salat nahm und die Haushälterin ansah. »Schmeckt köstlich, Frau Tappert.«
Sophie nickte, schien aber mit den Gedanken ganz woanders zu sein.
»Nanu, so nachdenklich«, wandte der Pfarrer sich an seine Haushälterin.
Sie lächelte.
»Ich hab’ grad an die Eltern vom Thomas und Wenzel denken müssen«, antwortete sie. »Leider haben s’ ja net mehr erleben dürfen, wie berühmt ihr jüngster Sohn geworden ist. Die Res’l wär’ bestimmt sehr stolz auf ihn gewesen.«
Der Geistliche nickte stumm. Er wußte, daß Thomas’ Mutter und Sophie sich seit der Kinderzeit gekannt hatten. All die Jahre waren die beiden Frauen befreundet gewesen.
Nach dem Abendessen – Pfarrer Trenker hatte sich in das Pfarrbüro zurückgezogen, und Max machte sich für den samstäglichen Tanzabend fein – saß Sophie Tappert in ihrer kleinen Wohnung im oberen Stock des Pfarrhauses und lauschte den Klängen des Klavierkonzerts Nr. 1, von Peter Tschaikowsky. Es war eine Aufnahme des Münchener Rundfunksymphonieorchesters, und der Solist war Thomas Burger. Eine seiner ersten Schallplattenaufnahmen. Sophie hatte sie sich damals gekauft. Sie gedachte der verstorbenen Freundin und war stolz, daß Thomas es so weit gebracht hatte.
*
Der Tanzabend im Saal des Hotels »Zum Löwen«, war immer gut besucht. Sepp Reisinger, der Wirt, konnte beinahe im Schlaf dahersagen, wie viele Maß Bier getrunken wurden. Aber auch im Restaurant herrschte Hochbetrieb. Sepps Frau, Irma, war eine hervorragende Köchin, deren Kunst sich weit über die Grenzen des Dorfes herumgesprochen hatte.
War das Hotel auch die erste Adresse in St. Johann, so wußte das Wirtsehepaar doch genau, was es an den Einheimischen hatte. Daher machten sie auch keinen Unterschied und freuten sich jedes Wochenend aufs neue.
Der Festsaal faßte an die dreihundert Leute, wurde aber meistens abgeteilt, damit er nicht so riesig wirkte. Auf einer Bühne hatten die Musiker ihren Platz, während unten die Tische so gestellt waren, daß die Mitte zum Tanzen frei blieb. Fünf Saaltöchter hatten alle Hände voll zu tun, um die Gäste zufriedenzustellen.
Andrea und Franz saßen, zusammen mit anderen, an einem Tisch im hinteren Bereich. Das Madel hatte sich ausbedungen, nicht so nahe bei der Musik sitzen zu müssen. Als die beiden den Saal betraten, hatten sich alle Augen auf sie gerichtet. Es war ja bekannt, daß der Hochanger-Franz die junge Frau umwarb. Bisher vergeblich, doch nun schien Andrea nicht mehr abgeneigt zu sein, Bäuerin auf dem Hof zu werden.
Nach dem zweiten Glas Wein fand das Madel sogar Gefallen am Tanzen und lehnte es nicht ab, als auch andere junge Burschen sie aufforderten. Sie merkte, wie sehr sie sich sonst abkapselte. Sie sollte viel öfter am Wochenende herkommen.
Zweimal ließ Franz sie sich vor der Nase wegschnappen, doch dann war er schneller und führte sie auf das Parkett. Als sie wieder an den Tisch zurückkamen, hatte sich ein neuer