Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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ihr einiges Kopfzerbrechen. Sie fragte sich, ob sich wirklich genügend Investoren dafür finden ließen. Immerhin mußten etliche Geldgeber bereit sein, auch die Bergbahn zu finanzieren. Alles in allem würde es einige Millionen kosten, die ehrgeizigen Pläne des Bürgermeisters durchzusetzen. Elke hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was alleine die ganzen Bauanträge und Genehmigungen an finanziellen Mitteln erforderten. Ganz zu schweigen von den sonstigen Hindernissen, die sich einem solchen Projekt gegenüber aufbauen konnten: Umweltschutz, Bürgerinitiativen oder politisches Kalkühl.

      Die junge Frau zuckte mit der Schulter. Das alles mußte sie ja nicht interessieren. Sie sollte lediglich den Boden bereiten.

      Allerdings konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, daß mit dem bau eines solchen Touristenzentrums ein nicht wieder gutzumachender Fehler begangen wurde. Hier, so hatte Elke den Eindruck, war die Natur noch intakt, und die Menschen schienen mit sich und dem was sie hatten zufrieden zu sein. Alles machte einen gesunden und urtümlichen Eindruck. War es wirklich notwendig, das zu zerstören? Einer Bettenburg würde die nächste folgen, der Bau der Seilbahn und der Skipisten wären ein Eingriff und Raubbau an der Umwelt. Schwere ökologische Schäden wären die Folgen.

      Konnte man das wirklich verantworten?

      Wie hatte Markus Bruckner gefragt?

      »Wenn das auf Mallorca funktioniert, warum soll das net auch bei uns geh’n?«

      Elke Kerner grauste es bei dem Gedanken, und immer mehr kam sie zu dem Entschluß, das geforderte Gutachten gewissenhafter abzufassen, als alle anderen Arbeiten jemals zuvor.

      Sie schaute auf die Uhr und war erstaunt, daß es beinahe Mittag war. Gleich nach dem Frühstück hatte sie sich aufgemacht, vor gut vier Stunden. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verging. Langsam wollte sie nun den Rückweg antreten. Den Nachmittag würde sie wohl in ihrem Hotelzimmer verbringen. Sie wollte so schnell wie möglich mit ihrer Arbeit fertig werden und noch ein paar Tage wirklich Urlaub machen, wenn ihr Büro es zuließ. Aber ein-, zweimal würde sie noch Streifzüge in die weitere Umgebung unternehmen müssen.

      Elke kletterte gerade einen schmalen Pfad hinunter, der zur Dorfstraße führte, als sie in einiger Entfernung eine Gestalt bemerkte, die ihr bekannt vorkam.

      War das nicht der junge Mann, der gestern so ungeschickt mit seinen Koffern…? Richtig, sie hatte sich nicht getäuscht. Carsten Henning kletterte den Pfad hinauf, den sie hinunter wollte. Nach ein paar Minuten trafen sie auf einander.

      *

      Carsten hatte nach der langen Autofahrt von Hamburg nach St. Johann ausgiebig und wohlig geschlafen. Seine innere Uhr, die ihn regelmäßig um Sechs in der Frühe weckte, wenn er im Dienst war, hatte sich auf wundersame Weise auf Acht eingestellt. Da war er nämlich aufgewacht und hatte ziemlich verwirrt auf den Reisewecker geschaut, der auf dem Nachtkästchen an seinem Bett stand. Es war kaum zu glauben. Nach einem kleinen Abendessen war er sehr früh zu Bett gegangen und hatte zehn Stunden geschlafen. Das war schon eine Ewigkeit nicht mehr vorgekommen.

      Ausgeruht und voller Energie stellte er sich unter die Dusche, rasierte sich hinterher und zog leichte, legere Kleidung an. Fröhlich pfeifend ging er zum Frühstück hinunter, das im Klubraum serviert wurde. Außer von einem Büffet konnte man verschiedene Eierspeisen und kleine Frühstücksgerichte von der Karte bestellen. Carsten entschied sich für zwei Spiegeleier mit Speck.

      Die Mitglieder der Reisegruppe hatten ihr Frühstück bereits hinter sich, so daß es in dem Raum sehr ruhig war. Ein Umstand, der Carsten durchaus gefiel. So konnte er gemütlich in der Zeitung blättern und sich das Essen schmecken lassen.

      Nach dem Frühstück, das sich lange hinzog, ließ sich Carsten an der Rezeption eine Wanderkarte für die Umgebung von St. Johann geben. Das junge Madel, das hier Dienst hatte, erklärte ihm bereitwillig diese und jene Besonderheit, und wies auch auf die malerischen gelegenen Sennenwirtschaften hin, deren Besuch sich unbedingt lohne.

      Carsten sah auf die Uhr. Für solch eine weite Wanderung war es heute vielleicht schon zu spät. Nachdem er so ausgiebig und gemächlich gefrühstückt hatte, war es beinahe elf Uhr. Er beschloß zunächst den Ort selber und seine nähere Umgebung zu erkunden. Die weiße Kirche, schräg gegenüber interessierte ihn besonders. Dorthin würde er zuerst gehen.

      *

      »Freilich ist’s geöffnet. Schauen S’ nur herein«, sagte Alois Kammeier. »Der Herr Pfarrer freut sich über jeden Besucher.«

      »Sehr freundlich«, bedankte sich Carsten Henning bei dem Mesner von St. Johann.

      Er betrat das kühle Kirchenschiff und schritt langsam den Kreuzgang hinunter. Dabei staunte er über die reiche Verzierung aus roten und blauen Farben und das viele Blattgold, mit dem Figuren und Bilder beschlagen waren. Rechts unter dem Säulengang hing ein Ölgemälde, das den Heiland darstellte, im Gebet versunken. Daneben stand, auf einem Holzsockel, eine Madonnenstatue.

      Der Hamburger war wirklich beeindruckt. Natürlich gab es in seiner Heimat auch schöne Kirchen, doch diese hier, schien etwas Besonderes zu sein. Die Atmosphäre hatte etwas Unvergleichliches.

      Alois Kammeier wechselte die heruntergebrannten Kerzen am Altar aus. Als er bemerkte, daß der Besucher sich wohl für die Madonnenstatue interessierte, kam er herüber.

      »Gefällt’s Ihnen?« fragte er.

      »Ja. Wirklich, eine wunderschöne Arbeit«, nickte Carsten.

      Sein Blick fiel auf den Sockel, der leicht beschädigt schien. Der Mesner seufzte.

      »Ach, das war schon eine aufregende G’schicht’.«

      Dann erzählte er von den Kirchenräubern, die St. Johann vor einiger Zeit heimgesucht hatten und die wertvolle Statue raubten. Dank der tüchtigen Arbeit der Polizei wurden die Diebe gefaßt, und die Madonna sichergestellt, bevor die Ganoven sie ins Ausland schaffen konnten.

      »Unglaublich«, lautete der Kommentar des Hamburgers. »Daß so etwas hier geschehen konnte!«

      Alois Kammeier hatte Zeit und war in Gesprächslaune, und so kam Carsten Henning in den Genuß einer ausgiebigen Erklärung über die Kirche St. Johann, und den Ort und seinen Menschen. Eine Viertelstunde später wußte er über die wichtigsten Dinge Bescheid. Bevor er die Kirche verließ, bedankte Carsten sich bei dem Mesner und ließ ein paar Geldstücke in den Opferstock gleiten.

      Draußen schaute er auf die Wanderkarte. Die Straßen waren rot, die Wanderwege grün eingezeichnet. Einer führte gleich von der Dorfstraße zu den bewaldeten Höhen hinauf. Carsten entschied sich, dorthin einen kleinen Spaziergang zu machen. Für den nachmittag hatte er sich vorgenommen, auf der Terrasse des Hotels in einem Sonnenstuhl zu liegen und ein wenig zu lesen. Für den Abend hatte Sepp Reisinger ihn eingeladen.

      Er fand den Wanderpfad und stieg langsam hinauf. Der Weg war mehr oder weniger befestigt, allerdings gab es keine Begrenzung zum Tal hinunter, so daß man schon acht geben mußte, nicht auszurutschen.

      Carsten sah nach oben. Jemand kam ihm entgegen. Er erkannte die junge Frau Kerner. Sie lächelte ihm zu, als sie nur noch wenige Schritte entfernt war.

      »Guten Tag«, grüßte er.

      »Hier sagt man, Grüß Gott«, antwortete sie mit einem charmenten Lächeln.

      »Ach, ja natürlich«, lachte Carsten zurück.

      Beide

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