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beantwortete keine Fragen, und ehe er sich versah, hatte man ihn entmündigt, aufgrund eines Gutachtens, das dieser unbekannte Arzt erstellt hatte.

      Pfarrer Trenker und die Heimleiterin waren fassunslos.

      »Gell, Hochwürden, Sie nehmen mich wieder mit?« fragte Valentin Hofthaler bittend. »Ich hab’ doch meine Mühle. Was soll ich dann hier?«

      Herr im Himmel, dachte Sebastian. Der arme Kerl hatte ja keine Ahnung, daß schon die ersten Handwerker angerückt waren.

      »Auf jeden Fall nehm’ ich dich wieder mit«, sagte er bestimmt.

      »Ich weiß net, ob das so einfach geht, Hochwürden«, wagte Frau Burgsmüller einzuwenden. »Der Herr Hofthaler befindet sich aufgrund eines Gerichtsbeschlusses in unserer Obhut.«

      »Der aufgrund eines dubiosen Gutachtens eines noch dubioseren Arztes gefaßt wurde«, antwortete der Geistliche. »Liebe Frau Burgsmüller, Sie kennen mich, und ich kenn’ Valentin. Seien Sie versichert, daß ich ihm jedes Wort glaube. Ich bin bereit, die volle Verantwortung zu übernehmen.«

      Die Heimleiterin sah von einem zum anderen.

      »Also gut«, seufzte sie. »Aber das müssen S’ mir schriftlich geben. Irgendwie muß ich mich ja absichern, das werden S’ doch verstehen. Schließlich ist es der Vormund, der darüber zu bestimmen hat, wo der Herr Hofthaler sich aufhält.«

      »Natürlich«, nickte Pfarrer Trenker. »Das versteh’ ich voll und ganz.«

      *

      Richard Anzinger nahm allen Mut zusammen und klopfte an die Tür des Edelweißzimmers. Lange Zeit hatte er davor gestanden und mit sich gerungen. Er hatte gezögert, aus Angst, sie könne ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, dennoch mußte er es tun. Richard wußte, daß er Maria Devei eine Erklärung schuldig war.

      Die Sängerin öffnete sofort. Sie lächelte, als sie ihn erkannte. Der Kaufmann blieb unschlüssig stehen.

      »Richard, kommen Sie doch herein«, lud Maria ihn ein.

      Das Edelweißzimmer war ähnlich eingerichtet, wie das Enzianzimmer gegenüber. Maria bot ihm einen Sessel, der, zusammen mit einem kleinen Tisch, am Fenster stand. Sie selber zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.

      »Maria… ich bin gekommen, um mich bei Ihnen zu entschuldigen«, begann er. »Ich weiß, ich hätt’ Sie so einfach nicht überfallen dürfen.«

      Die junge Frau lächelte wieder. Ein Lächeln, das sie besonders attraktiv machte. Richard hörte sein Herz laut schlagen.

      Maria sah sich um.

      »Ich habe leider nichts anzubieten. Sollen wir uns etwas kommen lassen?«

      »Nein, das ist net nötig«, wehrte der Kaufmann ab.

      »Sie wollten mir etwas sagen?«

      Richard Anzinger rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Ein wenig verlegen hob er die Hände.

      »Ja, Maria, ich hab’ mich wie ein Dummkopf benommen und ich bitte Sie dafür um Entschuldigung. Ich hab’ alles, was man nur falsch machen kann, falsch gemacht.«

      »Aber wieso denn?«

      Richard schaute sie ratlos an. Er verstand nicht, was sie mit ihrer Frage meinte.

      »Es ist doch die natürlichste Sache der Welt, daß ein Mann, der eine Frau liebt, es ihr auch sagt. Ich hab’ mich über Ihren Antrag sehr gefreut.«

      »Ja, wirklich? Aber warum…?«

      »Sie meinen, warum ich fortgelaufen bin?«

      Der Kaufmann nickte. Das Lächeln in Marias Augen war verschwunden. Trauer und Wehmut standen nun darin geschrieben.

      »Ich muß Ihnen etwas erklären«, sagte sie.

      Die Sängerin hatte die ganze Zeit an Richard Anzinger gedacht. Zwar hatte er sie mit seinem Geständnis überrumpelt, doch sie war ihm nicht böse deswegen. Im Gegenteil – sie konnte sich durchaus vorstellen, unter anderen Voraussetzungen, seine Frau zu werden. Auch wenn sie sich erst heute kennengelernt haben.

      Doch diese Voraussetzungen waren die falschen.

      Die Zeit lief ihr davon, und das wollte sie ihm sagen. Denn er hatte ein Recht darauf, alles zu erfahren.

      Leise und behutsam sprach sie zu ihm. Richard sah sie erst ungläubig an, dann schlug er seine Hände vor die Augen.

      »Und es gibt keine Hoffnung?« fragte er mit tonloser Stimme.

      »Ich fürchte nein…«

      Jetzt hielt es ihn nicht länger auf seinem Platz. Er sprang auf und zog sie zu sich heran. Ganz dicht waren ihre Gesichter aneinander.

      »Maria, ich liebe dich«, sagte er mit rauher Stimme. »Mehr, als je einen Menschen zuvor, und ich lasse net zu, daß du stirbst.«

      »Ach, Richard…«

      Er verschloß die Lippen mit einem Kuß, und sie ließ es geschehen.

      »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte er, nachdem er sie wieder freigegeben hatte. »Wir werden die besten Ärzte aufsuchen. Ganz egal, was es kostet!«

      Maria Devei schüttelte den Kopf.

      »Ach, Richard, meinst du net, daß ich alle Möglichkeiten bedacht habe? Ich war bei dem besten Arzt.«

      »Dann muß eben noch einer her!«

      Diesmal küßte sie ihn.

      »Du bist so lieb«, sagte sie. »Aber es ist sinnlos.«

      »Nein, nein, nein«, protestierte er. »Damit gebe ich mich net zufrieden!«

      Maria erzählte von Pfarrer Trenkers Besuch, und daß der Geistliche von dem Dorfarzt gesprochen hatte, der ein Schüler Professor Bernhards war.

      »Bitte, Maria, nutze diese eine Chance«, flehte Richard Anzinger. »Wenn du net mehr bist… dann, dann ist mein Leben sinnlos!«

      Mit tränengefüllten Augen küßten sie sich innigst. Es schien, als gebe dieser Kuß Maria neuen Lebensmut. Sie schaute den Mann an, den sie erst so kurz kannte und dennoch von Herzen liebte.

      »Ja, Richard, ich will leben«, sagte sie. »Für dich.«

      *

      Wieder folgte die verhaßte Prozedur der Untersuchung, des Blutabnehmens, des Wiegens und des Messens. Unzählige Fragen wurden beantwortet. Vom Blutbild bis zum EKG war nichts ausgelassen worden.

      All dies ließ Maria Devei geduldig über sich ergehen. Ihre Liebe zu Richard gab ihr die nötige Kraft dazu.

      Und dann war der Tag da, an dem das Ergebnis der Untersuchung vorliegen sollte. Maria und Richard saßen im Sprechzimmer des Arztes. Sie hielten sich an den Händen und sahen Toni Wiesinger erwartungsvoll an.

      »Also, Frau Devei, ich

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