Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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nicht schlecht, als er hörte, daß einer seiner besten Schüler es vorgezogen hatte, als einfacher Dorfarzt in den Bergen zu leben, anstatt eine Karriere als Chef eines großen Klinikums anzustreben, wozu Toni nach Meinung seines alten Mentors durchaus das Zeug gehabt hätte.

      Schließlich kam Dr. Wiesinger auf den Grund seines früheren Anrufs zu sprechen. Sein Doktorvater fiel aus allen Wolken, als ihm klar wurde, wie tragisch die Angelegenheit war.

      »Um Gottes willen, nein, Frau Devei ist kerngesund«, rief er aus. »Ich habe mich schon gewundert, warum sie nicht noch einmal mit mir gesprochen hat. Sie war damals ganz schnell verschwunden, noch bevor ich Gelegenheit dazu hatte. Jetzt ist es mir natürlich klar. Wenn sie wirklich ein Gespräch mit angehört hat, so hat sich das niemals auf sie bezogen. Frau Devei war lediglich psychisch und körperlich erschöpft und brauchte dringend eine Ruhepause. Sagen Sie ihr das, bitte.«

      »Das habe ich schon«, erwiderte der Arzt. »So etwas Ähnliches dachte ich mir nämlich, nachdem ich sie untersucht hatte.«

      »Also, ich schicke Ihnen gerne meine Untersuchungsergebnisse«, bot der Professor an. »Sie müssen mir nur Ihre genaue Anschrift durchsagen.«

      »Sie können mir die Unterlagen auch per Fax schicken«, lachte Toni. »So ganz hinterm Mond leben wir hier nämlich auch nicht.«

      Professor Bernhard stimmte in das Lachen ein.

      »Nun, es klingt ja auch ganz hübsch, was Sie da über Ihr Sankt Johann erzählt haben. Muß wohl ein kleines Idyll sein.«

      »Ist es auch, und wenn Sie einmal Urlaub machen wollen, fernab von der Großstadt mit ihrem Verkehr und der ganzen Hektik, dann sind Sie herzlich eingeladen.«

      »Vielen Dank, Toni, vielleicht komme ich wirklich einmal darauf zurück.«

      Sie unterhielten sich noch eine Weile, und der Professor versprach zum Abschied, die Unterlagen sofort herüberzusenden. Schon nach wenigen Minuten hielt der Arzt sie in den Händen und las sie durch. Die Untersuchungsergebnisse aus Frankfurt deckten sich mit seinen eigenen. Maria Devei war absolut gesund. Toni Wiesinger machte sich auf den Weg zum Hotel. Er wollte der Frau so schnell, wie möglich beide Untersuchungsergebnisse vorlegen und damit jeden Zweifel aus der Welt räumen.

      *

      Er traf Richard Anzinger vor der Tür zum Restaurant. Der Kaufmann war gerade von seinem Zimmer heruntergekommen und auf dem Weg zum Abendessen.

      »Dann kommt Frau Devei sicher auch gleich«, vermutete der Arzt.

      Richard schüttelte betrübt den Kopf.

      »Ich fürchte, es handelt sich um einen Rückfall«, sagte er. »Maria steht dieselben Ängste aus, wie zuvor. Seit Tagen kommt sie net mehr aus ihrem Zimmer heraus.«

      Toni Wiesinger schwenkte die Mappe mit den Unterlagen.

      »Aber wieso denn?« rief er aus. »Ich habe eben mit dem Professor, in Frankfurt telefoniert. Er hat mir seine Ergebnisse gefaxt, und ich habe sie mit meinen ver­glichen. Frau Devei ist kerngesund. Sie muß es einfach glauben.«

      »Kommen Sie!«

      Richard Anzinger eilte die Treppe hinauf.

      »Maria muß das sofort sehen.«

      Vor dem Edelweißzimmer blieben sie stehen. Der Kaufmann klopfte an die Tür. Einmal, zweimal, keine Antwort.

      »Maria? Ich bin’s, Richard. Der Doktor ist auch da. Bitte, Maria, mach’ die Tür auf. Die Ergebnisse aus Frankfurt sind da. Du mußt sie unbedingt lesen!«

      Hinter der Tür blieb es still. Richard Anzinger drückte die Klinke herunter. Es war zugesperrt.

      War Maria nicht auf ihrem Zimmer?

      »Merkwürdig«, murmelte der Kaufmann. »Ich hätt’ schwören können, daß…«

      »Frau Devei ist net im Haus«, hörten da die beiden Männer die Stimme Sepp Reisingers.

      Sie drehten sich um. Der Löwenwirt war vom ersten Stock gekommen und hatte sie vor der Zimmertür stehen sehen.

      »Nicht im Hotel?« fragte Ri­chard Anzinger. »Wissen Sie, wohin Frau Devei gegangen ist?«

      Sepp schüttelte den Kopf. Ri­chard und der Arzt schauten sich ratlos an.

      »Was machen wir denn jetzt?« fragte der Kaufmann verzweifelt. »Ich weiß gar net, wo wir suchen könnten. Zur Alm wird sie doch net hochgegangen sein. Es ist ja schon finster.«

      Sepp Reisinger war genauso ratlos.

      »Geh’n wir zum Pfarrhaus«, schlug Toni Wiesinger vor. »Vielleicht hat der Pfarrer eine Ahnung…«

      Pfarrer Trenker verließ gerade die Kirche, als Richard und der Arzt von der Straße heraufkamen.

      »Maria ist fort«, sagte der Kaufmann. »Haben Sie sie gesehen?«

      Sebastian schüttelte den Kopf.

      »Der Professor hat seine Ergebnisse gefaxt«, erklärte Toni. »Sie decken sich mit meinen. Das wollt’ ich Frau Devei mitteilen. Als ich ins Hotel kam, war sie net mehr da.«

      »Ich hab’ geglaubt, sie wäre auf ihrem Zimmer geblieben«, sagte Richard.

      Er schaute sich um. Die Abenddämmerung hatte vollends eingesetzt.

      »Es ist doch auch schon dunkel«, fuhr er fort. »Sie wird doch hoffentlich nicht so weit gegangen sein.«

      Pfarrer Trenker hatte eine Idee.

      »Kommen Sie, Herr Anzinger.«

      Der Geistliche deutete in Richtung des Friedhofs.

      »Dort ist das Grab ihrer Eltern. Maria war in den letzten Tagen öfter hier. Vielleicht haben wir Glück…«

      Auf dem Gottesacker, der im Schatten der hohen Kirchenmauern lag, war es schon richtig dunkel. Daran änderten auch die vereinzelt brennenden ›Ewigen Lichter‹ nichts, die auf den Gräbern standen. Trotzdem erkannte Ri­chard sofort die Gestalt, die in der hinteren Ecke vor einem Grab stand. Er eilte zu ihr. Maria drehte sich überrascht um.

      »Eigentlich bin ich dir ein wenig bös«, sagte der Kaufmann. Maria lächelte verlegen.

      »Weil ich, ohne ein Wort zu sagen, fortgegangen bin?«

      »Das auch. Aber vielmehr, weil du ohne mich hierher gegangen bist«, antwortete er. »Ich möchte an deinem Leben teilhaben, in Freud’ und Leid. Ich möchte wissen, was du denkst und fühlst, und ich will dir deine Ängste nehmen. Ich will für dich da sein, wann immer du mich brauchst.«

      Maria schmiegte sich an ihn.

      »Du bist ein wunderbarer Mann«, flüsterte sie.

      »Und du bist die wunderbarste Frau, die mir je begegnet ist«, sagte Richard Anzinger und zog sie mit sich. »Komm’, Dr. Wiesinger ist da. Er hat mit Professor Bernhard gesprochen, der alles das bestätigt, was schon vermutet wurde. Er hat damals nicht über dich gesprochen. Und ab jetzt gibt es keine trübsinnigen

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