Die großen Western 218. Frank Callahan
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Längst war die Sonne hinter den Hügeln aufgegangen, als die kleine Stadt vor dem Deputy lag. Seine beiden Gefangenen hatten sich während des Rittes ruhig verhalten.
Nur ihre hasserfüllten Blicke verrieten nichts Gutes. Als sich der Reitertrupp den ersten Häusern näherte, sagte der Cowboy mit dem Texanerbart: »Nun wird es dir gleich verdammt dreckig ergehen, Deputy. Du hast einen riesigen Fehler gemacht. Du hättest meinen Gefährten und mich ebenfalls umlegen müssen. Nur dann wäre dir eine kleine Chance geblieben, deinem Schicksal zu entgehen.
Wenn du uns alle drei irgendwo in den Bergen verscharrt hättest, wäre niemand dahintergekommen, dass du Big Old Hastings Sohn ermordet hast. Mann, du gehst verdammt lausigen Zeiten entgegen. Ich möchte nicht für hunderttausend Dollar in deiner Haut stecken.«
Auch der andere Cowboy nickte zu diesen Worten. Fast körperlich fühlte Jim Henson den Hass dieser beiden Männer. Und die starken Zweifel in ihm wurden immer größer.
Der Reiterpulk erreichte die ersten Häuser von Colton. Dumpf hämmerten die Hufschläge über die Main Street. Staub wolkte empor, wurde vom leichten Wind träge verweht.
Passanten blieben stehen. Ihr Erstaunen und ihre Neugierde wandelte sich in blankes Entsetzen, als sie den toten Ranchersohn quer über dem Sattel liegen sahen.
Und es dauerte nicht lange, dann wusste die Bevölkerung der kleinen Stadt Bescheid.
Jim Henson zügelte seinen Rappwallach vor dem Sheriff-Office. Höhnisch grinsend starrten ihn seine beiden Gefangenen an.
»Gleich geht die Welt unter, Deputy«, sagte der Bärtige. »Und sollte sich Big Old Hastings in Colton aufhalten, dann wird er dir sofort die Ohren langziehen.«
Kaum waren seine Worte verstummt, als auch schon Will Everett, der Sheriff, auftauchte. Er nickte seinem Gehilfen kurz zu und trat vom Sidewalk herunter.
Und dann versteinerte sich sein Gesicht, wurde kalkig wie eine frisch gestrichene Wand. Lange Sekunden stand Will Everett wie eine Statue da, ehe er sich langsam dem Pferd mit dem Toten näherte.
Jim Henson fühlte sich nun überhaupt nicht mehr wohl in seiner Haut. Er wusste zwar, dass Big Old Hastings ein Mann mit großem Einfluss in diesem County war, hatte den Ranchboss jedoch noch niemals zu Gesicht bekommen. Und da sich Jim ja auch erst seit vierzehn Tagen hier in Colton aufhielt, war dies nicht verwunderlich.
Er blickte auf die Bürger der Stadt, die sich um den Reitertrupp sammelten. Immer mehr Männer und Frauen verließen ihre Häuser. Schweigend starrten sie auf Sheriff Everett, seinen Deputy, auf den Toten und auf die beiden gefangenen Cowboys.
Jim Henson schwang sich aus dem Sattel und trat neben den Sheriff, der sich ihm mit noch immer bleichem Gesicht zuwandte.
Mit heiserer, beinahe krächzender Stimme fragte Will Everett: »Was ist mit Jeff Hastings? Wurde er von den Banditen erschossen, als er sie verfolgte? Und was ist mit diesen beiden Männern, die gefesselt auf den Pferden sitzen? Wenn mich nicht alles täuscht, dann sind es doch Cowboys der Hastings-Ranch, nicht wahr?«
Der Deputy schluckte. Seine Kehle fühlte sich völlig ausgetrocknet an.
Er starrte an Everett vorbei, sah die vielen abweisenden Gesichter seiner Mitbürger. Noch näher schoben sich die Menschen heran, nur um kein Wort zu versäumen.
»Was ist, Jim?«
Ein ungeduldiger Ton schwang in diesen Worten mit. Und Jim Henson erkannte, dass sich das Gesicht des Sternträgers von Colton zu röten begann.
»Hören Sie zu, Sheriff. Ich möchte mit Ihnen über alles im Office reden. Ich habe diese beiden Männer verhaftet. Sie überfielen ihren eigenen Vormann und raubten ihn aus.«
Everetts Augen verengten sich. Jim hatte den Eindruck, dass ihm der Sheriff kein Wort glaubte.
»Und was ist mit Jeff Hastings?«
Der Deputy schüttelte den Kopf. »Wir sprechen im Office darüber, Sir«, sagte er. »Ich bringe die beiden Gefangenen in eine Zelle. Bitte, veranlassen Sie, dass der Tote zum Sargmacher gebracht wird.«
Er ließ Everett einfach stehen, dessen Gesicht nun einer überreifen Tomate glich. Und es sah aus, als würde Sheriff Everett jeden Moment platzen.
»Runter von den Pferden«, knurrte der Deputy seine beiden Gefangenen an. Sie gehorchten widerstandslos. Mit gezogenem Revolver trieb er die beiden Cowboys vor sich her, den Sidewalk hoch und dann ins Office hinein. Gleich darauf sperrte er sie in eine Zelle ein.
»Vergebliche Mühe«, grinste der bärtige Cowboy spöttisch. »In spätestens einer Stunde sind wir wieder auf freiem Fuß. Vielleicht sitzt du dann hier in dieser Zelle.«
Jim Henson gab keine Antwort und lief ins Office zurück, wo er bereits vom Sheriff erwartet wurde.
»Ich höre, Jim«, knarrte seine Stimme. »Und ich möchte die Wahrheit wissen, mein Junge. Ich habe das Gefühl, dass du in eine dumme Geschichte hineingestolpert bist. Und gnade dir Gott, wenn du Jeff Hastings erschossen hast.«
Sheriff Everett warf sich auf den alten Polsterstuhl hinter seinem Schreibtisch, legte die Beine auf die Schreibtischkante und blickte seinen Deputy herausfordernd an.
»Schieß los, mein Junge. Und denke daran, dass ich die reine Wahrheit hören möchte.«
Jim Henson nickte, nahm auf dem alten Sofa Platz und begann zu erzählen. Er ließ nichts aus, beschönigte nichts, berichtete so, wie sich alles ereignet hatte.
Er endete mit den Worten: »Es gibt keine Zweifel, Sheriff. Dieser Hastings überfiel mit zwei Leuten seinen eigenen Vormann, um sich zu bereichern. Okay, ich gebe zu, dass ich die zehntausend Dollar nicht gefunden habe. Das hat jedoch nicht viel zu sagen, Sheriff. Ich wette, dass die Banditen ihre Beute irgendwo unterwegs versteckt haben.«
Lange Minuten herrschte Schweigen.
Prüfend starrte der junge Deputy auf den erfahrenen Sheriff, versuchte, in dessen Gesicht zu lesen. Everetts Gesicht wirkte jedoch wie versteinert. Nur in seinen dunkelgrauen Augen funkelte es verdächtig.
Dann wandte er sich entschlossen Jim Henson zu.
»Okay, mein Junge, ich habe deine Geschichte vernommen. Und sie spricht für dich. Du tatest deine Pflicht, glaubtest diese Mörder vor dir zu haben. Niemand wird dir daraus einen Strick drehen können. Außerdem hast du dich nur verteidigt, denn deine Gegner schossen zuerst.«
Er schwieg. Mit zwingender Härte ruhte sein Blick auf dem Deputy.
»Okay, die beiden Cowboys werden natürlich abstreiten, dass sie mit dem Überfall etwas zu tun haben. Und Big Old Hastings wird alles daransetzen, um seinen Sohn von diesem schrecklichen Verdacht zu befreien. Solange du keine hundertprozentigen Beweise in den Händen hast, stehst du auf verlorenem Posten, Jim. Wenn du wenigstens die Beute bei den Burschen gefunden hättest. So sehe ich jedoch verdammt schwarz für dich. Du hast dir in Big Old Hastings einen unerbittlichen und gnadenlosen Feind geschaffen, als du seinen einzigen Sohn und Erben erschossen hast. Er wird es dir niemals verzeihen, mein Junge. Vielleicht wäre es das Beste, wenn du dich auf dein Pferd setzen und tausend Meilen