Die großen Western 218. Frank Callahan
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Читать онлайн книгу Die großen Western 218 - Frank Callahan страница 6
Dann schüttelte er den Kopf.
»Ich werde nicht wie ein Feigling davonschleichen, Sheriff, auch wenn das wohl für einige Beteiligte besser wäre. Ich tat nur meine Pflicht, Sir. Nicht mehr und nicht weniger. Außerdem bin ich mir nicht der geringsten Schuld bewusst, fahrlässig gehandelt zu haben.
Ich verfolgte die Fährte vom Ort, wo Mark Scott ermordet wurde, bis zu der Stelle, wo mich diese drei Burschen unter Feuer nahmen. Warum soll es denn so unmöglich sein, dass Jeff Hastings seinen eigenen Vormann ausplünderte? Bestimmt wollte er Scott überhaupt nicht töten. Als sich dieser jedoch wehrte, hatte er wohl keine andere Wahl.«
Will Everett runzelte die Stirn, erhob sich dann, kam mit einer Flasche und zwei Gläsern zurück.
»Nun brauche ich unbedingt einen scharfen Schluck«, lächelte er. »Dann geht es mir vielleicht ein wenig besser.«
»Einen Drink kann ich auch gebrauchen«, sagte Jim Henson. »Heiliger Rauch, ich verstehe das alles nicht. Ich verfolgte drei Mörder, stellte sie und tötete einen der Killer während des Kampfes.
Ich habe immer geglaubt, dass wir in einem freien Land leben, wo alle Menschen gleich sind. Und nur weil Jeff Hastings Vater reich und mächtig ist, soll ich mir in die Hose machen?«
Everett schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht, Jim, wirklich nicht. Es fehlen die Beweise, dass die drei Burschen auch mit den Mördern des Vormanns identisch sind. Vor Gericht wird man deine Aussagen zerpflücken. Nichts wird mehr davon übrig bleiben. Jeder geschickte Anwalt wird behaupten, dass du nachlässig und fehlerhaft gehandelt hat.
Man wird dir sagen, dass du die Fährten der wirklichen Killer verloren hast und zufällig dann den Fährten der drei Männer der Hastings-Ranch folgtest. Man kann es auch so darstellen, dass sich die Hastings-Leute nur verteidigten, weil sie sich angegriffen fühlten.«
Schweigen herrschte nach diesen Worten. Der Deputy ergriff das Glas und nippte daran. Und man sah deutlich seinem sommersprossigen Gesicht die Sorgen an, die ihn bewegten.
Kopfschüttelnd wandte er sich an den Sternträger.
»Ich habe mich nicht getäuscht, Sir. Wirklich nicht, denn ich verstehe einiges vom Spurenlesen, bin in dieser Beziehung kein lausiges Greenhorn, obwohl ich noch reichlich jung an Jahren bin.«
Will Everett leerte sein Glas und schenkte sich sofort nochmals nach.
»Okay, okay, mein Junge, ich glaube dir und werde auch auf deiner Seite stehen. Du darfst jedoch nicht Big Old Hastings unterschätzen. Er wird seine Rache wollen. Blutige Rache, das weiß ich schon jetzt. Und dann solltest du daran denken, dass der Großteil der Geschäftsleute hier in Colton von Hastings abhängig ist. Wenn der in dieser Stadt nicht mehr einkauft und seine Jungs nicht mehr in die Saloons lässt, dann sieht es düster für die Zukunft von Colton aus. Das sind alles Dinge so am Rande, Jim.«
Der Deputy verstand.
Ein Rädchen würde ins andere greifen. Allem Anschein nach saß Big Old Hastings am längeren Hebel, egal von welcher Seite man die Sache auch anpacken wollte.
Und Jim Hensons Gefühl, bis über beide Ohren in einer verteufelten Klemme zu stecken, wurde immer größer.
Was würden die nächsten Stunden bringen?
*
Sheriff Everett schloss die Tür hinter sich und wandte sich an Jim Henson, der sich von dem alten Sofa erhob und den Sternträger fragend anblickte.
»Big Old Hastings reitet gerade in die Stadt ein«, erklang die kehlige Stimme des Gesetzeshüters. »Er hat seine beiden Leibwächter dabei, mein Junge, Red Mograve und Terence Spencer.
Es sind Burschen, die mit ihren Eisen so gut umgehen können, wie eine gute alte Jungfer mit ihren Stricknadeln. Also halte dich zurück, Jim, und riskier keine große Lippe. Auch Big Old Hastings gegenüber nicht. Dies nur zur Warnung. Außerdem werde ich mit dem Ranchboss reden. Halte du dich möglichst raus.«
Jim Henson nickte. Und wieder sah man ihm an, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte.
Seit über zwei Stunden grübelte der junge Mann darüber nach, ob ihm nicht doch bei seiner Verfolgungsjagd ein Fehler unterlief. Und dieses Nachdenken machte ihn immer nervöser.
Der Sheriff legte seinem Deputy eine Hand auf die Schulter. Sein Lächeln war freundlich und sollte beruhigend wirken.
»Alles wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird, Jim. Du solltest natürlich auch Big Old Hastings verstehen. Er verlor innerhalb kürzester Zeit nicht nur seinen Vormann, sondern auch seinen einzigen Sohn und Erben. Vielleicht kannst du dir vorstellen, wie es in dem alten Haudegen aussieht.«
Jim Henson nickte.
»Okay, Sheriff, lassen wir die Dinge an uns herankommen. Andern lässt sich nichts mehr an den Tatsachen.« Die beiden Männer vernahmen die Hufschläge von drei Pferden, die sich im Schritt näherten.
Dann verstummten sie. Stille herrschte.
Über Jim Hensons Rücken fiel ein kalter Schauer. Ihn fröstelte, als griff eine eisige Hand nach ihm. Sein schnellgehender Herzschlag hämmerte hoch bis zu den Ohren.
Will Everett nickte seinem Deputy nochmals kurz zu, öffnete die Tür und verließ das Sheriff-Office. Er blickte auf Big Old Hastings, der mit seinen beiden Begleitern neben den prächtigen Vierhundert-Dollar-Pferden stand.
Der Ranchboss erinnerte im ersten Moment unwillkürlich an eine alte, verwitterte und vom Sturm zerzauste Eiche. Er mochte um die sechzig Jahre alt sein. In seinem vom Wind und Wetter gegerbten Gesicht regte sich kein Muskel.
Als der Gesetzeshüter die hellblauen, fast jugendlich wirkenden Augen auf sich ruhen fühlte, verzog er sein Gesicht zu einem Lächeln und tippte gegen die Krempe seines breitrandigen Stetson.
Big Old Hastings erwiderte weder Lächeln noch Gruß. Der bittere Zug um seine Mundwinkel verdichtete sich. Er trat einen Schritt auf den Sheriff von Colton zu.
»Wir sehen uns später, Sheriff. Zuerst möchte ich zu meinem Sohn. Und achten Sie darauf, dass dieser Hundesohn von einem Deputy nicht verschwindet. Sie sind mir dafür verantwortlich!«
Nach diesen Worten machte der alte, mächtige Mann kehrt und stapfte zur Schreinerei und Sargmacherei hinüber, wohin man seinen toten Sohn gebracht hatte.
Die beiden Revolvermänner, die beide in schwarzes Leder gekleidet waren, folgten ihrem Boss auf dem Fuß. Everett sah ihnen nachdenklich nach. Sein Blick fiel auf die vielen Menschen, die sich zwischen den Häusern und auf den Sidewalks drängten, neugierig herüberstarrten und sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollten.
Der Sternträger zuckte mit den Schultern. Irgendwie hilflos stand er da, ehe er ins Office zurückkehrte und die knarrende Tür fest hinter sich schloss.
Er blickte auf Jim Henson, der zurückgewichen war, als sich die Tür öffnete.
»Hat dieser Big Boss Ihnen etwas zu befehlen, Sir?«, fragte der junge Deputy.
Everetts leicht ovales Gesicht