Im Sonnenwinkel Classic 39 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Wie ein Wirbelwind stürmte Bambi Auerbach ins Haus. Sie musste erst ein paarmal nach Luft schnuppern, bevor sie ein Wort hervorbrachte.
»Wer ist dir denn auf den Fersen, Schätzchen?«, fragte Inge Auerbach ihre Jüngste, die heute mit einem solchen Tempo aus der Schule kam.
»Stell dir vor, Mami, im Sonnenwinkel wollen sie filmen!«, rief Bambi, noch ganz außer Atem. »Nicht bloß so, sondern richtig.«
Es blieb Inge Auerbach vorerst überlassen, was sie darunter verstehen wollte. Aber sie wusste ja, dass sie hinreichend aufgeklärt würde, sobald Bambi wieder Atem geschöpft hatte. Zuerst trank sie ein Glas Milch, dann ging es los.
»Eine Filmgesellschaft ist das, Mami. Den ganzen Seeblick haben sie schon gemietet, und im Fohlenhof werden auch noch ein paar Leute untergebracht. Wie findest du denn so was? Ohne uns zu fragen, kommen sie daher!«
»Es wird nicht so schlimm werden«, sagte Inge Auerbach begütigend.
»Du wirst es schon sehen«, sprudelte es über die rosigen Kinderlippen, und der Gesichtsausdruck der bildhübschen Sechsjährigen zeigte größten Unwillen. »In der Schule waren sie nämlich auch schon und haben gefragt, ob sie Aufnahmen machen können, und ein kleines Kind suchen sie auch noch, weil sie ein Findelkind brauchen. Sie müssen was gehört haben, dass es auf der Felsenburg mal ein Findelkind gegeben hat.«
Inge Auerbach lächelte, aber Bambi warf ihr einen kritischen Blick zu.
»Mir macht das gar keinen Spaß. Wenn die vielleicht denken, dass unsere Kinder solchen Schmarren mitmachen, dann haben sie sich doch getäuscht! Na, ich bin aber sehr gespannt, was die Richters sagen werden.«
Anton und Carla Richter, die Besitzer des Gasthofs Seeblick, sahen die kommenden Ereignisse auch von zwei Seiten.
Einerseits war es ein gutes Geschäft für sie, alle Zimmer gleichzeitig und für längere Zeit zu vermieten. Andererseits waren sie ein bisschen verschreckt, weil die bekannte Filmschauspielerin Manja Corby wohl besondere Ansprüche stellen würde.
Dann war da auch noch ihr kleiner Adoptivsohn Toni, dem man schon besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
»Das fehlte gerade noch, dass unser Toni in einem Film mitspielt«, sagte Anton Richter brummig zu seiner Frau. »Das kommt nun wirklich nicht infrage.«
Waren sie eben noch geteilter Meinung über die zu erwartenden Gäste gewesen, so gab es in Bezug auf den kleinen Toni keine Differenzen.
Toni hatte auch sogleich ein höllisches Gebrüll angestimmt, als die elegante fremde Dame ihn auch nur angefasst hatte.
Carla und Anton Richter wussten indessen so viel, dass ein Kind zwischen zwei und drei Jahren gesucht wurde, um das sich die ganze Filmstory drehte. Das sprach sich auch schnell herum, aber im Sonnenwinkel und in Erlenried war man sich einig, dass ein solches Kind anderswo gesucht werden musste. Hier fanden sich bestimmt keine Eltern bereit, eines ihrer Kinder diesem Trubel auszusetzen, der nicht nur im Gasthof Seeblick und im Hause Auerbach hinreichend Gesprächsstoff abgab.
»Die Gegend entspricht genau meinen Vorstellungen«, sagte der Regisseur Bob Calgero zu seiner Hauptdarstellerin Manja Corby, die, die Beine graziös übereinandergeschlagen, in einem Sessel lehnte.
»Mir gefällt es hier auch«, erklärte sie mit einer dunklen melodischen Stimme.
Er war sichtlich überrascht, dass sie ihm beipflichtete.
»Es freut mich, Manja. Ich dachte, es wäre dir zu einsam.«
»Was du immer denkst«, entgegnete sie spöttisch. »Aber wenn wir kein passendes Kind finden, brauchen wir gar nicht erst anzufangen.«
»Für diese Leute hier spielt Geld anscheinend keine Rolle«, meinte Bob Calgero nachdenklich.
Manjas Augenbrauen ruckten leicht empor.
»Wenn ich ein Kind hätte, würde ich es um keinen Preis diesem hektischen Getriebe aussetzen«, äußerte sie kühl. »Ich verstehe die Eltern.«
Dem Mann verschlug es die Stimme. Er starrte die bildschöne Frau an, als sähe er sie zum ersten Mal.
»Du bist doch in dieser Welt zu Hause, Manja«, sagte er staunend. »Du überraschst mich.«
»Warum? Ich habe diesen Beruf ergriffen, als ich bereits Verstand hatte, aber ein Kind wird in eine Welt hineingezwungen, die ihm fremd ist. Schau zu, wie du solch ein kleines Wesen findest, das deiner Vorstellung entspricht. Das ist nicht mein Bier.«
Sie erhob sich und ging langsam an ihm vorbei. Sie faszinierte ihn wie eh und je, aber das schien sie nicht zu bemerken.
»Ich freue mich jedenfalls auf ein paar geruhsame Tage«, erklärte sie, »und die werde ich genießen.«
*
Die junge Maskenbildnerin Gabi Gerlach unterhielt sich währenddessen mit dem Kameramann Ted Ludolf über das gleiche Thema.
»Wenn wir nicht bald ein passendes Kind finden, platzt der Film«, sagte er. »Jeder Tag kostet Geld.«
»Du redest, als handele es sich um ein Paar Schuhe«, entgegnete Gabi aggressiv. »Du sprichst von einem Kind!«
»Sei doch nicht gleich böse«, lenkte er ein. »Ich habe die Story nicht geschrieben. Bob war fasziniert davon. Man hätte sich ja auch etwas anderes einfallen lassen können. Schau dir doch die Kinder hier mal an, Gabi. Eines ist so nett wie das andere. Aber die Eltern sind stur. Herrgott, es wird doch ein zwei- bis dreijähriges Kind zu finden sein.«
Gabi Gerlach trat auf den Balkon und blickte gedankenverloren über den Sternsee.
Sie zuckte zusammen, als Ted ihr die Hand auf die Schulter legte.
»Ich habe mich auf unser Beisammensein gefreut, Gabi«, bemerkte er. »Wir haben jetzt ein paar Tage für uns.«
Er wollte den Arm um sie legen, aber sie entzog sich dieser Berührung schnell.
»Ich bleibe nicht hier, Ted«, erwiderte sie. »Ich habe andere Dinge zu tun. Manja braucht mich noch nicht.«
Enttäuschung malte sich auf seinen Zügen.
»Schade«, sagte er leise, »ich dachte, wir hätten endlich einmal Zeit für uns.«
»Für uns?«, wiederholte sie fragend.
»Weißt du noch immer nicht, wie sehr ich dich mag?«
Gabi presste die Lippen aufeinander.
»Schlag dir das aus dem Kopf«, stieß sie hervor. »Lass mich jetzt bitte allein.«
*
Auf dem Fohlenhof trafen Bob und Ted zusammen.
»Dir ist wohl eine Laus über die Leber gekrochen?«, fragte Bob.
»Du siehst auch nicht gerade zufrieden aus«, konterte Ted. »Wie wär’s mit einem Whisky?«
»Ziemlich früh am Tag«, sagte Bob, auf seine Armbanduhr blickend, »aber ich habe nichts dagegen.«
Trübsinnig