Im Sonnenwinkel Classic 39 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Als der Gottesdienst zu Ende war und Gabi die Kirche schnell verlassen wollte, folgte er ihr.
»Gabi«, rief er sie leise an.
Ihr Kopf fuhr herum. Fast entsetzt blickte sie ihn an. Ihre Lippen bebten, und ihre Augen schlossen sich.
»Du warst in der Kirche?«, fragte sie stockend.
»Jagt dir das solchen Schrecken ein?«, entgegnete er scherzend. »Du starrst mich wie einen Geist an.«
»Ich habe nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen«, erwiderte sie gepresst.
»Und ich wähnte dich in Luzern!«
»Ich bin früher zurückgekommen«, sagte sie überstürzt.
»Wieso?«
»Manja war so eigenartig, als ich mich von ihr verabschiedete. Ich bin gerade erst gekommen, und da hörte ich die Glocken läuten.«
Wie in Trance sprach sie, als wäre sie mit ihren Gedanken weit entfernt.
»Dann bist du ziemlich früh weggefahren«, bemerkte er gedankenvoll. »Hast du überhaupt schon gefrühstückt?«
»Nein, ich war noch gar nicht im Seeblick, antwortete sie hastig.
»Wie ich Manja kenne, wird sie noch schlafen«, sagte Ted. »Komm doch mit auf den Fohlenhof, Gabi. Es ist sehr hübsch dort. Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen um Manja machen musst. Sie war gestern Abend ganz vergnügt. Wir haben noch beisammengesessen. Die Atmosphäre hier tut ihr gut. Sie hat sich schon mit ein paar Kindern angefreundet und ist ganz aufgekratzt. Sie schläft bestimmt noch.«
Gabi überlegte ein paar Sekunden.
»Na schön, dann komme ich mit.«
*
Manja schlief nicht mehr, denn eine ganz ungewohnte Unruhe war in dem Gasthof.
Sie hörte erregte Stimmen und das Weinen eines Kindes. War es Tonis Weinen? War ihm etwas passiert?
Manja fuhr sich mit der Bürste durch das Haar und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Sie öffnete ihre Zimmertür und konnte nun die erregten Stimmen verstehen.
»Aber das Kind kann doch nicht allein hierhergekommen sein«, hörte sie Anton Richter sagen.
»Schüchtere sie doch nicht noch mehr ein«, erwiderte Carla darauf. »Wein doch nicht, Kleines. Wir werden deine Mutti schon finden.«
Manja blickte über das Treppengeländer und sah ein kleines Mädchen auf einem Stuhl sitzen. Carla beugte sich zu ihr hinab.
Manja lief die Treppe hinab.
»Was ist denn?«, fragte sie aufgeregt.
Zwei tränenerfüllte Kinderaugen blickten sie an.
Dann legten sich kleine, nicht ganz saubere Hände wieder vor das tränenüberströmte Gesichtchen.
»Das Kind saß hier in der Halle«, erklärte Carla atemlos. »Es saß einfach da.«
Fassungslos sah sie Manja an.
»Wir wissen nicht, zu wem sie gehört. Ist es vielleicht das Kind, das in dem Film mitspielen soll, Frau Corby?«
»Ich habe keine Ahnung«, entgegnete Manja. Dann legte sie ihren Arm um das kleine Mädchen. »Sagst du mir, wie du heißt?«
»Mädi«, erwiderte die Kleine flüsternd.
»Und wie noch?«, fragte Manja mit weicher Stimme.
Das Kind ließ die Hände sinken und sah Manja aufmerksam an.
»Weiß nicht«, kam die Antwort.
»Wer hat dich denn hergebracht?«, fragte Manja weiter.
»Weiß auch nicht. Hab’ geschlafen.«
»Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu«, brummte Anton Richter.
»Reg dich ab, Toni«, bemerkte seine Frau. »Du müsstest doch wissen, wie Kinder sind. Sie sind verschüchtert. Möchtest du etwas, Mädi?«, fragte sie mütterlich. »Hast du Durst oder Hunger?«
»Durst«, erwiderte die Kleine. »Möchte Milch.«
Die Tränen waren versiegt. Sie blickte sich jetzt neugierig um. Manja betrachtete das Kind mit einem seltsamen Ausdruck.
»Ich ziehe mich rasch an, und dann frühstücken wir«, erklärte sie. »Willst du?«
Das Kind nickte und hielt ihr zutraulich die Hand hin. Carla Richter wurde davon ganz eigenartig berührt.
Manja musste etwas ganz Besonderes haben, dass die Kinder so schnell Kontakt zu ihr bekamen.
*
»Hattest du Ärger, Gabi?«, fragte Ted Ludolf indessen die junge Kollegin.
»Nicht eigentlich«, erwiderte sie ausweichend. »Du meinst also, Manja geht es gut.«
»Du tust so, als wärst du mit ihr verheiratet«, sagte er neckend.
»Wir mögen uns.«
»Mir wäre es lieber, wenn du mich auch mögen würdest.«
Ted griff nach ihrer Hand, aber sie entzog ihm diese schnell.
»Du solltest meine Prinzipien kennen, Ted«, erklärte sie mahnend.
»Deine Prinzipien.« Er lachte leicht auf. »So oft haben wir nun auch nicht beruflich miteinander zu tun, dass du daran festhalten müsstest, Gabi. Ich frage dich jetzt allen Ernstes, willst du meine Frau werden.«
Gabi zuckte zusammen. Der gleiche angstvolle Ausdruck war in ihren Augen wie vorhin in der Kirche.
»Ich mag dich sehr, Ted«, erwiderte sie mit belegter Stimme, »aber sprich bitte nicht von Heirat.«
»Dann sag mir doch wenigstens, was dich bedrückt. Wenn du schon nicht anders willst, möchte ich dein Freund sein.
»Du meinst es gut. Ich will dir auch nicht weh tun. Lass mir ein bisschen Zeit, Ted. Ich habe augenblicklich wirklich Sorgen. Meine Mutter ist gestorben. Schon vor zwei Wochen. Ich habe es erst am Freitag erfahren.«
»Es tut mir leid«, murmelte Ted. Das waren Worte, und er hatte das Gefühl, dass sie an ihrem Ohr vorbeigingen.
»Wir standen uns nicht sehr nahe«, sagte Gabi. »Es war meine Stiefmutter, aber es hat mein Leben doch irgendwie verändert.«
Er hatte das Gefühl, dass sie das gar nicht hatte sagen wollen. Nun schwieg sie auch und starrte