Im Sonnenwinkel Classic 39 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Toni kommt keinesfalls infrage«, äußerte sie heftig.
»Ich habe nur gefragt, wie alt er ist«, wiederholte Bob.
»Fast drei Jahre, glaube ich.«
»Ich wusste nicht, dass du Kinder magst.«
»Du weißt vieles nicht, Bob«, entgegnete sie.
Im »Seeblick« war der größte Trubel vorbei. Carla Richter kam ihnen entgegen. Sie musterte Bob eindringlich und nahm ihm den Kleinen ab.
»Jetzt ist er aber müde«, sagte sie. »Vielen Dank, Frau Corby. Es war sehr nett von Ihnen, dass Sie sich um ihn gekümmert haben.«
»Für mich war es auch nett, aber jetzt habe ich richtigen Hunger bekommen.«
»Dem kann abgeholfen werden«, lächelte Carla. »Ausverkauft sind wir noch nicht,«
»Gestattest du, dass ich dir Gesellschaft leiste, Manja?«, fragte Bob höflich.
»Wenn du sonst nichts mit deiner Zeit anzufangen weißt«, erwiderte sie anzüglich.
*
Das Essen war vorzüglich. Bob entwickelte einen guten Appetit.
»So werden wir wenigstens für alle Unbill entschädigt«, stellte er fest.
Manja ging darauf nicht ein.
»Wer ist eigentlich auf den Gedanken gekommen, den Film hier zu drehen?«, fragte sie.
»Ich«, gab er zögernd an.
»Du?«, bemerkte sie verwundert. »Wie kommst du denn in diese Gegend?«
»Ich habe hier mal einen Freund besucht, und es hat mir sehr gefallen. Da habe ich auch die Geschichte mit dem Findelkind von der Felsenburg gehört, und ich habe gedacht, dass wir dieses Kind bekommen könnten, aber die Eltern wollen nichts davon wissen.«
»Sie wohnen noch hier?«, fragte Manja staunend. Dann lächelte sie spöttisch. »Findest du nicht, dass du reichlich taktlos bist?«
»Wieso denn taktlos. Du musst die Geschichte erst kennen. Sie ist ergreifend. Das Leben schreibt die besten Romane, liebe Manja. Die Menschen haben in all der Hektik unserer Zeit Sehnsucht nach der heilen Welt. Hier gibt es sie.«
»Aber du musst in einem menschlichen Schicksal herumstochern«, sagte Manja vorwurfsvoll.
»Warum bist du nur so aggressiv«, meinte er in versöhnlichem Ton. »Die Story habe ich nicht geschrieben, und sie deckt sich auch nicht mit der wahren Geschichte. Das Findelkind von der Felsenburg war ein Baby. Eine Frau, die keine Kinder bekommen konnte, wurde dadurch glücklich. Unser Kind ist knapp drei Jahre und wird von seiner Mutter im Stich gelassen. Eine andere Frau nimmt sich seiner an und …«
»Ja, das weiß ich alles«, fiel Manja ihm ins Wort. »Ich habe mich mit meiner Rolle beschäftigt. Mich wundert es nur, dass du mir nicht die der herzlosen Mutter zugedacht hast.«
»Das ist eine Nebenrolle, und die hättest du wohl kaum angenommen«, konterte er.
»Aber du meinst doch wohl, dass sie besser zu mir gepasst hätte?«
»Nein, seit heute weiß ich, dass du dich dazu gar nicht geeignet hättest, Manja«, erwiderte Bob sehr nachdenklich.
Das Blut schoss ihr in die Wangen, und sie senkte den Blick.
»Ich habe Kinder sehr gern«, gestand sie ein. »Ja, ich hätte gern ein Kind, damit du es weißt. Ich habe nur nicht den Mann gefunden, den ich gern als Vater dieses Kindes sehen möchte.«
»War René nicht der Mann?«, entfuhr es ihm.
Manja blickte an ihm vorbei, erhob sich wortlos und ging. Er war so bestürzt, dass er ihr nicht folgte.
*
»Sie heißt Manja und ist sehr nett«, verkündete Bambi am Mittagstisch.
»Wer heißt Manja?«, fragte Professor Auerbach.
»Die Filmschauspielerin«, erklärte Bambi. »Sie ist nicht so blöd wie die im Fernsehen. Sie ist gar nicht geziert. Man kann richtig mit ihr reden.«
»Schauspieler sind auch Menschen«, äußerte Werner Auerbach nachsichtig. »Im Film oder auf der Bühne müssen sie ihre Rolle spielen, aber im Leben sind sie auch aus Fleisch und Blut.«
Bambi nickte dazu. »Du hast ja immer recht, Papi. Manja war sehr lieb zu Toni. Sie will auch gar nicht, dass er im Film mitspielt. Ich bin sehr gespannt, was für ein Kind sie finden.«
»Na, bei uns bestimmt keins«, mischte Hannes sich ein.
»Hab’ ich auch nicht gesagt«, pflichtete Bambi ihm bei. »Bob wollte Jonny gern für den Film haben, aber da habe ich auch gleich abgewinkt.«
Werner und Inge Auerbach tauschten einen verständnisinnigen Blick. Sie wussten, dass ihre Jüngste da keinerlei Hemmungen hatte und kurzen Prozess machte.
»Ideen haben die Leute«, brummte Hannes. »Wer ist denn Bob?«
»Der Regisseur. Habe ich das richtig gesagt? Da bricht man sich ja die Zunge ab.«
»Was bereitet dir schon Schwierigkeiten, Bambi«, meinte Hannes neckend. »Wann geht der Trubel denn los? Hoffentlich verziehen sie sich bald wieder.«
»Ach, Manja kann ruhig noch bleiben. Ich unterhalte mich gern mit ihr. Da kann man auch was lernen.«
»Hoffentlich kommst du nicht auf den Gedanken, auch zum Film zu gehen«, bemerkte Hannes anzüglich.
»Ich doch nicht«, erklärte Bambi fest.
»Was sagst du eigentlich zu der Filmerei, Papi?«, fragte Hannes seinen Vater.
»Solange sie uns in Ruhe lassen, ist es mir egal«, erwiderte Werner Auerbach. »Warum sollen wir Sturm laufen. Dabei kommt doch nichts heraus. Und unser Opi ist ganz stolz, wenn die Felsenburg gefilmt wird.«
»Waas?«, fragte Bambi gedehnt. »Da macht Opi mit?«
»Es bringt Geld, mein Schätzchen. Du bist doch auch immer darauf bedacht, dass Geld für die Felsenburg einkommt.«
Da gab es nichts zu widersprechen, denn es stimmte.
*
Die Kirchenglocken läuteten den Sonntagmorgen ein. Bald war die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt, und Orgelklänge erfüllten den Raum.
Da wurde die Tür noch einmal leise geöffnet, und eine junge Dame kam herein. Auf der hintersten Bank rückte man zusammen, und das schlanke Mädchen bekam noch einen Platz.
Sie war fremd in Erlenried, nur wenige hatten sie schon einmal gesehen. Es war Gabi Gerlach, und sie war so andächtig im Gebet versunken, dass sie Ted Ludolf nicht bemerkte.
Ihn hätte sie in der Kirche