Butler Parker Classic 35 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Classic 35 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker Classic

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Haben Sie sie an Bord genommen?«

      Der Mann sprach schnell. Seine Stimme klang energisch, fast ungeduldig. Man hörte deutlich heraus, daß er sich zu einer gewissen Höflichkeit zwang.

      »Parker, haben wir eine Blondine an Bord genommen?« rief Mike Rander seinem Butler zu, der an der Reling stand und auf den längsseits festgemachten Außenborder hinuntersah.

      Mike Rander hätte sich besser nicht umgedreht.

      »Natürlich haben Sie sie an Bord genommen«, sagte der Mann. Gleichzeitig preßte er den Lauf eines 45ers gegen Randers Rippen. »Wir haben’s deutlich gesehen. Also, wo steckt sie?«

      »Ist, ist das ein Überfall?« vergewisserte sich Mike Rander, der sich vorsichtig umdrehte.

      »Sie begreifen aber schnell«, spottete der Mann mit der Waffe. »Hände hoch, und keine Dummheiten, sonst geht’s Ihnen dreckig!«

      »Bestehen Sie darauf, daß auch ich die Hände hochnehme?« erkundigte sich Parker von der Reling her.

      »Was Sie tun, Alter, ist mir egal! Falls Sie aber verrückt spielen, sind Sie reif!«

      Der zweite Mann stieg auf den Motorkreuzer über. Er war größer und knochiger als sein Partner. Sein Gesicht war grob geschnitten. Die fliehende Stirn, die tiefliegenden Augen und die starken Wülste darüber erinnerten an die Salonausgabe eines Steinzeitmenschen. Im Gegensatz zu ihm war der Mittelgroße direkt zivilisiert.

      »Geh’ runter, Andy, und sieh’ dich um«, kommandierte der Mittelgroße. Andy, wie die Salonausgabe des Steinzeitmenschen hieß, nickte, entsicherte einen handlichen Colt und verschwand unter Deck.

      »Gut, wir haben die Blondine an Bord genommen«, sagte Mike Rander. »Sie befand sich in Seenot. Was paßt Ihnen daran nicht?«

      »Maul halten!« kommandierte der Mittelgroße. Von einer Unterhaltung mit ihm konnte keine Rede sein.

      Der Steinzeitmensch kam an Deck zurück. Er nickte seinem Partner nur zu.

      »Ist sie unten?« vergewisserte sich der Mittelgroße.

      »Sie pennt!« antwortete der Neandertaler. »Möglich, daß die ihr was in den Drink gekippt haben! Ich bekomm’ sie nich’ hoch.«

      »Was haben Sie mit ihr gemacht?« fragte der Mittelgroße, sich an Mike Rander wendend.

      »Nichts! Was sollen wir mit ihr gemacht haben? Sie kippte plötzlich um. Und wenig später tauchten Sie bereits auf. Das ist alles!«

      »Los, Andy, hol’ sie rauf und trag’ sie ins Boot!«

      »Darf man fragen, Sir, warum Sie uns mit solch einer furchteinflößenden Waffe bedrohen?« wandte Parker sich an den Mittelgroßen. »Vielleicht verwechseln Sie uns mit Personen, die Ihr Mißfallen erregt haben.«

      »Was haben Sie da draußen vor der Insel gemacht?« fragte der Mittelgroße, ohne auf Parkers Frage überhaupt einzugehen. »Seit zwei Tagen treiben Sie sich da draußen rum.«

      »Mr. Rander und meine bescheidene Wenigkeit sind zwei harmlose Sportfischer«, erläuterte der Butler in seiner höflichen Art.

      »Da haben Sie sich das richtige Wasser ausgesucht«, meinte der Mittelgroße und grinste. »Die Inseln hier sind von Haien verseucht.«

      »Hallo, Clem, hier is sie!«

      Der Steinzeitmensch erschien erneut an Deck. Auf seinen langen, starken Armen trug er Susan Kelly. Die Last schien dem Mann überhaupt nichts auszumachen.

      »Ins Boot mit ihr«, befahl Clem. Dann wandte er sich an Rander und Parker: »Und ihr, Leute, werdet gleich freundlicherweise ins Wasser hüpfen, klar?«

      »Habe ich Sie richtig verstanden, Sir? Mr. Rander und meine bescheidene Wenigkeit sollen ins Wasser hüpfen, wie Sie sich auszudrücken beliebten?«

      »Na und?« wiederholte Clem noch einmal, um gleichzeitig die Mündung der Waffe anzuheben. »Das ist doch euer Problem, oder?«

      »Sie, Sie wollen uns ermorden?« fragte Mike Rander kalt.

      »Sie sind ein verdammt schneller Denker, Mr. Rander. Schnüffler können wir nicht ausstehen!«

      »Haben Sie vielleicht auch Marty Conwell umgebracht?«

      »Das geht Sie einen Dreck an, Rander! Los, springen Sie! - Oder soll ich Sie erst mit ein paar Bleibohnen anbohren? Blut im Wasser, das ist genau das, was Haie anlockt. Bleiben Sie aber heil, haben Sie ’ne knappe Chance, noch mal davonzukommen.«

      »Und das Boot, Sir? Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß es nur geliehen ist.« Parker sah den Gangster vorwurfsvoll an.

      »Keine Sorge, der Verleiher ist garantiert versichert«, meinte Clem grinsend. »Wenn nicht, hat er eben Pech gehabt!«

      Rander hatte längst eingesehen, daß dieser Mann nicht scherzte. Hier wurde ein klarer Doppelmord geplant. Die Gründe dafür waren ihm unbekannt, aber darauf kam es im Augenblick auch gar nicht an.

      Rander sah zu Parker hinüber, der nach wie vor einen gelassenen und vielleicht auch etwas naiven Eindruck machte. Hatte Parker nicht verstanden? Hatte er nicht genau zugehört? Hier sollte doch ein Doppelmord begangen werden!

      »Los, jetzt springt, Leute, sonst knallt’s!«

      Clem war ein erstklassiger Schütze.

      Um Josuah Parker und Mike Rander über die Reling zu treiben, feuerte er zwei Schüsse ab. Die Geschosse bohrten sich dicht vor Randers und Parkers Schuhspitzen in die Decksplanken. Holzsplitter zischten wie böse und gereizte Hummeln durch die Luft.

      »Die nächsten Dinger sitzen anders«, sagte Clem gelassen. »Wird’s bald? Los, springt!«

      Mike Rander war völlig überrascht, als sein Butler tatsächlich über die Reling hinunter ins Wasser sprang. Parker hatte nicht den geringsten Versuch einer Gegenwehr unternommen. Das war etwas, was Mike Rander eigentlich noch nie erlebt hatte.

      Clem grinste, als der Butler samt Melone und Universal-Regenschirm über die Reling gehopst war. Dann wandte er sich Mike Rander zu.

      »Los, jetzt sind Sie dran«, sagte er.

      Mike Rander merkte, daß Clem innerhalb der nächsten Sekunden gezielt schießen würde. Um einem Treffer zu entgehen, entschloß sich Mike Rander, seinem Butler zu folgen.

      Wütend und gereizt stieg Rander über die Reling und ließ sich in das aufrauschende Wasser fallen. Als er wieder an die Oberfläche kam, sah er sich nach seinem Butler um.

      Josuah Parker paddelte bereits im Atlantik und schien sich in Anbetracht der Umstände recht wohl zu fühlen. Mit schnellen Stößen schwamm Mike Rander zu ihm hinüber. Als er ihn erreicht hatte, legte er sich auf den Rücken und sah zum Motorkreuzer hinüber.

      Clem war bereits in den Außenborder übergestiegen. Er bückte sich und hob einen kreisrunden schwarzen Gegenstand hoch, den er mit einem Strick, den er an der Reling festband, an der Bordwand herunterhängen ließ.

      Der Außenborder löste sich vom Motorkreuzer

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