Butler Parker Classic 35 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Eine donnernde Explosion! An der Bordwand, dort also, wo der kreisrunde schwarze Gegenstand befestigt worden war, brach eine orangerote Stichflamme hoch. Und dann wirbelten Wrackteile durch die Luft, daß Mike Rander unwillkürlich den Kopf einzog.
Als sich Rauch und Feuer gelegt hatten, sank der Motorkreuzer bereits. Er war von der Sprengmine zerrissen worden. Es mußte sich um eine sehr starke Ladung gehandelt haben.
»Diese, diese verdammten...« Rander wollte einen derben Kraftausdruck hinzufügen, doch eine Welle verstopfte ihm den Mund.
»Der Außenborder, Sir!« meldete Parker. Seine Stimme klang unbeeindruckt. Er schien sich mit der neuen und tatsächlich hoffnungslosen Situation bereits abgefunden zu haben.
Rander drehte sich in die neue Richtung.
Der Außenborder hatte wieder Fahrt aufgenommen und hielt direkt auf sie zu.
»Sie, sie wollen uns rammen«, keuchte Rander, der wieder mit einem Wasserschwall, der seinen Mund erreicht hatte, kämpfen mußte. »Aufpassen, Parker!«
Der Außenborder rauschte heran, doch der erwartete Rammversuch blieb aus.
Clem richtete sich auf und winkte ironisch.
»Viel Vergnügen«, rief er dann. »Schöne Grüße an die Haie!«
Dann hatte er plötzlich einen Benzinkanister in Händen, öffnete den Verschluß und goß eine blutrote Flüssigkeit ins Wasser.
»Das ist, doch...«, Rander spuckte Wasser und brachte seinen Satz nicht zu Ende.
»Das ist Blut, Sir«, stellte Parker fest. »Ich möchte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten und feststellen, daß sich innerhalb weniger Minuten die ersten Haie einfinden werden!«
Parker hatte sich in seinen Voraussagen keineswegs getäuscht.
Aufgeschreckt durch die Explosion des auseinanderplatzenden Motorkreuzers näherten sich drei ausgewachsene Haie. Durch Erfahrung gewitzigt wußten sie, daß leichte Beute in Sicht war. Kraftvoll und geschmeidig peitschten sie das Wasser und peilten die Unglücksstelle an. Ihre Körper glichen gefährlichen Torpedos.
Wenig später witterten sie zusätzlich noch frisches Blut. Die drei Haie kamen sofort auf den Geschmack. Sie beschleunigten ihre Reisegeschwindigkeit und kreisten die Unglücksstelle ein. Sie rechneten fest mit ein paar Menschen, die hilflos im Wasser trieben.
Der größte der drei Haie, ein erfahrener Jäger, ortete die beiden im Wasser treibenden Menschen. Blind vor Gier ging er sofort zu einem ersten Angriff über.
Die beiden großen Happen waren für ihn eine leichte Beute. Dachte sich der Hai. Er interessierte sich vor allen Dingen für zwei strampelnde, schwarz behoste Beine, die sich ihm als besonderer Leckerbissen anboten.
Der Hai schoß heran, drehte sich geschickt auf den Rücken und sperrte erwartungsvoll sein Maul auf, in dem die Zähne wie scharfe Dolche standen. Die kleinen, kalten Augen des Haies schienen bösartig zu glitzern. Der Bissen war seinem Magen so gut wie sicher.
Doch dann ereigneten sich Dinge, die der erfahrene Hai noch niemals erlebt hatte.
Er wollte gerade genußvoll zuschnappen, als er tödlich erschreckt wurde. Die beiden schwarz behosten Beine falteten sich plötzlich auseinander und wurden zu einem großen, schwarzen Kreis.
Der Hai bremste ab und warf sich zurück. Da er noch nie im Leben einen aufgespannten Regenschirm gesehen hatte, war seine Überraschung durchaus verständlich.
Mißtrauisch drehte der Hai ab und sah sich nach seinen beiden Partnern um, die ebenfalls bremsten. Auch sie wußten mit diesem Regenschirm nichts anzufangen. Sie schauten erwartungsvoll zu ihrem größeren Partner hinüber und schienen darauf zu warten, daß er dieses schwarze Rätsel löste.
Der Großhai fühlte sich in seiner Ehre empfindlich verletzt, zumal sein Ansehen auf dem Spiel stand. Er konnte es sich einfach nicht leisten, vollends abzudrehen. Solch ein Rückzug hätte sich in seinen Kreisen sehr schnell herumgesprochen.
Er fuhr also einen zweiten Angriff. Und diesmal war er fest entschlossen, sich nicht noch einmal bluffen zu lassen. Er nahm sich vor, den kreisrunden schwarzen Gegenstand einfach zu rammen.
Nach einem schnellen, prüfenden Blick auf seine beiden abwartenden Begleiter brachte er sich entschlossen in Fahrt. Und erneut glich er einem stählernen Torpedo, den nichts mehr zu halten vermochte.
Der Hai visierte den kreisrunden, schwarzen Gegenstand an und ging zum Rammen über. Diesmal, das fühlte er leichtsinnigerweise, konnte gar nichts schiefgehen.
Er erlebte eine äußerst peinliche Überraschung.
Seine Nase hatte das schwarze Ziel fast erreicht, als plötzlich aus dem Zentrum der schwarzen Scheibe heraus ein langer, wippender Gegenstand hervorschoß. Eine rasiermesserscharfe, nadelspitze Stahlspitze bohrte sich in seine empfindliche Nasenpartie.
Der Hai gurgelte erschreckt, zog das Höhensteuer und schoß über den oberen Rand des kreisrunden schwarzen Gegenstandes hinauf zur Wasseroberfläche. Er zog einen dünnen Blutfaden hinter sich her.
Die beiden abwartend zurückgebliebenen Hai staunten nicht schlecht. Sie hatten sich bereits in Bewegung gesetzt, doch als sie ihren Anführer abziehen sahen, hielten sie sich schnell zurück und beratschlagten miteinander.
Sie kamen innerhalb weniger Sekunden überein, es mit einem massiven Angriff zu versuchen. Sie wollten ihrem Anführer beweisen, daß dieses Problem durchaus zu lösen war.
Sie begannen mit einem kleinen Täuschungsmanöver, setzten sich ein paar Meter ab, warfen sich dann entschlossen herum und rauschten heran. Für sie war der Fall bereits gelaufen, wie Menschen sich möglicherweise ausgedrückt hätten. Für sie war die Beute bereits geschafft.
Doch auch sie erlebten eine herbe Überraschung.
Der schwarze, kreisrunde Gegenstand war nicht mehr existent. Er schien sich im Wasser aufgelöst zu haben. Dafür sahen die beiden angreifenden Haie die Beinpaare von zwei im Wasser treibenden Menschen. Ein besseres Ziel hätten sie sich gar nicht vorstellen können. Im Wasser treibende Menschen waren für sie kein Problem.
Doch als sie die beiden Beinpaare fast erreicht hatten, da blähte sich erneut der schwarze, kreisrunde Gegenstand auf. Und aus dem Zentrum dieser schwarzen Scheibe schoß ein langer, wippender, rasiermesserscharfe Degen.
Einer der beiden Haie wurde empfindlich oberhalb der linken Brustflosse aufgeschlitzt. Der Hai drehte sofort ab und ergriff die Flucht. Schließlich kannte er ja die Gier seiner Artgenossen.
In schneller Fahrt lief er ab, um sich irgendwo zwischen den Riffen der kleinen Inseln zu verstecken. Der zweite Hai setzte ihm nach. Ihm saß noch der Schreck in den Gliedern. Er war davon überzeugt, daß Flucht der bessere Teil der Tapferkeit war.
Die beiden mittelschweren Haie verschwanden also, doch der Haupthai wollte noch nicht aufstecken. Der Stich in die Nase hatte ihn bis zum äußersten gereizt. Um sein Prestige zu pflegen, versuchte er es mit einem Überraschungsangriff. Diesmal konzentrierte sich sein Eifer auf die hellen Hosen, die neben dem dunklen, kreisrunden Gegenstand im Wasser paddelten.