Dr. Laurin Classic 41 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Während also Dr. Leon Laurin um das Leben seiner neuen Patientin kämpfte und außerdem noch mit Gewissenskonflikten rang, ob er dem Kollegen Dr. Schollmeier Pflichtverletzung vorwerfen konnte, warf sich Antonia Laurin für ihre Kinder ins Gefecht.
Bei dem Lehrer Jürgen Roth fand sie ein geneigtes Ohr.
Zuerst hatte sie Tamara Roth guten Tag gesagt und den kleinen Clemens gebührend bewundert, der prächtige Fortschritte machte und dem man heute schon nicht mehr ansah, daß er ein äußerst gefährdetes Rhesusbaby gewesen war.
Jürgen Roth sah man allerdings noch immer an, daß er einen schweren Unfall gehabt hatte. Die Narben in seinem Gesicht würden ihm bleiben, aber sie beeinträchtigten den sympathischen Eindruck nicht.
»Es ist eine ganz dumme Geschichte, Frau Dr. Laurin«, sagte er, denn er wußte ja, warum Antonia ihn sprechen wollte. »Selbstverständlich ist es keine ansteckende Krankheit, wie wir durch die Schulärztin feststellen ließen. Es sind Mangelerscheinungen, dazu kommt noch mangelnde Sauberkeit, aber wie soll man einer solchen Mutter beikommen? Und dann ist da noch etwas, was ich gerade Ihnen nicht verschweigen möchte, da man ja nicht weiß, wie Frau Remke jetzt reagiert. Sie ist nämlich Putzfrau in dem Haus, in dem Dr. Petersen wohnt.«
»Was hat das mit diesen Zuständen zu schaffen?« fragte Antonia verwundert.
»Sie hat dumme Bemerkungen über den kleinen Ronald gemacht. Ich möchte die Ausdrücke gar nicht wiedergeben, aber sie weiß ja, daß die Petersens aus Südamerika kommen, und da redet sie darüber, daß man gar nicht weiß, was für Seuchen die einschleppen. Sie will jetzt alles darauf schieben. Es ist schrecklich peinlich, aber sie hetzt überall herum«, erklärte Jürgen Roth.
»Sie hetzt gegen die feinen Pinkel«, sagte Antonia ironisch.
Nun mußte Jürgen Roth sogar ein bißchen lachen. »Konstantin ist unübertrefflich«, sagte er. »Der Junge hat einen so trockenen Humor, daß ich manchmal nicht ernst bleiben kann.«
»Jetzt werden wir uns aber lieber mal um diese Frau Remke kümmern. Ich werde das in die Hand nehmen. Wenn ich richtig unterrichtet bin, ist immer noch Frau Dr. Schöler Schulärztin. Sie mag mich zwar nicht, aber das soll mich nicht hindern, mal mit ihr zu sprechen. Und wenn es gar nicht anders geht, muß das Gesundheitsamt eingeschaltet werden«, sagte Antonia.
O ja, sie konnte sehr energisch werden, diese bezaubernde Frau Dr. Antonia Laurin. Das hatte sie schon manchmal bewiesen.
Sie ließ sich die Adresse von Frau Remke geben und machte sich gleich auf den Weg zu ihr.
*
Dr. Laurin hatte es endlich fertiggebracht, Helmut Höhne zu überreden, nach Hause zu fahren.
Patrick schlief jetzt. Marga Höhne wartete ungeduldig auf ihren Sohn. Stumm umarmten sie sich.
Stockend erzählte er, aber schon bald wurde er von seiner Mutter unterbrochen.
»Schollmeier«, sagte sie. »Ich hatte gleich kein Vertrauen. Aber wenn er dafür verantwortlich ist, wird er es büßen, so wahr ich Marga Höhne heiße.«
Sie hatte das gleiche Temperament wie ihr Sohn, aber Helmut war jetzt viel zu deprimiert, um sich noch zu erregen.
»Was nützt alles, wenn Katja daran stirbt«, flüsterte er.
»Sag das nicht. Um Himmels willen, Junge, das darfst du nicht denken! Dr. Laurin ist ein bekannter, ein sehr guter Arzt. Wäre Katja doch nur gleich in die Prof.-Kayser-Klinik gegangen.«
Es war jetzt müßig, darüber zu reden, warum sie das nicht getan hatte. Die Klinik Dr. Schollmeier war eben die nächste gewesen.
Ihr war auch trostlos zumute, aber sie wollte ihrem Sohn das Herz nicht noch schwerer machen. Tränen traten ihr in die Augen, als sie das schlafende Baby betrachtete, für das sein Vater heute keinen Blick gehabt hatte.
Herrgott, laß Katja leben, betete sie. Sie wußte nicht, daß Schwester Marie das gleiche tat.
»Wenn die nächste Injektion das Fieber nicht drückt, sehe ich keine Chance mehr«, sagte Dr. Laurin leise.
»Aber vielleicht war es ihre einzige Chance, daß sie dieses Fieber bekam«, bemerkte Dr. Petersen gedankenvoll.
»Ich nehme an, daß sie ständig Zwischenblutungen hatte und sich die Natur so selbst helfen wollte. Dann sind diese Blutungen durch ein Mittel eingedämmt worden, und der Fäulnisherd in der Gebärmutter breitete sich aus.«
»Genau, Herr Petersen. Das waren auch meine Überlegungen. Wir stimmen wieder einmal völlig überein. Ich muß Schollmeier sprechen. Er muß mir Auskunft geben.«
»Sie sagen das so skeptisch«, bemerkte Dr. Petersen.
»Weil ich Bedenken habe, daß er Auskunft geben wird. Halten Sie es bitte nicht für Konkurrenzneid, wenn ich sage, daß ich keine sonderlichen Sympathien für diesen Kollegen hege.«
»Konkurrenzneid brauchen Sie wahrhaftig nicht zu hegen«, meinte Petersen. »Guter Gott, niemand würde Ihnen das zutrauen.«
»Niemand? Nun, vielleicht Dr. Schollmeier. Wir wissen doch beide, welche Gefahren unser Beruf mit sich bringt. Wir wissen auch, daß menschliches Versagen manchmal totgeschwiegen wird. Wir haben doch unsere Berufsehre, wir Ärzte.« Das klang sehr sarkastisch. »Die Götter in Weiß müssen unfehlbar sein, sagt man nicht so? Aber genug der Worte. Ich werde Schollmeier anrufen.«
Allerdings war das ein vergeblicher Versuch. Dr. Schollmeier sei bei einer schweren Entbindung, wurde ihm gesagt. Ob man ihm etwas ausrichten könne.
»Nein, das möchte ich selbst mit ihm besprechen«, sagte Dr. Laurin scharf.
*
Schwester Marianne, die Dr. Laurins Anruf entgegengenommen hatte, war Dr. Schollmeier treu ergeben. Sie war jung und hübsch, und ihre Beziehungen zu dem Gynäkologen waren durchaus nicht nur beruflicher Natur.
Gewissensbisse brauchte sie sich darüber nicht zu machen, denn Dr. Schollmeier war seit einigen Monaten geschieden, und Schwester Marianne wiegte sich in der Hoffnung, einmal Frau Schollmeier zu werden.
Heute war ein recht aufregender Tag für sie. Begonnen hatte es damit, daß Frau Höhne, wie bestellt, gekommen war. Aber so ganz wohl war es Schwester Marianne nicht bei dem Gedanken, daß es nur eine Ausrede gewesen war, daß Dr. Schollmeier im OP unabkömmlich sei. Er war ganz einfach mit beträchtlicher Verspätung in der Klinik erschienen. Ihm sei nicht gut gewesen, hatte er erklärt, und so hatte er auch ausgesehen.
Nicht, daß Marianne ihm etwas nachgetragen hätte, aber sie kannte ihn immerhin so gut, daß sein Unwohlsein mal wieder auf übermäßigen Alkoholgenuß zurückzuführen sein könnte.
Nun war er jedenfalls wieder da und voll in Aktion. Der Anruf von Herrn Höhne hatte Schwester Marianne nicht in Bedrängnis bringen können, da sie ihn nicht entgegennahm. Sie erfuhr erst von ihrer Kollegin Hanna davon, die Dr. Schollmeier gegenüber nicht gar so tolerant war.
»Wenn da was passiert ist, kann er ganz schön was auf den Deckel kriegen«, hatte Hanna gesagt.
»Und