Dr. Laurin Classic 41 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Diesbezüglich werden Sie von uns hören«, sagte Antonia erbost. »Wenn Frau Remke so was verbreitet, finde ich ja noch Entschuldigungsgründe, aber wenn das eine Ärztin vom Sohn eines Kollegen sagt, kann man nur den Kopf schütteln.«
Sie merkte, daß Frau Schöler jetzt einlenken wollte.
Konstantin mochte recht gehabt haben. Sie sollte solche Dinge lieber Leon überlassen. Er blieb immer sachlich, und er konnte seine Gegner mit einem Blick zum Schweigen bringen. Aber sollte sie ihn denn mit allem Kleinkram belasten? Es war doch anerkennenswert genug, daß er seine Wahl zum Elternbeirat tatsächlich ernst nahm und auch schon allerlei erreicht hatte. Vor dem Herrn Dr. Laurin hatten sie doch Respekt, vor der Frau Dr. Laurin anscheinend nicht. Aber vielleicht hatte sie der Schöler doch einen Schrecken eingejagt.
Jedenfalls wollte Antonia heute mal mit Biggi Petersen sprechen. Ganz diplomatisch natürlich. Hoffentlich kamen die Kinder nicht so spät nach Hause, daß dafür noch Zeit blieb.
Aber sie waren schon daheim, und sie machten einen bedrückten Eindruck. Aber besonders Biggi machte einen solchen.
»Ich muß dir was sagen, Mami«, erhob Konstantin sogleich die Stimme.
»Das laß mich lieber tun, Konstantin«, sagte Biggi ernst
»Ihr spielt noch ein bißchen, und ich setze mich mit Biggi ins Wohnzimmer. Bitte, stört uns nicht.«
»Es geht um Ronald«, begann Biggi leise. »Lars darf ich es gar nicht sagen. Er regt sich furchtbar auf.«
»Ich wollte auch etwas mit Ihnen besprechen, Biggi«, sagte Antonia, »aber zuerst kommen Sie.«
»Diese Putzfrau hetzt die Kinder auf«, sagte Biggi leise. »Diese Frau Remke ist einfach gräßlich.«
»Setzen Sie sie doch vor die Tür«, sagte Antonia.
»Ich habe Angst, daß sie dann noch mehr hetzt. Eigentlich ist sie ja auf den Verdienst angewiesen, und ich hätte auch nicht gedacht, daß sie dahintersteckt. Darauf hat mich erst Konstantin gebracht.«
»Und es ist gut, daß wir offen darüber reden. Ich werde mir Frau Remke sowieso vorknöpfen, und ich werde dafür sorgen, daß Sie eine andere Hilfe bekommen.«
»Meinen Sie, daß damit das Gerede unterbunden wird?«
»Aber schnellstens. Wenn Leute wie Frau Remke vor etwas Respekt haben, dann davor, vor Gericht zitiert zu werden. Ich bin ziemlich dickköpfig. Sie haben sich einschüchtern lassen, Biggi«, sagte Antonia. »Wegen so eines dummen Wortes werden Sie sich doch nicht ins Bockshorn jagen lassen?«
»Ich liebe Ronald«, sagte Biggi verhalten. »Er ist für mich mein Kind. Wenn ihm weh getan wird, fühle ich es doppelt schmerzhaft. Ich möchte ihn nie hergeben.«
Nachdenklich sah Antonia das hübsche junge Mädchen an. Sie fühlte plötzlich, daß ihr Kummer nicht nur der war, daß Ronald zwischen ihrem Bruder und Dagmar Bennet stehen könnte, sondern daß sie noch mehr Angst hatte, das Kind zu verlieren. Antonia Laurin hatte auch dafür Verständnis, denn sie wußte, daß Birgit Petersen von Anfang an für den Kleinen gesorgt hatte, dessen Mutter bei der Geburt gestorben war.
»Ihre Kinder haben sich wunderbar benommen«, sagte Biggi. »Kevin hat es auch nicht richtig mitbekommen, aber Konstantin und Kaja haben sich gar nichts anmerken lassen.«
»Obgleich Konstantin diesen Bengeln wohl am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre«, sagte Antonia. »Nehmen Sie es nicht so schwer. Es ist auch nicht anders, als wenn unsere Kinder feine Pinkel genannt werden. Liebe Güte, wenn Erwachsene schon so blöd sind, muß man bei Kindern einfach weghören.«
Es klopfte, und Karin steckte den Kopf zur Tür herein. »Der Chef hat eben noch mal anrufen lassen. Er bleibt noch in der Klinik. Dr. Petersen auch. Ein schwerer Fall von Sepsis.«
»Mein Gott, doch nicht bei uns?« rief Antonia erschrocken aus.
»Eingeliefert«, sagte Karin kurz.
Ein paar Minuten schwiegen Antonia und Birgit. Dann sagte Antonia: »Bleiben Sie doch bei uns zum Essen. Wir verlegen es vor. Ich werde noch mal kurz zu Frau Remke fahren, und dann kann ich Ihnen gleich Bericht erstatten.«
»Sie sollen sich aber meinetwegen keine Unannehmlichkeiten machen«, sagte Birgit.
»Es geht um andere Dinge auch«, sagte Antonia. »Nicht so traurig schauen, Biggi. Hören Sie, wie Ronald lacht.«
Man konnte es hören. Es war unverkennbar ein süßes, weiches und doch so fröhliches Lachen, und als sie dann ins Kinderzimmer gingen, sahen sie ihn auf dem Schaukelpferd sitzen. Seine großen dunklen Augen strahlten in dem bräunlichen feinen Gesichtchen.
»Ist das nicht schön?« sagte Antonia mit weicher Stimme zu Biggi. »Die Menschen werden wir nie verändern können, Biggi, aber wenn sich nur einige so gut verstehen, ist es doch viel wert.
»Ich bin so froh, daß ich zu Ihnen kommen darf«, sagte Biggi. »In Südamerika war alles anders. Da kamen die armen Menschen zu uns. Sie waren dankbar, wenn wir ihnen helfen konnten, aber hier…«
»Hier geht es den meisten zu gut«, sagte Antonia.
*
Diesmal war Frau Remke da. Sie war eine üppige Frau, höchstens dreißig Jahre alt, sah aber verlebt aus. Das grobe Gesicht war fahl, und der dümmliche Ausdruck ihrer Augen verriet, daß es mit dem Denken bei ihr nicht weither war.
»Mein Name ist Laurin«, stellte sich Antonia vor.
»Die Frau vom Doktor?« fragte Frau Remke, und ihre Augen kniffen sich zusammen. »Ihre Zwillinge sind mit meiner Vera in einer Klasse.«
»Ganz recht, und wegen Vera komme ich«, sagte Antonia.
»Weil die Feinen das Kind aus der Klasse haben wollen?« keifte Frau Remke los.
»Können wir uns nicht drinnen unterhalten, Frau Remke?« fragte Antonia. »Es braucht nicht jeder zu hören. Könnte ich Vera einmal sehen? Ich bin Ärztin. Es wäre doch im Interesse Ihres Kindes, wenn ihm geholfen werden könnte.«
»Frau Dr. Schöler hat gesagt, daß mit Vera nichts weiter ist. Das sind nur Pickel. Ein Theater wird darum gemacht! Aber wenn man nichts weiter zu tun hat, kann man das ja! Ich muß arbeiten. Ich muß mein Geld hart verdienen.«
»Ich möchte vernünftig mit Ihnen sprechen, falls das möglich wäre«, sagte Antonia energisch. Sie war einfach in die Diele eingetreten, die winzig war. Es roch muffig, ungelüftet, nach Kohl, nach Schweiß und nach Schmutz.
»Ich muß erst putzen«, sagte Frau Remke. »Tagsüber muß ich bei anderen putzen für Geld. Wir haben keinen Ernährer. Wir sind nicht so fein heraus wie Sie.«
»Was aber durchaus kein Grund ist, daß die Gesundheit Ihres Kindes vernachlässigt wird«, sagte Antonia. »Ich kann Sie nicht zwingen, das Kind untersuchen zu lassen. Das Gesundheitsamt kann dies allerdings. Und dann noch eines…«, endlich hatte Antonia ganz begriffen, daß diese Frau nur harte Worte verstand, »Sie haben da Äußerungen über den Sohn von Dr. Petersen getan, die mir gar nicht gefallen, die an böswillige Verleumdung grenzen, wenn Sie verstehen, was ich damit meine. Er ist ein gesundes Kind. Seine Mutter