Dr. Laurin Classic 41 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Laurin Classic 41 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Laurin Classic

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Hanna war ein verträgliches Wesen. Sie wollte keinen Streit, aber sie hatte in letzter Zeit schon manchmal überlegt, ob sie nicht doch die Stellung wechseln solle.

      Daß so manches nicht in Ordnung war, blieb ihren wachen Augen auch nicht verborgen.

      Immerhin hatte er auch seine charmanten Seiten, der Chefarzt Dr. Reinhard Schollmeier. Aber auch ein dickes Fell, wie Schwester Hanna für sich vermerkte.

      Als Dr. Laurin anrief, brauchte Schwester Marianne nicht zu lügen. Da befand sich der Chefarzt tatsächlich im Operationssaal. Es war eine Kaiserschnittentbindung.

      Schwester Marianne überlegte nur, was ausgerechnet Dr. Laurin von Schollmeier gewollt hätte. Auf Dr. Laurin war Dr. Schollmeier nämlich gar nicht gut zu sprechen. Dr. Laurins Stimme hatte so scharf und gar nicht verbindlich geklungen. Sie wurde ein Unbehagen nicht los.

      Es war halb sechs Uhr, als Dr. Schollmeier aus dem Operationssaal kam. Sein schmales Gesicht hatte einen verkniffenen Ausdruck.

      »Was ist los, Reinhard?« fragte Marianne leise.

      »Wir sind im Dienst«, fauchte er sie an. »Vergiß das nicht.«

      »Sie sehen so besorgt aus, Herr Chefarzt«, sagte sie kleinlaut.

      »Ach was, besorgt. Frauen mit fast vierzig, sollten keine Kinder mehr in die Welt setzen wollen. Das Risiko ist immer groß.«

      Marianne hielt den Atem an.

      Er ging weiter. Sie starrte ihm nach.

      Dr. Fiedler, der Assistenzarzt, erst seit einigen Tagen an der Klinik, wankte totenbleich an ihr vorbei. Sie wagte nicht, eine Frage an ihn zu stellen. Sie wagte allerdings auch nicht, Dr. Schollmeier von Dr. Laurins Anruf zu berichten.

      *

      Zusammengesunken saß indessen Helmut Höhne wieder in der Klinik. Schwester Otti schaute ab und zu nach ihm. Sie hatte ihm auch eine Tasse Tee und Sandwiches gebracht. Er rührte nichts an.

      Dr. Laurin hatte die dritte Injektion gemacht. Das Fieber sank etwas ab, aber das Thermometer stand immer noch auf 39,5.

      »Wir müssen alles auf eine Karte setzen, Petersen«, sagte er. »Länger kann ich nicht warten, sonst überlebt sie die Nacht nicht mehr.«

      »Und sonst?« fragte Petersen. Dr. Laurin zuckte die Schultern.

      »Ich werde mit Herrn Höhne sprechen. In diesem Fall muß ich mich rückversichern. Bei allem guten Willen kann ich nicht meinen Kopf für einen anderen hinhalten.«

      Helmut Höhne verstand gar nichts, außer daß das Leben seiner Frau an einem hauchdünnen Faden hing.

      »Versuchen Sie das Menschenmögliche, Herr Doktor«, sagte er verzweifelt. »Ich habe Vertrauen zu Ihnen. Bitte, tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht.«

      Oft schon hatte Dr. Laurin diese Worte gehört. Für ihn war es selbstverständlich, das Menschenmögliche zu tun, aber er hielt sich nicht für göttergleich, und Wunder konnte er auch nicht vollbringen.

      Katja Höhne war in den OP gebracht worden. Dr. Petersen, Dr. Rasmus, Schwester Marie und Schwester Marena standen bereit.

      Schwester Marie trat dicht an Dr. Laurin heran. Sie legte ihm die Maske um.

      »Immer, wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her«, sagte sie leise.

      Wie oft hatte sie das schon gesagt, wie oft hatte er auf den Spruch geschaut, der über seinem Schreibtisch hing. Seine Augen waren ernst.

      Marie versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Lautlose Stille herrschte.

      Da draußen wartet ein verzweifelter Mann, ging es Leon Laurin durch den Sinn. Ich bin seine letzte Hoffnung. Da ist ein kleines Kind, erst drei Monate auf dieser Welt. Und vor ihm lag eine junge Frau, die noch vor kurzer Zeit lebensfroh, glücklich und vor allem geliebt war.

      »Man darf nie kapitulieren, Leon«, schien Antonias Stimme in seinen Ohren zu tönen.

      Auch Antonia kapitulierte nicht. Sie hatte Frau Remke nicht angetroffen. »Ich darf nicht aufmachen«, hatte eine schrille Kinderstimme durch die Tür gesagt. Das mochte wohl Vera gewesen sein.

      Sie war heimgefahren. Karin berichtete, daß die Kinder mit Birgit Petersen und Ronald bereits vor einer Stunde gegangen seien.

      »Dann hat auch Hanna angerufen, daß der Chef heute nicht nach Hause kommt. In der Klinik ist wieder was los. Es kommt ja immer alles zusammen«, murrte Karin.

      »Na, dieses Schultrara wollen wir nicht zu tragisch nehmen«, meinte Antonia. »Ich trinke jetzt eine Tasse Kaffee, und dann fahre ich mal zu Frau Schöler. Wenn unser Elternbeirat keine Zeit dafür hat, muß ich es übernehmen. Wie geht es Ronald?« fragte sie Karin bei ihrem Eintreffen.

      »Ein süßes Kerlchen ist er«, sagte Karin. »Unsere Kinder sind ja auch ganz narrisch mit ihm, weil er alles so putzig herausbringt. Fräulein Petersen ist wirklich eine reizende Person. Es wäre ein Jammer, wenn wir nicht einen Mann für sie finden würden.«

      »Nun mal langsam, Karin«, lachte Antonia. »Heiratsvermittlung wollen wir nicht auch noch anfangen.«

      »Aber wenn der Dr. Petersen mal Frau Bennet heiratet, dann…«

      »Darüber wollen wir uns nicht den Kopf zerbrechen. So schnell geht das nicht bei den beiden.«

      »Aber sie passen so gut zueinander«, sagte Karin. »Und es geht doch nun auch schon ein paar Monate.«

      Es war Karins Lieblingsthema, und da war sie nicht zu bremsen. Dagmar Bennet, die nach ihrer Scheidung ihren Mädchennamen wieder angenommen hatte, bot ja auch ein sehr hübsches Gesprächsthema. Sie und ihr Töchterchen Nicola gehörten ebenso wie Clemens Bennet, Dagmars Vater, bereits zum engeren Freundeskreis der Laurins.

      Aber daran wollte Antonia jetzt keine Gedanken verschwenden. Es ging ihr nicht aus dem Sinn, was Jürgen Roth über Frau Remke gesagt hatte, und sie wollte keinesfalls, daß der kleine, von allen so geliebte Ronald in den Klatsch einbezogen wurde.

      Unglaublich, worauf Menschen alles kamen.

      Aber solchen Menschen begegnete man in allen Berufsklassen, wie Antonia bald darauf feststellen konnte, als sie Frau Dr. Schöler aufsuchte.

      »Sie kommen gerade zu ungelegener Zeit, Frau Laurin«, sagte sie.

      »Ich wollte mit Ihnen in Ihrer Funktion als Schulärztin sprechen«, sagte Antonia, »und da es sehr dringlich scheint, können Sie mir vielleicht doch ein paar Minuten Gehör schenken. Lange werde ich Sie nicht aufhalten.«

      »Wenn es sich um Vera Remke handelt, ist alles Gerede lächerlich. Das sind einfach Entwicklungsstörungen.«

      »Bei einem achtjährigen Kind? Ja, Mangelerscheinungen will ich gelten lassen, aber dazu müßte ich das Kind erst gesehen haben, jedoch scheint es mir angebracht, daß eine gründliche Untersuchung durchgeführt wird. Im Interesse aller Kinder!«

      Frau Dr. Schöler kniff die Augen zusammen.

      »Wäre es

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