Karin Bucha Classic 42 – Liebesroman. Karin Bucha

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Karin Bucha Classic 42 – Liebesroman - Karin Bucha страница 3

Karin Bucha Classic 42 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Classic

Скачать книгу

haben Sie denn dann nicht gesprochen? Sie sind ja seine Verlob-

      te –«

      »Ich war es, bitte.«

      »Das kann ich mir denken«, höhnt Milli Bothe. »Heute, wo er in der Patsche sitzt, da wollen Sie nichts mehr von ihm wissen. Ich war nicht dabei. Aber ich glaube die Szene förmlich vor mir zu sehen. Sie sind an allem schuld.« Jetzt kann Milli Bothe sich nicht länger beherrschen. Sie schreit der Frau ins Gesicht, was sie bedrückt. »Dieser üble Bursche, dieser John Unger, war Ihr Liebhaber –«

      »Ich verbitte mir –«

      »Sie haben mir überhaupt nichts zu verbieten«, faucht Milli Bothe. »In meinem Haus schon gar nicht. Aber einer muß Ihnen einmal die Wahrheit sagen. Sie haben ein gemeines Spiel mit Ulrich Karsten getrieben.«

      Sie ballt die Faust und streckt sie der am ganzen Körper zitternden, sonst so selbstherrlichen Frau entgegen. »Aber das sage ich Ihnen, so wahr ich Milli Bothe heiße, Ulrich Karsten wird alles von mir erfahren, was ich über Sie weiß.«

      Milli Bothe atmet tief und erregt. »So, das wollte ich Ihnen nur sagen, und nun können Sie Ihre Koffer packen und verschwinden.«

      Die Dielen knarren unter dem ener­gischen Schritt der Frau. Marion Wendland sinkt in den nächsten Stuhl. Sie schlägt die Hände vor das Gesicht und atmet erregt. So völlig unverhofft sind die Vorwürfe der sonst so liebenswürdigen Wirtin, die sie immer für ein wenig dusselig gehalten hat, auf sie herniederprasselt, daß sie erstmals ein Gefühl befällt, was sie sonst nicht gekannt hat.

      Angst! Richtige Angst!

      »Wahnsinn!« flüstert sie vor sich hin. »Die Frau ist verrückt!«

      Sie klettert auf den Boden, immer bedacht, keinen Lärm zu machen. Nicht noch einmal will sie dieser Frau begegnen, vor der sie sich plötzlich fürchtet.

      Sie muß dreimal nach dem Boden laufen und ist ganz außer Atem. Dann wirft sie die Sachen in die Koffer, wahllos, ohne Sorgfalt.

      Fort – denkt sie – nur fort!

      Sie hetzt in die Diele, bestellt sich telefonisch eine Taxe, legt das Geld für das Gespräch auf den daneben stehenden Teller und rennt in ihr Zimmer zurück.

      Vor dem Spiegel beginnt sie ihr Gesicht herzurichten. Alles geschieht mit zitternden Händen, die ihr nicht recht gehorchen wollen.

      Es ist aber nicht nur die Angst vor der Wirtin. Es sind ein paar helle Männeraugen, vor Erstaunen geweitet, sie sie überallhin verfolgen.

      Ich brauche Ruhe, sinnt sie dabei. Ich bin vollständig mit den Nerven fertig.

      Sie wühlt in ihren Schriftstücken, immer hastiger, immer nervöser. Du lieber Gott! Sie braucht Geld. Endlich hat sie das Scheckheft gefunden. Gedankenvoll blättert sie darin. Sie sieht die steile energische Schrift Ulrichs, und etwas wie Scham kommt über sie. Wie er ihr vertraut hat. Wie oft hat sie für ihn die Bankgeschäfte erledigen müssen. Bedenkenlos hat er ihr Vollmacht erteilt.

      Jetzt soll sein Vertrauen ihr zur Flucht verhelfen. Es soll eine Flucht ins Vergessen werden.

      Dann ist alles vorbereitet. Am Fenster wartet sie, bis die Taxe vorfährt. Sie öffnet und winkt den Fahrer herauf. Der schleppt unermüdlich die Koffer. Ohne sich noch einmal umzusehen, verläßt sie die Pension.

      »Zur Deutschen Bank«, sagt sie und nimmt aufatmend Platz. Jetzt ist alles an ihr in Unruhe und Nervosität. Wenn Ulrich die Vollmacht gesperrt hat, oder sein Anwalt das Konto?

      Äußerlich gelassen geht sie zu dem ihr bekannten Beamten.

      »Gnädige Frau«, begrüßt er sie. Sie reicht ihm den Scheck. Bis auf hundert Mark hebt sie das Guthaben Ulrich Karstens bedenkenlos ab, und anstandslos wird ihr die Summe ausgezahlt.

      Erst als sie wieder im Wagen sitzt, verläßt sie der Druck. Sie hat sogar ein heimliches Triumphgefühl in sich.

      Sie wird ein neues Leben beginnen. Alles wird sie vergessen. Sogar den Mann, der sie selbstlos geliebt hat und mit dem sie… Nicht weiterdenken, kommandiert sie sich selbst.

      *

      »Eva-Maria Harris, Kunstgewerblerin«, liest Rechtsanwalt Rauh und blickt grübelnd zu seinem Bürovorsteher auf. »Kommt mir bekannt vor, weiß aber nicht wohin damit. Na, lassen Sie die Dame eintreten und bringen Sie eine neue Akte mit.«

      »Jawohl, Herr Doktor!« Paul Fricke, der Bürovorsteher, verschwindet und läßt kurz darauf eine Dame eintreten. Die Akte legt er vor seinem Chef auf den Schreibtisch, dann zieht er sich zu-rück.

      »Sie sind es!?« Mit diesem Ausruf erhebt Doktor Rauh sich und schiebt seiner Besucherin den Sessel ihm gegenüber zurecht. »Bitte, nehmen Sie Platz.«

      Er öffnet die rechte Schublade und bietet Eva-Maria Zigaretten an.

      »Danke!« Als er ihr Feuer reicht, sieht er, wie die schmale, feingliedrige Frauenhand leicht zittert.

      »Kann ich etwas für Sie tun?« fragte er, und sein Blick ruht bewundernd auf ihrem blassen, schönen Gesicht mit den leuchtenden Augen.

      »Für mich nicht, Herr Doktor.« Sie stockt, und er lauscht hinter der dunk­len, wohllauten Stimme her. Er wartet geduldig, bis sie weiterspricht. »Es handelt sich um Ulrich Karsten.«

      Wieder stockt sie und sieht ihn erwartungsvoll an. Aber sie vermag nichts in seinen Zügen zu lesen.

      »Glauben Sie an die Schuld Ulrich Karstens?«

      Er vermag seinen Blick nicht aus den leuchtenden Augen zu lösen. Als habe er sich diese Frage selbst schon längst beantwortet, sagt er:

      »Nein!«

      Sie lehnt sich zurück. Ihre Brust hebt sich in einem tiefen Atemzug. »Dafür danke ich Ihnen. Ich glaube auch nicht daran.«

      »Was kann man tun, um diese Unschuld zu beweisen?«

      »Sind Sie deshalb zu mir gekommen?«

      Sie nickt.

      Er lächelt. »Sie sollten sich an einen tüchtigen Detektiv wenden.«

      »Das könnte ich wohl, doch ich will es nicht«, widerspricht sie heftig. »Sie haben ein so menschliches Interesse an Ulrich Karsten genommen, daß es überhaupt nur Sie gibt, der mir helfen könnte.«

      »Ihnen?« verwundert Doktor Rauh sich. »Ich denke Ulrich Karsten?«

      »Doch, auch mir«, bestätigt sie ernsthaft. Ruckartig hebt sie den Kopf. »Was halten Sie von dieser – dieser Marion Wendland?« Jetzt zittert ihre Stimme etwas.

      »Gar nichts!« antwortet er, und seine Züge, soeben noch aufgeschlossen, verhärten sich. »Diese Frau hat den denkbar ungünstigsten Eindruck hinterlassen. Nicht nur bei mir, auch beim Gericht. Trotzdem sie kein Wort gesprochen hat.«

      »Man müßte den Hebel bei ihr ansetzen«, sinnt sie.

      »Leider hat sie auf unbestimmte Zeit die Stadt verlassen. Auf Reisen«, erklärt er

Скачать книгу