Der exzellente Butler Parker 29 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Читать онлайн книгу Der exzellente Butler Parker 29 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 3
Ob sie in der Nähe lauerten und nur darauf warteten, daß einer ihrer Widersacher ein gutes Ziel abgab?
»Wo stecken Sie denn, Mister Parker?« war in diesem Moment das sonore Organ Agatha Simpsons zu hören.
»Hier, Mylady«, meldete sich der Butler und schritt seiner Herrin entgegen, die sich schnaufend einen Weg durch die zähen Schwaden bahnte.
»Und wo sind die dreisten Lümmel, die ich unverzüglich ins Verhör nehmen werde, Mister Parker?« wollte sie wissen.
»Bedauerlicherweise sieht man sich zu der Mitteilung gezwungen, daß die Herren das sprichwörtliche Weite gesucht haben, Mylady.«
»Sie haben die Schurken entwischen lassen, Mister Parker. Das ist ja wirklich unerhört! Muß ich denn alles allein machen?«
»Passiert ist passiert, Madam«, versuchte Fields die Lady zu besänftigen. »Am besten fahren wir in den nächsten Ort und alarmieren die Polizei.«
»Polizei?« entgegnete Agatha Simpson ungehalten. »Was soll denn die Polizei hier, junger Mann?«
»Die Gangster fangen, was denn sonst?« reagierte Fields unbekümmert.
»Seit wann fängt die Polizei denn Gangster?« grollte Mylady. »Die hat doch mit dem Verkehr genug zu tun.«
»Aber wie wollen Sie denn die Schurken fangen?« gab Fields zu bedenken. »Bei Nacht und Nebel!«
»Das lassen Sie gefälligst meine Sorge sein, junger Mann«, blieb Lady Agatha unbeeindruckt und wandte sich an den Butler. »Sie dürfen mir ein paar hübsche Vorschläge unterbreiten, Mister Parker.«
»Falls meine bescheidene Wenigkeit sich nicht täuscht, dürften die Unbekannten die Hoffnung auf die hochprozentige Ladung noch nicht aufgegeben haben«, schickte Parker voraus. »Diesen Schluß dürften Mylady aus dem Umstand ziehen, daß die Herren so frei waren, die Fahrzeugschlüssel mitzunehmen.« Er sprach mit gedämpfter Stimme, damit die Gangster, die vermutlich nicht weit waren, nichts verstehen konnten.
»Und für welches konkrete Vorgehen entscheide ich mich, Mister Parker?«
»Mylady dürften es vorziehen, die Gangster in einen Hinterhalt zu locken.«
»Das ist ein taktisches Mittel, zu dem ich nur greife, wenn meine Gegner feige sind und sich der Konfrontation entziehen.«
»Ein Umstand, der meiner Wenigkeit durchaus bekannt ist, Mylady«, erwiderte Parker. »Dennoch dürften Mylady es in der gegebenen Situation vorziehen, den Gangstern einstweilen das Feld zu überlassen.«
»Das Feld überlassen? Niemals, Mister Parker!«
»Myladys taktische Überlegungen dürften darauf hinauslaufen, bei den Unbekannten den irrigen Eindruck zu erwecken, ihre Beute wäre unbewacht und wieder verfügbar«, wurde der Butler deutlicher.
»Wir könnten in Ihren Wagen steigen und so tun, als ob wir zur Polizei fahren«, schlug Marvin Fields im Flüsterton vor.
»Eine Anregung, deren Verwirklichung man unverzüglich ins Auge fassen sollte, falls die Bemerkung gestattet ist«, pflichtete Parker dem Fernfahrer bei. »Meine Wenigkeit würde hier bleiben und die Herren erwarten, sofern Mylady keinerlei Einwände erheben.«
»Eigentlich sollte ich Ihnen diese gefährliche Aufgabe nicht überlassen, Mister Parker«, zögerte die ältere Dame. Bei Handgreiflichkeiten wollte sie nicht abseits stehen, andererseits schien es ihr behaglicher im gepolsterten Fond des hochbeinigen Monstrums als auf der naßkalten Landstraße.
»Nun gut, Sie sollen Gelegenheit erhalten, sich zu bewähren, Mister Parker«, überwand sich Agatha Simpson.
»Dann lassen wir den Lastwagen hier stehen und fahren erst mal zur Polizei«, sagte Fields so laut, daß man es im Umkreis hören mußte.
Die Detektivin, die an seiner Seite auf Parkers eckiges Gefährt zuschritt, schluckte im letzten Moment ihren Protest hinunter.
»Sie sind sich ja hoffentlich im klaren, daß das nur eine List ist«, raunte sie dem Fernfahrer zu.
Parker hörte die Bemerkung nicht mehr. Er war mit katzenhafter Geschmeidigkeit, die man seiner würdevollen Erscheinung nie zugetraut hätte, auf die Ladefläche des Lastwagens geklettert und erwartete die Unbekannten. Daß sie kommen würden, daran zweifelte er nicht.
Der Butler hatte sich auf der dunklen Ladefläche bis zum Führerhaus vorgearbeitet und war damit beschäftigt, ein Stück der Plane zu lösen, als er draußen eilige Schritte vernahm. Im nächsten Moment klappten Türen, und der Motor sprang an. Rumpelnd setzte sich der schwere Wagen in Bewegung und nahm rasch Fahrt auf.
Kurz entschlossen griff Parker in die rechte Außentasche seines schwarzen Covercoats und förderte eine Handvoll Krähenfüße zutage. Diese im Winkel verschweißten Stahlnägel konnten auf die Fahrbahn fallen, wie sie wollten – immer zeigte eine der nadelscharfen Spitzen nach oben und wartete nur darauf, sich in einen prall gefüllten Reifen bohren zu können.
Vorsichtig schob der Butler die Plane ein wenig beiseite und steckte den Kopf nach draußen in den scharfen Fahrtwind. Bei Tageslicht hätte der Fahrer ihn vermutlich sofort im Außenspiegel entdeckt. In der Dunkelheit jedoch blieb ihm die schwarze Melone ebenso verborgen wie das glatte, ausdruckslose Gesicht darunter.
Parker war mit seiner Position durchaus zufrieden. Wenn er sich nur ein kleines Stück hinausbeugte, konnte er die Krähenfüße so unter das Fahrzeug werfen, daß die schweren Zwillingsreifen der Hinterachse über die gierig zupackenden Spitzen hinwegrollten.
Draußen tauchten die düsteren Umrisse einer Ortschaft auf. Wenig später nahm der Lkw-Fahrer das Gas weg und bog in eine Seitenstraße, die in ein verlassen wirkendes Industrierevier führte.
Bedächtig ließ der Butler die Krähenfüße wieder in die Tasche gleiten. Offenbar war das Ziel, das die Gangster ansteuerten, nicht mehr weit. Wenn sie ihren blinden Passagier nichtsahnend dorthin mitnahmen, konnte das die Ermittlungen nur beschleunigen.
Parker registrierte, wie der Lastwagen über einen unbeleuchteten Fabrikhof kurvte und dicht vor einer mächtigen Garage stoppte.
»Von dieser Ladung stauben wir uns aber auch ’ne Kiste ab«, rief der Fahrer dem Beifahrer zu, während er aus dem Führerhaus kletterte. »Ist ja nicht nötig, daß der Chef alles bekommt.«
Fröhlich vor sich hinpfeifend, wollte der bullig wirkende Ganove seine Schritte in Richtung Garagentor lenken, als der Butler mit der bleigefüllten Spitze seines schwarzen Universal-Regenschirmes vernehmlich auf den hölzernen Boden der Ladefläche pochte.
Wie angewurzelt blieb der Mann stehen und blickte mißtrauisch in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
»Hast du das gehört, Lee?« fragte er den Beifahrer, der gerade an der anderen Seite aus dem Fahrzeug stieg.
»Nee, was denn, Alan?« reagierte Lee.
»Da hat irgendwas geklopft«, gab Alan Auskunft. »Ich sehe mal nach.«
Nach kurzem Suchen kramte er eine Taschenlampe aus der Jackentasche, trat dicht an das Fahrzeug heran und leuchtete unter den Wagenboden. Um besser