Der exzellente Butler Parker 29 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Wie auch immer«, fuhr Agatha Simpson in unverkennbar dienstlichem Ton fort. »Ich habe keine Zeit zu verlieren. Laden Sie die Lümmel in Ihr Fahrzeug um, damit wir nach London zurückkehren können, Mister Parker.«
»Mylady beabsichtigen, von einer Vernehmung an Ort und Stelle Abstand zu nehmen?« vergewisserte sich Parker.
»«Ich habe keine Lust, mir die Subjekte von der Polizei wegschnappen zu lassen, Mister Parker.«
»Demnach haben Mylady konkrete Anhaltspunkte für die Befürchtung, die Polizei könne kurzfristig hier auftauchen?«
»Vermutlich sind die beamteten Schnüffelnasen schon unterwegs, Mister Parker.«
»Ein Umstand, den Mylady keineswegs als erfreulich betrachten.«
»Eben, Mister Parker. Also stehen wir nicht so untätig herum ...«
»Man wird sich der größten Eile befleißigen«, versprach der Butler und machte sich umgehend ans Werk.
*
Wenige Minuten später hatte Parker die immer noch übermüdet wirkenden Ganoven auf dem Rücksitz des hochbeinigen Monstrums verstaut, derweil Mylady mit dem Beifahrerplatz vorliebnahm. Dann stieß er mit der Fußspitze die verstreuten Krähenfüße in den Graben und rangierte den Lastwagen an den Straßenrand, damit er kein gefährliches Hindernis bildete.
»Darf man möglicherweise erwarten, daß Mylady Auskunft über den Verbleib von Mister Marvin Fields geben können?« fragte er, während das schwarze Gefährt rasch Fahrt aufnahm.
»Erinnern Sie mich nur nicht an diesen ungehobelten Rüpel, Mister Parker«, grollte Agatha Simpson. »Mit dem Burschen habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.«
»Wie möchten Mylady diese Äußerung verstanden wissen?«
»Der Lümmel hatte nichts besseres zu tun, als auf kürzestem Weg zur nächsten Polizeiwache zu fahren.«
»Mylady überließen Mister Fields die Führung des Fahrzeuges?«
»Natürlich, Mister Parker. Ich glaubte, in Ruhe an der Vollendung meines taktischen Konzepts arbeiten zu können, während der Bursche fuhr. Aber er hat das Vertrauen, das ich ihm auf diese Weise entgegenbrachte, schamlos mit Füßen getreten.«
»Eine Mitteilung, die man nur mit Bedauern und Entrüstung zur Kenntnis nehmen kann, Mylady.«
»Wäre diese vermaledeite Trennscheibe nicht gewesen – ich hätte den Rüpel noch während der Fahrt zur Räson gebracht, Mister Parker.«
»Woran meine bescheidene Wenigkeit keinen Augenblick zweifelt, Mylady.«
»So mußte ich notgedrungen warten, bis er vor der Polizei hielt und hineinging. Da bin ich umgestiegen und losgefahren.«
»Hinsichtlich entschlossenen Handelns stellen Mylady ein Vorbild dar, das man nur als leuchtend bezeichnen kann und muß.«
»Das haben Sie aber wirklich schön formuliert, Mister Parker«, strich Mylady gelassen das Lob ein. »Ihren krönenden Abschluß fand die laufende Phase meiner Ermittlungen dann durch die Festnahme der Gangster. Das einzige, was noch fehlt...«
Agatha Simpson brach mitten im Satz ab und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Aber das Wichtigste habe ich ja vergessen, Mister Parker.«
»Möglicherweise darf man um Auskunft darüber bitten, was Mylady zu meinen geruhen?«
»Den Whisky natürlich. Ich wollte mir doch eine Kiste zum Probieren mitnehmen.«
»Darf man die Vermutung äußern, daß Mylady von der Ladung in Mister Fields Lastwagen zu sprechen belieben?«
»Wovon denn sonst, Mister Parker. Mister Fields hätte bestimmt nichts dagegen.«
»Eine Annahme, die sich momentan kaum überprüfen lassen dürfte, Mylady.«
»Wie auch immer, Mister Parker. Nach der Schmach, die der Rüpel mir angetan hat, geschähe es ihm recht, wenn gleich mehrere Kisten fehlten.«
Josuah Parker wunderte sich ein wenig, weil seine Herrin für gewöhnlich französischen Kognak bevorzugte und dem schottischen Nationaldestillat nicht besonders zugetan war. Doch wenn es etwas umsonst gab, konnte Agatha Simpson kaum widerstehen. Nicht ohne Grund war ihre Sparsamkeit ebenso sprichwörtlich wie ihr Reichtum.
»Mylady wünschen, zu Mister Fields Lastwagen zurückzukehren?« erkundigte er sich knapp.
»Auf keinen Fall, Mister Parker. Die Polizisten dort würden nur neidisch werden, wenn ich mir nähme, was mir zusteht.«
»Was eindeutig zu befürchten ist, Mylady.«
»Wie lange bin ich noch bis London unterwegs, Mister Parker?« wollte die ältere Dame nach geraumer Zeit wissen. Ihre Stimme klang schläfrig.
»Etwa drei Stunden, falls man nicht sehr irrt, Mylady«, gab der Butler Auskunft.
»Sie hätten mich aber wirklich an den Whisky erinnern können, Mister Parker«, sagte Lady Agatha undeutlich, schon auf der Schwelle vom Wachen zum Träumen.
»Man bittet höflich, die Unterlassung zu entschuldigen, Mylady«, erwiderte Parker, bevor er sich ausschließlich auf die Straße konzentrierte. Im Osten dämmerte schon das erste graue Morgenlicht.
*
Die Sonne strahlte vom Himmel, als der Butler in die stille Wohnstraße im Londoner Stadtviertel Shepherd’s Market einbog, an der Lady Simpsons repräsentatives Anwesen lag. Hier bewohnte sie eine im Fachwerkstil errichtete Villa, die sich auf den Grundmauern einer steinalten Abtei erhob.
In der Höhe von Nottingham hatte Parker eine kurze Pause einlegen müssen, als die Fahrgäste im Fond sich durch unruhiges Stöhnen bemerkbar machten. Eine kleine Zusatzdosis aus der Sprühflasche hatte die Männer jedoch wieder in tiefen Schlummer versenkt.
Lee und Alan gaben noch immer friedliche Schnarchtöne von sich, als der Butler sein hochbeiniges Monstrum auf dem Vorplatz des Hauses abstellte und behutsam seine Herrin weckte.
Die ältere Dame zog sich in ihre privaten Gemächer im Obergeschoß zurück, und Parker verfrachtete die ausgesprochen apathisch wirkenden Gestalten in eines der Gästezimmer im Souterrain.
Dabei handelte es sich um Räumlichkeiten, die mit allem Komfort ausgestattet waren – bis hin zu Farbfernseher und Kühlschrank. Nur Fenster und Telefon suchte man vergeblich.
Die stählernen Feuerschutztüren hatte der Butler mit komplizierten Sicherheitsschlössern versehen lassen, da Lady Agatha großen Wert darauf legte, den Abreisetermin ihrer Gäste selbst zu bestimmen.
Es war schon später Vormittag, und Parker deckte im Salon, der an die weitläufige Wohnhalle grenzte, den Frühstückstisch. Er war gerade damit beschäftigt, den