Leni Behrendt Classic 54 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 54 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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      »Das ist ja großartig! Da hätte ja dann alles wunderbar geklappt, und mein Zittern und Zagen um deine Seelenruhe ist unnötig gewesen. Hat es dich wenigstens überrascht, deine einstige Angebetete als deine Privatsekretärin wiederzusehen?«

      »Das kann ich allerdings nicht leugnen. Ich wollte mich nämlich hier gleich tatendurstig in die Arbeit stürzen und vertiefte mich zu dem Zweck sofort in die Akten, die musterhaft geordnet auf meinem Schreibtisch lagen. Trotzdem waren sie mir ein Buch mit sieben Siegeln. Und da ich hörte, daß meine Sekretärin mir darüber genaue Auskunft geben könnte, ließ ich die Dame herrufen – in der ich selbstverständlich niemals Iris Grall vermutet hätte. Ich glaubte sie doch längst mit Almrudt verheiratet. Wie kommt es überhaupt, daß dieses verwöhnte, hochmütige Mädchen Gutssekretärin geworden ist?«

      »Das ist in wenigen Worten gesagt, Olaf; denn es ist viel zu bekannt, als daß es noch ein Geheimnis wäre: Zusammenbruch der Finanzen, weil Herr Grall schon immer über seine Verhältnisse gelebt hatte – und sich durch einen reichen Schwiegersohn gesund zu machen hoffte. Da muß er aber doch bei dem Almrudt gründlich vorbeigetippt haben, denn die Heirat kam nicht zustande. Man munkelt sogar, daß Gralls Hände nicht ganz – sauber waren, und daß er in Machenschaften steckte, die große Ähnlichkeit mit – Betrug hatten. Jedenfalls ging er allem, was unweigerlich folgen mußte, aus dem Wege, indem er sich eine Kugel durch den Kopf schoß. Die Frau rührte darüber der Schlag, so daß sie jetzt noch an den Rollstuhl gefesselt ist. Die Hauptleidtragenden waren jedoch entschieden die beiden Kinder. Aus der schönen, vergötterten Iris wurde eine Sekretärin – und der Junge, der auf Wunsch seines Vaters schon als kleiner Knirps von den Gutsleuten als späterer Herr respektiert werden mußte, macht sich jetzt als Kaufmannslehrling recht unbeliebt.

      Das alles hat damals – fünf Jahre sind es wohl her – viel Staub aufgewirbelt. Man gönnte allgemein den hochmütigen Leuten ihr trauriges Geschick – hauptsächlich der selbstherrlichen Iris, die erfahren mußte, wie weh es tut, wenn der Bräutigam die Braut kaltlächelnd sitzenläßt, um eine andere zu nehmen, die ihm der Erbonkel aussuchte. Du bist also glänzend gerächt, Olaf. Das Schicksal hat da wieder einmal gerechte Vergeltung geübt.«

      »Da hat das Schicksal sich diesmal umsonst angestrengt; denn ich spüre keinerlei Rachegelüste in meiner Brust«, gab Uhde gelassen zurück. »Ich hätte der einst so gefeierten Iris Grall weiß Gott ein besseres Los gegönnt.«

      »So willst du sie also als deine Privatsekretärin behalten?«

      »Ganz entschieden! Herr Härtner schrieb mir übrigens in den begeistertsten Worten von seiner Sekretärin; er schilderte sie mir als außerordentlich tüchtig. Da wäre ich ja ein Trottel, wenn ich mich um diese tüchtige Kraft brächte.«

      *

      Plötzlich schrak Uhde von seiner Arbeit auf, denn im Nebenzimmer wurde eine Tür geräuschvoll geöffnet und eine polternde Männerstimme bot einen Gruß. Und zu seiner Überraschung hörte der Mann auch die unwillige Stimme seiner Sekretärin.

      »Sie kommen hierher, Herr Mollgeit?«

      »Ja, weil man mir bei Ihnen zu Hause sagte, daß Sie hier wären und man nicht wüßte, wann Sie zurückkämen, da der neue Chef angerückt sei. Ich wollte den Weg nach Rotbuchen aber nicht umsonst gemacht haben; deswegen kam ich hierher. Ist das denn so schlimm?«

      »Allerdings, Herr Mollgeit. Denn ich weiß nicht, wie mein Chef darüber denkt, wenn seine Sekretärin jetzt ihre Privatangelegenheiten im Dienstzimmer abmacht. Sie kommen sicherlich wegen meines Bruders?«

      »Ganz richtig, Fräulein Grall. Der Bengel hat sich benommen – na, unglaublich jedenfalls! Ich meine, das kann doch schon einmal vorkommen, daß einer zu unrecht beschuldigt wird.«

      »So hat das Geld sich also gefunden –?«

      »Ja! Meine Frau hat es aus der Kasse genommen und dann vergessen, dem Kassierer Bescheid zu sagen.«

      »Dann haben Sie meinem Bruder aber wirklich bitter unrecht getan, Herr Mollgeit, und dürfen es ihm nicht verdenken, wenn er aufbraust.«

      »Na ja, gewiß, das sehe ich ja ein – sprach auch deshalb bei Ihnen zu Hause vor. Wollte dem Bengel ein gutes Wort geben.

      Aber da kam ich schlecht an! Von Stolz und Ehre hat er gefaselt und mich abgekanzelt wie einen dummen Jungen. Wir sind gehörig aneinandergeraten –«

      »Um Gottes willen, meine Mutter – wenn sie das gehört hat!« rief Iris erschrocken, doch er winkte beruhigend ab.

      »Die Frau Mutter war nicht im Hause, die traf ich mit der Wirtschafterin im Walde. Ich bin ja schließlich kein Unmensch; ich hätte auf die kranke Frau allemal Rücksicht genommen. Wir gerieten also hart aneinander, wobei der Junge seine Worte durchaus nicht auf die Waage legte. Und wenn er sich bei mir nicht entschuldigt, kann ich ihn nicht länger als Lehrling behalten. Sehen Sie also, Fräulein Grall, daß er sein Unrecht einsieht.«

      »Das wird mir leider nicht gelingen, Herr Mollgeit; denn schließlich ist meinem Bruder ja unrecht getan worden«, kam es kühl zurück. »Sie beide würden ja doch wieder bei der nächsten Gelegenheit aneinandergeraten; daher ist es besser, wenn er nicht wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt.«

      »Ja, wenn Sie noch auf solch einem hohen Roß sitzen, dann wird in dieser Angelegenheit wirklich nichts mehr zu machen sein«, brummte er ärgerlich. »Ist ja kein Wunder, daß der Bengel so störrisch ist, wenn er bei Ihnen immer Rückhalt findet. Auch gut – wenn er nicht wiederkommt, dann läßt er es eben bleiben! Er wird schon noch sein helles Wunder erleben, verlassen Sie sich darauf!«

      »Das wollen wir doch getrost der Zukunft überlassen, Herr Mollgeit.«

      »Gewiß, gewiß! Also, dann nichts für ungut, Fräulein Grall. Hoffentlich bereuen Sie es nicht einmal, meine gutgemeinten Worte so stolz in den Wind geschlagen zu haben.«

      Damit verabschiedete sich Herr Mollgeit, und dann war es wieder still. – Uhde, der jedes Wort dieser Unterhaltung mit angehört hatte, stand nun auf und ging in das Nebenzimmer, wo Iris erschrocken auffuhr.

      »Sie hier, Herr Uhde?«

      »Ja, ich war in meinem Zimmer. Übrigens glaubte ich Sie längst zu Hause und war daher nicht wenig überrascht, als ich Sie mit jemand sprechen hörte.«

      »Ich muß um Entschuldigung bitten, Herr Uhde, daß Herr Mollgeit mich hier aufsuchte –«

      »Das ist weiter kein Vergehen«, winkte er kurz ab. »Ich habe selbstverständlich jedes Wort verstanden. Ihr Bruder scheint wirklich ein störrischer Bursche zu sein, der Ihnen viel zu schaffen macht, da wird Herr Mollgeit schon recht haben. Und Sie sind viel zu jung, um mit ihm fertig zu werden; Sie sind ja kaum vier Jahre älter als er.«

      »Ich bin mit meinem Bruder bis jetzt immer gut fertig geworden«, wies sie kühl ab. »Schließlich hat jedes Ding zwei Seiten. Wenn man sich Herrn Mollgeit ansieht, so muß man zu der Überzeugung kommen, daß er gewiß nicht der rechte Lehrherr für einen jungen Menschen von der Art meines Bruders ist. Wer weiß, was er dem Jungen alles gesagt, wie er ihn gereizt hat. Da ist meinem Bruder nicht zu verdenken, daß er nicht stillgeblieben ist. Wenn wir jetzt auch arm und einflußlos sind, mein Bruder und ich, so dürfen wir doch verlangen, daß man uns mit Achtung entgegenkommt – solange wir Achtung verdienen. Mag mein Bruder auch störrisch sein, einer ehrenrührigen Handlung ist er nicht fähig. Wenn man ihm die Ehre absprechen will, so muß er sie eben mit allen Mitteln verteidigen.«

      »Das

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