Butler Parker 175 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Das ist ein Problem, mit dem Sie sich ganz allein auseinandersetzen müssen. Sie erlauben, daß man Mylady in das Lokal führt?«
»Zuerst werd’ ich dir mal was auf die Nase geben«, schickte der junge Mann voraus, »un’ dann unterhalten wir uns noch mal über die kleine Anleihe, klar?«
Parker hatte den altväterlich gebundenen Regenschirm vom angewinkelten linken Unterarm gelöst und in die rechte Hand genommen, über die sich ein schwarzer Lederhandschuh spannte. Der Butler stach mit der Spitze dieses Schirms auf den ausgefransten Tennisschuh des jungen Mannes und traf zielsicher die Zehenpartie.
Der junge Kreditnehmer verfärbte sich, holte ungemein tief Luft, hielt sie ungewöhnlich lange in den Lungen und stieß dann endlich einen spitzen Jaulton aus.
»Sie sollten sich wegen einer offensichtlichen Bagatelle nicht entschuldigen«, meinte Josuah Parker und lüftete überaus höflich die Melone, »warum sollte es Ihnen nicht erlaubt sein, sich mal zu irren?«.
Der junge Mann nahm diesen Hinweis nicht entgegen, hüpfte inzwischen auf dem noch intakten Fuß herum und produzierte weitere Heultöne. Seine Begleiter, etwa vier oder fünf junge Gleichaltrige, wußten nicht so recht, wie sie sich verhalten sollten.
Lady Agathas Temperament war natürlich geweckt worden. Sie schritt energisch auf diese jungen Männer zu und ließ ihren Pompadour kreisen. Ihre dunklen Augen funkelten.
Instinktiv spürten die jungen Männer, daß Gefahr im Verzug war. Sie wichen respektvoll zurück und rotteten sich neben dem Hydranten zusammen. Butler Parker hatte inzwischen die Tür zum Pub geöffnet und ließ Mylady eintreten.
»Ich will doch sehr hoffen, Mr. Parker, daß ich diese Lümmel gleich noch antreffen werde«, sagte sie.
»Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Mylady«, versicherte Parker der älteren Dame, »man wird diese erlittene Schmach kaum auf sich sitzenlassen.«
*
Mylady trank einen doppelten Brandy und belebte ihren Kreislauf. Sie saß in einer Nische und musterte die Gäste im Pup. Hier hatte man wohl bereits mitbekommen, was sich draußen abgespielt hatte. Viele Gäste musterten Mylady und Parker unverhohlen, tuschelten miteinander und prosteten den beiden Neuankömmlingen zu.
»Nichts als nette Leute«, räsonierte die passionierte Detektivin, »wo bleiben diese Subjekte aus der Unterwelt?« .
»Man wird früher oder später erscheinen, Mylady«, erwiderte Josuah Parker, »der Vorfall vor dem Pub muß sich erst noch ein wenig herumsprechen.«
»Man soll sich gefälligst beeilen«, sagte die ältere Dame ungeduldig, »ich habe meine Zeit nicht gestohlen.«
»Darf man sich nach Myladys Kreislauf erkundigen?«
»Er normalisiert sich«, lautete Agatha Simpsons Antwort, »aber ich werde noch einen zweiten Brandy brauchen, Mr. Parker.«
Der Butler erhob sich vom Stuhl und ging gemessenen Schrittes hinüber zum Tresen, um einen zweiten Brandy zu kaufen. Er selbst trank nichts. Parker machte sich nichts aus Alkohol. Der Barkeeper reichte das gefüllte Glas, beugte sich dabei ein wenig vor und flüsterte dem Butler etwas zu, was Parker nur bruchstückhaft verstand. Er entnahm den Worten des Barkeepers, der kaum die Lippen bewegte, daß er in den Waschraum kommen sollte.
Parker tat so, als hätte er nichts verstanden. Er trug den Brandy an Myladys Tisch zurück und entschuldigte sich dann für einen Moment. Der Butler betrat den Korridor, der zu den Waschräumen führte und war auf der Hut.
Immerhin konnte es sich um eine Falle handeln, in die man ihn zu locken beabsichtigte. Da der Barkeeper noch hinter dem Tresen stand, baute Parker sich in einer dunklen Nische auf, die von einer Wand und einem Spielautomat gebildet wurde. Nach wenigen Augenblicken waren schnelle Schritte zu vernehmen.
Der Barkeeper fuhr zusammen, als Parker plötzlich vor ihm stand.
»Mann, haben Sie mich erschreckt«, beschwerte er sich fast, »kommen Sie weiter nach hinten.«
»Sie sollten vielleicht vorausgehen«, schlug Parker vor, um dann dem Mann zu folgen. Der Barkeeper passierte die beiden Waschräume und öffnete eine Tür. Parker blickte in einen Raum, der offensichtlich als Lager diente. Auf Regalen standen Kartons, Konserven und Flaschen aller Art.
»Selbstverständlich nach Ihnen«, meinte Parker, als der Barkeeper in einer höflichen Geste zur Seite trat. Der Mann nickte und schlüpfte in den Raum. Parker folgte erst danach.
»Es geht da um diese verdammten Banknoten«, sagte der Barkeeper ohne jede Einleitung, »hier in den Straßen ist die Hölle los.«
»Könnten Sie sich unter Umständen etwas deutlicher ausdrücken?« fragte der Butler.
»Nicht nur ich hab’ mitbekommen, daß Sie da ’nen Ledersack vom Bauplatz mitgenommen haben«, schickte der Barkeeper voraus, »und jetzt sind die Fowlers dran.«
»Ein Name, der meiner Wenigkeit nichts sagt, wie ich bekennen muß.«
»John und Elsie Fowler«, meinte der Barkeeper eindringlich, »die wohnen da drüben im Block und haben jetzt Ärger mit Sally.«
»Der Sinn Ihrer Rede wird immer dunkler«, stellte Parker fest.
»Da sind ein paar Kerle hinter Sally her, verstehen Sie?« Der Barkeeper sah den Butler eindringlich beschwörend an.
»Könnte es sich bei der erwähnten Sally um eine junge Dame handeln?« fragte der Butler.
»Sally ist gerade zehn Jahre alt«, meinte der Barkeeper und lächelte flüchtig, »sie ist eine richtige Rotznase, die einem verdammt auf die Nerven gehen kann. Man will sie umbringen, verstehen Sie? Das wenigstens sagt John Fowler.«
»Es wäre vielleicht recht nützlich, die Adresse der Familie Fowler genannt zu bekommen«, schlug Josuah Parker vor, »Sie sind mit ihr näher befreundet?«
»Elsie ist meine Schwester«, hörte Josuah Parker, »und auch Elsie behauptet, man hätte auf Sally geschossen.«
Parker brauchte einige Geduld, bis er endlich die Adresse der Familie Fowler erfuhr. Danach verabschiedete sich der Barkeeper hastig und eilte in den Schankraum zurück. Da Parker nun schon mal in den hinteren Räumen des Pub war, nutzte er die Gelegenheit, sich ausreichend zu informieren, was die übrigen Räumlichkeiten anging. Für den Fall eines Falles wollte er in der Lage sein, Mylady eine Art Notausgang anbieten zu können.
*
Agatha Simpson schien sich in der Zwischenzeit ein Glas Bier gekauft zu haben.
Sie stand am Tresen und stellte das noch halb gefüllte Glas gerade ab. Dazu benutzte sie allerdings den Kopf eines Mannes, der knapp vor ihr stand und dabei war, in die Knie zu gehen. Die Lady machte einen ungemein animierten Eindruck.
»Wagen Sie es nicht noch mal, eine hilflose Frau zu beleidigen«, sagte sie nachdrücklich und trat mit dem rechten Fuß gegen das linke Schienbein des Mannes, der daraufhin brüllte und nach hinten wegrutschte.
»Mylady wurden belästigt?« erkundigte sich der Butler höflich bei seiner Herrin.
»Ich