Butler Parker 174 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 174 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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      Leseprobe:

      Parker und der Schatz des Keltenfürsten

      Die verführerisch duftende Nußtorte, die Butler Parker zum Fünfuhrtee in Lady Simpsons weitläufiger Wohnhalle aufgetragen hatte, ging allmählich zur Neige. »Mylady wünschen noch Tee?« erkundigte sich Parker höflich. »Ich werde lieber ein Gläschen Sherry zu mir nehmen, um meinen Kreislauf zu stärken, Mister Parker«, entschied die Hausherrin. »Aber sicher möchten die Kinder noch Tee.« In würdevoller Haltung kam der Butler den Wünschen der kleinen Teerunde nach, verneigte sich und trat anschließend in seiner unvergleichlichen Art einen halben Schritt zurück. Bei den »Kindern« handelte es sich um ihren Vermögensberater, den erfolgreichen Anwalt Mike Rander, und um ihre Gesellschafterin, die attraktive Kathy Porter. Beide kannten aus langjähriger Erfahrung Agatha Simpsons große Leidenschaft: die Kriminalistik. »Bestimmt ist das die Mafia, die es auf die Reste der Torte abgesehen hat«, flachste Rander deshalb, als die Türglocke läutete. Die beiden Männer, die Parker gleich darauf einließ, kamen von einer Speditionsfirma. Gewicht und Format des Paketes, das sie ächzend im Flur abstellten, ließen an eine Haustür oder ein mehrflügeliges Fenster denken... »Nach einer Bombe sieht es nicht gerade aus«, bemerkte Kathy Porter und nahm das sperrige Stückgut näher in Augenschein. »Das kann man nie wissen, Kindchen«, erhob Agatha Simpson warnend ihre baritonal gefärbte Stimme. »Die Unterwelt läßt sich ständig neue Tricks einfallen, um mich aus dem Weg zu räumen.« »Eine Gefahr für Myladys Leib und Leben dürfte vom Inhalt dieser Sendung wohl kaum ausgehen, falls der Hinweis erlaubt ist«

Butler Parker – 174 –

      »Das grenzt doch an Frechheit«, grollte Agatha Simpson. Sie saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und beugte sich vor. »Haben Sie das gerade gesehen?«

      »Es handelte sich um einen Überholvorgang, Mylady, den man nur als recht gewagt bezeichnen kann und muß«, antwortete der Butler und schaltete kurz das Fernlicht ein. Die Scheinwerfer erfaßten gerade noch das Heck des Wagens, der um eine Kurve wischte und dann nicht mehr zu sehen war.

      »Ich würde mich mit diesem Verkehrsrowdy gern mal unterhalten, Mister Parker«, redete Lady Agatha weiter und ließ sich wieder zurücksinken, »mit mir kann man so etwas nicht machen.«

      »Belieben Mylady zu wünschen, dem Ford zu folgen?« fragte Josuah Parker, ein Mann undefinierbaren Alters, der ungemein korrekt am Steuer seines Wagens saß. Parker trug einen schwarzen Binder. Auf seinem Kopf saß die schwarze Melone.

      »Natürlich wünsche ich eine Verfolgung«, meinte Lady Agatha streng, »ich werde diesem Rowdy Ohrfeigen anbieten, Mister Parker.«

      Parker zuckte mit keiner Miene. Er kannte die Aggressivität der Lady nur zu gut. Die ältere Dame, die das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte, war eine ungemein dynamische Frau, die sich mit jedem anlegte, von dem sie sich auch nur andeutungsweise herausgefordert fühlte.

      Der Butler erhöhte also spürbar das Tempo seines Privatwagens, den Eingeweihte als eine Trickkiste auf vier Rädern bezeichneten. Der mächtige Rennsportmotor unter der eckigen Motorhaube ließ ein wenig die Muskeln spielen und wurde sehr schnell. Es schien fast so, als habe Parker einen Turbolader zugeschaltet.

      Josuah Parker, das Urbild des hochherrschaftlichen britischen Butlers, hatte allerdings nicht die Absicht, dem Ford nachzujagen. Dazu war die Straße zu schmal. Auch die Sichtverhältnisse rieten zur Vorsicht. Leichter Nebel war aufgekommen, der von den Wiesen der nahen Themse über das Land zog. Parker wollte mit der leichten Erhöhung der Geschwindigkeit nur guten Willen demonstrieren, mehr nicht. Für ihn war der kleine Zwischenfäll bereits erledigt. Gut, der Ford hatte ihn riskant geschnitten, war dabei ein wenig vom Kurs abgekommen und hatte ihn, Josuah Parker, auf den Seitenstreifen abgedrängt, doch sonst war wirklich nichts passiert. Warum also sollte er jetzt eine Verfolgung starten, die ohnehin sinnlos wäre? Der überholende Wagen mußte inzwischen weit voraus sein. Doch es kam anders.

      Josuah Parker nahm plötzlich einen Feuerschein wahr, der den nächtlichen Himmel glutrot färbte. Dieser Feuerschein ließ einen kleinen Wald wie einen Schattenriß aus der Dunkelheit treten. Nun gab Parker doch Gas und beschleunigte konsequent.

      »Was ist denn da vorn los?« erkundigte sich Lady Agatha interessiert und schob sich wieder vor.

      »Es könnte sich möglicherweise um einen Unfall handeln, Mylady«, lautete Parkers Antwort. Agatha Simpson wollte eine weitere Frage stellen, doch die Beschleunigung des hochbeinigen Monstrums war derart groß, daß die ältere Dame in die Polster gedrückt wurde. Sie schnappte verzweifelt nach Luft und produzierte einige halberstickte Zornesausbrüche.

      Parker hatte den Galeriewald inzwischen erreicht, legte seinen Wagen in die Kehre und sah dann auch schon, daß nicht weit vor ihm ein Wagen lichterloh brannte.

      »Guter Gott, Mister Parker«, stieß Agatha Simpson beeindruckt hervor, »das sieht aber nicht gut aus.«

      »Man kann in der Tat nur hoffen, noch ein wenig hilfreich sein zu können«, antwortete der Butler. Er hatte inzwischen das brennende Autowrack erreicht und hielt ohne jede Ankündigung an. Dadurch bewegte sich Lady Simpson haltlos nach vorn und lehnte sich weit über die Rücklehne der Vordersitze. Es war ihr Glück, daß der Butler die Trennscheibe zwischen dem Fond des Wagens und den Vordersitzen nicht geschlossen hatte.

      Während Agatha Simpson erneut protestierte, stieg Parker bereits aus dem ehemaligen Taxi und eilte zur Brandstelle. Dabei hatte er aus guten Gründen seinen altväterlich gebundenen Universalregenschirm mitgenommen. Er spannte ihn auf, um sich so gegen die sengende Hitze zu schützen. Er schob sich so nahe wie möglich an den brennenden Wagen heran und wußte gleichzeitig, daß hier jede Hilfe zu spät kam. Wer auch immer im Wagen zurückgeblieben war, der mußte längst tot sein.

      Plötzlich stolperte Parker, blickte automatisch zu Boden und entdeckte ein Beinpaar, das unter einem hochgeschobenen Rock hervorragte. Parker bückte sich sofort, faßte mit seinen schwarz behandschuhten Händen nach dem Beinpaar und zerrte den Körper aus der Reichweite der sengenden Hitze.

      Dabei half ihm Lady Agatha sehr nachdrücklich.

      Es zeigte sich, daß sie über erstaunliche Kräfte verfügte. Zusammen mit Parker zog und zerrte sie den weiblichen Körper zum Wagen des Butlers zurück. Lady Agatha und Josuah Parker hatten es fast geschafft, als eine kleine Detonation erfolgte. Der brennende Wagen platzte auseinander, Wrackteile und Flammengarben schossen durch die Nacht.

      »Ich denke, ich habe wieder mal ein Menschenleben gerettet«, stellte Agatha Simpson fest und richtete sich auf.

      »Mylady waren wie stets ein leuchtendes Vorbild«, antwortete der Butler, während er sich um die Frau kümmerte, die regungslos auf der nebelfeuchten Wiese lag.

      »Nun, Mister Parker, wie sieht es aus?« fragte Lady Agatha ungeduldig.

      »Schnelle Hilfe ist angebracht«, erwiderte Josuah Parker.

      »Wird sie durchkommen?« lautete Myladys nächste Frage.

      »Es dürfte eine gewisse Chance bestehen, Mylady, die man allerdings nur als hauchdünn bezeichnen kann«, meinte Josuah Parker. »Falls Mylady einverstanden sind, sollte man die junge Frau umgehend in die fachmännische Obhut eines Arztes bringen.«

      Bevor Lady Agatha antworten konnte, waren zwei Schüsse zu vernehmen, die das Prasseln der Flammen übertönten.

      *

      »Es ist vielleicht ratsam, Mylady, sich in Deckung zu begeben«, sagte Josuah Parker, der sich selbst in den gefährlichsten

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