Butler Parker 105 – Kriminalroman. Günter Dönges
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Butler Parker 105 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 5
„Lassen Sie das, Sie Lümmel!“ Agathas Stimme dröhnte wie eine schlecht gestimmte Glocke. „Wie sind Sie an den Wagen gekommen?“
Pete Malbert bemerkte seinen Irrtum und wollte frech werden, zumal er den Butler nicht sah, der von La-dy Agathas Rücken verdeckt wurde. Was verständlich war, denn Myladys Figur war imposant und erinnerte an die einer Wagner-Sängerin alten Stils.
„Hallo, Mädchen“, sagte er und stieg aus. Das heißt, er fiel förmlich aus dem Wagen, hielt sich an Mylady fest und merkte Bruchteile von Sekunden später, daß er das besser nicht getan hätte. Sie trat ihm sehr nach-drücklich gegen das linke Schienbein, worauf Pete erbärmlich schluchzte.
„Wo haben Sie den Wagen her?“ herrschte Lady Agatha den Stromer erneut an. „Antworten Sie, oder ich werde Sie verprügeln!“
Er glaubte ihr aufs Wort und stotterte seine Geschichte herunter, wobei er allerdings einige Kleinigkeiten verschwieg, wie sich später noch herausstellte.
„Und jetzt will ich Ihren Namen hören, Sie Flegel!“
„Harry Pool“, schwindelte er geistesgegenwärtig. „Ehrenwort, Lady, ich wollt’ den Schlitten nur zur nächsten Polizeistation bringen.“
Parker durchsuchte inzwischen Kathy Porters Handtasche und wurde wie Lady Simpson von der plötzli-chen Flucht des Stromers überrascht, der sich ein Herz gefaßt hatte und losrannte.
„Halten wir uns nicht auf“, knurrte Lady Simpson, als Parker die Verfolgung aufnehmen wollte. „Lesen wir Miß Porter auf. Das arme Ding wird hilflos über die Straße irren.“
Parker hatte ein ungutes Gefühl, den Stromer ziehen zu lassen. Er hätte sich gern noch etwas intensiver mit ihm unterhalten, doch Lady Agathas Wunsch war ihm selbstverständlich Befehl. Er geleitete die ältere Dame zurück zum Wagen und öffnete den hinteren Schlag. Er nahm am Steuer Platz, setzte dann die Fahrt fort, hatte die Scheinwerder voll aufgedreht und suchte nach einer Gestalt, die einen Wagen zu stoppen ver-suchte.
Unterwegs begegnete ihnen ein dunkler Kastenlieferwagen, in dem aber nur ein Fahrer zu erkennen war, bevor Parker abblenden mußte. Sie passierten eine Reihe kleiner Steinhäuser, die offensichtlich zu einer Feriensiedlung gehörten, und erreichten dann schließlich die Unfallstelle, von der der Stromer berichtet hat-te.
Eine lange Reihe parkender Wagen stand am Straßenrand, darunter auch zwei Polizeifahrzeuge.
Der Jaguar, von dem der Stromer berichtet hatte, war ausgebrannt. Die Unfallstelle wurde von zwei klei-nen Standscheinwerfern der Polizei angestrahlt. Neugierige Menschen drängen sich auf der Wiese.
Parker stieg aus, öffnete seinen Regenschirm und begab sich hinunter zur Unfallstelle.
„Nun?“ fragte Agatha Simpson, als Parker nach wenigen Minuten zurückkehrte.
„Ich muß bedauern, Mylady“, antwortete der Butler. „Miß Porter war leider nicht anzutreffen. Sie scheint sich inzwischen schon eine andere Fahrgelegenheit verschafft zu haben.“
„Zurück nach London“ entschied die Detektivin. „Sehr enttäuschend, diese Ausfahrt, Mr. Parker, sehr ent-täuschend! Ich hatte mir mehr davon versprochen.“
„Möglicherweise wartet Miß Porter bereits in der Stadtwohnung auf Myladys Rückkehr.“
„Rufen Sie von irgendwo an, Mr. Parker!“ Agatha Simpson war nicht mehr ganz bei der Sache. Ihre stille Erwartung, ein Abenteuer zu erleben, hatte sich nicht erfüllt. Sie war ein wenig ärgerlich.
Parker wendete den Wagen und fuhr zurück in Richtung London. Er erinnerte sich der Feriensiedlung und wollte von dort aus die Stadtwohnung anrufen.
Er konnte nicht wissen, daß Mylady dadurch doch noch zu ihrem Abenteuer kommen würde …
*
Er hatte das Isolierband an ihren Fußgelenken durchgeschnitten und brachte sie zur Tür des Badezimmers. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich, daß er sich in dem kleinen Ferienhaus nicht auskannte. Er hatte nach die-sem Baderaum erst suchen müssen.
Kathy nahm an, daß die beiden Kidnapper gewaltsam in dieses leerstehende Haus eingedrungen waren. Daher hatten sie auch wohl darauf verzichtet, die Deckenbeleuchtung einzuschalten. Im Wohnraum brannte nur eine kleine Lampe, die auf einem fast leeren Bücherbord stand.
„Mach bloß keinen Ärger“, sagte der Breitschultrige. Er öffnete die Tür, sah sich prüfend in dem kleinen Baderaum um und schob sie dann durch die Tür. Er war beruhigt, das kleine quadratische Fenster war kaum groß genug, selbst für einen schlanken Körper als Durchschlupf. Zudem war es sehr hoch angebracht.
Kathy atmete auf, als sie allein war.
Jetzt hatte sie eine echte Chance, den Kidnappern doch noch zu entwischen.
Die Zeit reichte natürlich nicht, das stramm sitzende Isolierband auch von den Handgelenken zu entfer-nen.
Kathy stieg geschmeidig hinauf auf den Toilettensitz und sperrte das kleine quadratische Fenster auf. Wenn man die Tür öffnete, mußte man es sofort sehen.
Dann baute sie sich hinter der Tür auf und wartete ab. Sie hielt in beiden Händen den Griff einer langstie-ligen Rückenbürste, eine improvisierte Waffe, die erst mal Verwirrung stiften sollte.
„Na, was is’?“ Der Breitschultrige vor der Tür wurde bereits unruhig und klopfte.
Kathy Porter antwortete nicht, hob die Rückenbürste aber bereits an.
„Was is’ denn? Ich komm’ jetzt rein!“ Der Kerl wurde ungeduldig, klopfte noch mal an und drückte dann die Tür schwungvoll auf.
„Verdammt!“ sagte er, als er das geöffnete Fenster sah. Er nahm an, daß sein Opfer die Flucht ergriffen hatte, machte einen großen Schritt ins Badezimmer und drehte dabei ganz automatisch Kathy den Rücken zu.
Sie ließ sich nicht lange bitten.
Mit aller Kraft schlug sie zu und traf das linke Ohr des Mannes, der vor Überraschung und Schmerz laut aufheulte. Bevor er sich auf die junge Frau einstellen konnte, benutzte sie ihre gebundenen Hände als weite-re Waffe. Sie verabreichte dem mächtigen Kerl einen gekonnten Karatehieb.
Er blieb wie angewurzelt stehen, sah sie aus glasig werdenden Augen an, wollte noch an seine Schußwaf-fe, die in einer Schulterhalfter steckte, verlor jedoch die Kontrolle über seine Bewegungen und rutschte dann in sich zusammen.
Kathy war eine geschulte Sekretärin.
Sie ergriff nicht gleich die Flucht, sondern zupfte dem Mann erst mal die Schußwaffe aus der Halfter, stieg dann über ihn hinweg, steckte den Türschlüssel um und schloß von außen ab. Dann lief sie in den Wohnraum und blieb in der kleinen Pantry vor einem Küchenbüfett stehen. Sie zog eine Schublade auf, ent-deckte ein Messer und schob es sich in den Mund. Das Messer mit den Zähnen festhaltend, zerschnitt sie dann das stramme Isolierband. Kathy arbeitete konzentriert und ruhig, als lege sie eine Geschicklichkeits-prüfung ab. Nach knapp dreißig Sekunden waren ihre Hände frei.
Kathy massierte