Pepi, lass mi eine ...!. Peter Elstner

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Pepi, lass mi eine ...! - Peter Elstner

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wenn sie außer Haus etwas zu tun hatte – Nähen, Einkaufen etc.), von zwei Männern in langen, dunkelgrauen, lederglänzenden Mäntel abgeholt – und ward nie wieder gesehen. Auch Louis hat nie erfahren, warum sein Vater – offensichtlich vom Geheimdienst, der Gestapo – abgeholt wurde, noch wo er verblieben ist.

      Treffe Louis Jahre später im Rapid-VIP-Klub, wir fallen einander um den Hals – wir sind noch davongekommen, damals …

      Unheimlich auch ein Erlebnis in einem der öffentlichen, recht sicheren Bunker, die zum Schutz der Bevölkerung gebaut worden waren:

      Es hatte im Rundfunk eine Vorauswarnung gegeben, dass in ca. eineinhalb Stunden ein schwerer Bombenangriff auf Wien erfolgen würde. Mama, mich und Oma am Arm packend: »Wir gehen in den Haydn-Bunker am Gürtel, da müssten wir sicherer sein als hier im Hauskeller. Los! Schnell, bevor es losgeht!«

      Eine halbe Stunde später sitzen wir bei fahlgrünem Licht im Bunker, der unter dem Haydn-Park-Sportplatz errichtet worden ist.

      Plötzlich ein ungeheurer Schlag, ein Rütteln und Schütteln an der Decke des Bunkers, das Licht beginnt zu flackern – dann wird es ganz finster. Für Sekunden ist es still wie in einem Grab. Es ist lähmend, und das körperlich spürbar … dann laute Schreie im Bunker, ein Mann ruft: »Ist jemand verletzt? Keine Panik! Es ist alles in Ordnung!«

      Wir haben Glück gehabt. Ein Jagdflugzeug wurde abgeschossen, fiel genau auf den Sportplatz, auf den Bunker darunter, doch die Decke hatte glücklicherweise dem Aufprall standgehalten.

      Noch heute habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich einen Keller betrete – dann beginnt es wieder zu »flackern«!

      Da legst di ins Wassa

      Eine Geschichte erzählte meine Mutter, als ich sie über meinen Vater, den ich ja kaum gesehen hatte, ausfragte.

      »Dein Vater war nicht nur Soldat in der deutschen Wehrmacht, sondern auch Springreiter«, so meine Mutter, leise lächelnd, »er ritt Turniere, und als wir uns kennenlernten, hat er mir so viel von seinen Pferden und vom Springreiten erzählt, dass ich neugierig wurde und ihn gern auf einem Pferd springen gesehen hätte. Als ich ihn fragte, wo er wohl hoch zu Ross zu sehen sei, schlug er gleich einen Treffpunkt vor – im Prater, beim Café neben der Jesuitenwiese, könne er vorbeikommen, auf seinem Lieblingspferd, einer weißen Stute …« – »Sehr brav, ruhig, aber schnell zwischen den Hindernissen, kein Problempferd«, wie er Mutter erklärte.

      Da saß also Mama auf der Terrasse des Cafés, dem Constantinhügel, blickte über den Teich und zum Wald hin – und da kam der stolze Reiter – mein Vater …

      Mama: »Er ist nicht den Waldweg am Ufer zu mir geritten – er wollte, glaub ich, angeben, mir zeigen, wie gut Pferd und Reiter waren, ist also durch den ziemlich flachen Teich auf mich zugeritten. Doch mitten im Teich hat sich sein Pferd einfach niedergelegt und im Wasser gewälzt, fast wäre er unter die Stute geraten – er musste abspringen und mit seinen schönen Reiterstiefeln ins Wasser steigen und dann wieder aufsitzen. Aber das hat ein bisschen gedauert. Und das vor allen Leuten auf der Kaffeehaus-Terrasse. Aber er hat’s gut überspielt, und ich hab mich erst zu lachen getraut, als er daheim die Stiefel auszog und das Wasser nur so herauslief. Was mir gefiel: Er hat dann mitgelacht …«

      Noch eines – für mich immer ein wirklich ungutes Gefühl hervorrufend: die Besuche des »Vertrauensmannes« des Hauses Siebenbrunnenfeldgasse 16 (einer, an den sich Mieter voll Vertrauen mit ihren Sorgen im Krieg wenden sollten):

      »Der ist immer schaßfreundlich«, klärte mich Mama auf, wenn er zu uns kommt, weil er erfahren will, was wir tun, was wir denken, ob wir Essen gehamstert haben (Mutti verkaufte oft Schmuck, um bei Hamsterfahrten in der ländlichen Umgebung Wiens Erdäpfel, Schmalz oder Butter, wenn’s gut ging, etwas Schinken um sündteures Geld erstehen zu können). Ich war unterernährt.

      Dennoch sah ich seinem Besuch einmal in der Woche interessiert entgegen, weil der klein gewachsene, immer grau gekleidete, verwitwete Brillenträger kleine Figuren verkaufte, die Geschöpfen aus »Grimms Märchen« nachgebildet waren. Und ich hatte schon eine kleine Sammlung. Mutti kaufte mir immer die neuen Figuren – ich hatte Freude, der »Graue« seine Einnahmen, die der Wehrmacht abgeliefert wurden, er konnte dem Geheimdienst sagen, dass da auf Türe 4 eine »deutsch-treue« Restfamilie lebte, der Vater an der Front weiter für den »Führer« Dienst tat … Dennoch spürte ich: Es war eigentlich reine Erpressung. Hätte meine Mutter keine Figuren gekauft – sie hätte bestimmt eine schlechte Nachrede gehabt durch den »Vertrauensmann«! Vaterlandsverräter war man da bald.

      Irgendwie spürte ich auch, dass der »Vertrauensmann« meiner Mutti »nachstieg« – die war ja schon eine Weile allein, weil eben mein Vater zuerst in Frankreich, dann in Russland an der Front war.

      Aber später kam ich drauf, einer, von dem Mutti sagt, er sei »schaßfreundlich«, hätte nie eine Chance gehabt, sie blieb dem Grauen gegenüber immer – heute würde man sagen: »cool«.

      Bis zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben – keine Idee von Sport, Fußball etc.

      Evakuiert

      Wegen der vielen Bomben, die auf Wien fielen, wurden wir 1944 (ich war vier Jahre) evakuiert – mit der Eisenbahn ging’s, immer wieder unterbrochen von Fliegeralarm (wir mussten dann aus dem Zug und uns im Gelände verstecken), nach Lengau, einem kleinen Dorf unweit von Straßwalchen.

      Oma, Mama und ich werden im Haus des »Wegmacher-Karl«, etwa zweieinhalb Kilometer von Lengau, Richtung Straßwalchen, entfernt, untergebracht.

      Vor dem Haus eine Wiese, 150 bis 200m vor uns dann ein Bahnübergang der Schotterstraße Lengau–Straßwalchen. Dabei ein Stellwärter-Häuschen. Daneben ein kleiner Bahnhof. Im Bahnhofsgebäude wohnt der Bahnhofsvorstand und Stellenwärter, er hat eine kleine rothaarige Tochter, Trude, gleich alt wie ich, mit der ich mich später anfreunde.

      So wohnen wir also im Haus des »Wegmacher Karl«, eines großen, nicht wuchtigen, aber knorrigen alleinstehenden Mannes, der eigentlich nur am Abend »vorhanden« war, ansonsten – Arbeit an den Straßen, früh auf, am späten Abend heim. Da mussten Mama oder Oma was gekocht haben, und zwar was »Guats«. Aber da kein Fleisch vorhanden – was? Also gab’s zu essen alles, was im eigenen Garten anzupflanzen war, oder einfach in der Natur wuchs.

      Aus Not gesund gelebt (heute zahlt man in einem Fitness-Hotel dafür ein Vermögen, ein Zerrbild unserer modernen Zeit!): Brennnessel-Spinat, Löwenzahn-Salat, Erdäpfel, wenig Fleisch – wenn, dann von Karl »schwarz« geschlachtet, in die Scheune gehängt, bei Erwischtwerden: füsiliert!!!

      Ich habe viel im Freien und am gegenüberliegenden kleinen Bahnhof gespielt. Freunde – neben uns die Schachl-Familie, Freund Herbert, zwei, drei Jahre älter als ich, und dann der Sohn vom reichen Wirten in Straßwalchen. Der besaß viele Felder mit Kartoffeln, Salat, Kraut, Spinat, Kürbissen, Mais etc. Zu diesen Feldern sind wir immer in der Dämmerung stehlen gegangen, und immer war der Wirtsbub mit dabei – wir stahlen offenbar so viel, dass der Wirt Messer und scharfe Pflugscharen eingrub, um Verletzungen, und damit Abschreckung herbeizuführen.

      Es war wie »die Strafe Gottes«: Derjenige, der sich nämlich dann den kleinen Finger abschnitt – war sein Bub.

      Zum Frühstück: Nazi-Oberst

      Eines Morgens, es war noch sehr zeitig, und wir waren alle früher aufgestanden, weil der Wegmacher-Karl wieder einmal frühzeitig zur

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