Dr. Daniel Classic 44 – Arztroman. Marie Francoise
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Dr. Daniel erwiderte nichts darauf, weil für seine Begriffe auch eine Krankheit hinter Stefans Verhalten stecken konnte. Allerdings hoffte er dennoch, daß seine Tochter recht hatte. Mit Liebeskummer war Stefan noch immer fertig geworden – auch wenn es gelegentlich sehr schmerzlich für ihn gewesen war.
*
Unmittelbar nach der Vormittagssprechstunde lief Dr. Daniel rasch in seine Wohnung hinauf, um nach Anna-Lena zu sehen, doch seine Sorge war unbegründet. Stefan kümmerte sich beispielhaft um das kleine Mädchen.
»Allmählich scheint sie einzusehen, daß sie um die Zäpfchen doch nicht herumkommt«, meinte Stefan. »Mittags war es schon gar nicht mehr so problematisch. Ihre Temperatur ist übrigens auch schon gesunken.«
»Ans Fiebermessen habe ich heute früh gar nicht mehr gedacht«, fiel es Dr. Daniel ein, dann legte er seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. »Danke, daß du mir da ein bißchen hilfst.«
»Schon gut, Papa. Ich weiß ja, was du immer um die Ohren hast.«
Stefans Einsicht verleitete Dr. Daniel beinahe dazu, noch einmal das Thema vom Morgen aufzugreifen, doch dann ließ er es lieber bleiben. Er wollte nicht wieder eine Mißstimmung heraufbeschwören. Statt dessen verabschiedete er sich von Stefan und fuhr rasch zur Waldsee-Klinik.
Er hatte die Eingangshalle gerade betreten, als ihm die junge Krankenpflegehelferin Darinka Stöber entgegenkam.
»Guten Tag, Herr Dr. Daniel«, grüßte sie freundlich, zögerte einen Moment und fuhr dann fort: »Ich bin froh, daß ich Ihnen gerade begegne.«
Väterlich legte Dr. Daniel einen Arm um ihre Schultern. »Na, Darinka, was hast du denn auf dem Herzen?«
Das junge Mädchen atmete tief durch. »Wissen Sie, es ist… ich möchte mit Bianca zusammenziehen, aber meine Großeltern… die sind doch in allem ein bißchen altmodisch. Sie denken immer, ich müßte erst heiraten, bevor ich von zu Hause ausziehen darf.«
Dr. Daniel nickte. Er kannte das Ehepaar Stöber zur Genüge um zu wissen, daß Darinka gelegentlich einen ziemlich schweren Stand hatte. Das Mädchen hatte schon als Kind Mutter und Vater verloren und war bei den Großeltern aufgewachsen. Als sie zum ersten Mal in Dr. Daniels Praxis gekommen war, war sie zwölf Jahre alt gewesen und hatte voller Angst gesteckt, weil sie der festen Meinung gewesen war, sterben zu müssen. Sie hatte ihre erste Regelblutung bekommen ohne zu wissen, weshalb sie plötzlich so viel Blut verlor. Dr. Daniel hatte damals sehr behutsam Aufklärung betrieben und dabei noch einiges ans Tageslicht befördert, was das Mädchen über kurz oder lang zur Außenseiterin gemacht hätte, wenn es nicht abgestellt worden wäre.
Das Ehepaar Stöber hatte nämlich völlig übersehen, daß Darinka inzwischen vom Kind zum Teenager herangewachsen war und nun an Kinderstunden und Kinderbüchern natürlich kein Interesse mehr hatte. Dr. Daniel hatte mit Darinkas Großeltern daraufhin ein ernstes Gespräch geführt und da-für gesorgt, daß das junge Mäd-chen Taschengeld bekam, damit sie sich die gängigen Jugendzeitschriften besorgen und so bei den Klassenkameraden mitreden konnte. Und nun schien es also wieder Probleme zu geben.
»Hast du denn deinen Großeltern schon gesagt, daß du ausziehen möchtest?« wollte Dr. Daniel wissen.
Darinka zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich will ganz ehrlich sein, Herr Doktor, ich habe gehofft, daß Sie vielleicht…« Sie wagte es nicht, den Satz zu beenden.
Dr. Daniel lächelte. »Natürlich, Darinka. Keine Sorge, ich krie-
ge das schon irgendwie hin. Schließlich will ein Mädchen in deinem Alter irgendwann auch einmal selbständig werden.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es tut mir leid, aber ich muß jetzt weiter.«
Als die junge Krankenpflegehelferin sah, welche Richtung er einschlug, hielt sie ihn noch einmal zurück.
»Der Chefarzt ist schon in die Kantine gegangen.«
Dr. Daniel nickte. »Das paßt ja ausgezeichnet. Ich habe auch schon einen Bärenhunger, und fürs Mittagessen daheim wird heute die Zeit ohnehin nicht reichen.«
Als Dr. Daniel die klinikeigene Kantine betrat, sah er den Chefarzt Dr. Wolfang Metzler schon
an einem der kleineren Tische sitzen.
»Darf ich mich zu dir gesellen?« fragte Dr. Daniel, hatte dabei aber schon Platz genommen.
Dr. Metzler grinste. »Fragst du immer erst hinterher?«
»Wenn ich in Eile bin, dann schon.«
»Das bist du ja ständig«, ent-gegnete Dr. Metzler. »Ich habe übrigens gehört, daß du einen
kleinen Untermieter bekommen hast.«
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Was du nicht alles hörst.« Dann seufzte er. »Neuigkeiten sprechen sich in Steinhausen anscheinend schnell herum.«
»Das war doch schon immer so. Wie geht’s Anna-Lena?«
»Schon ein bißchen besser. Stefan kümmert sich im Moment um sie.«
»Damit wären wir gleich bei dem Thema, das mich im Augenblick beschäftigt. Dein Stefan gefällt mir nämlich überhaupt nicht.«
Dr. Daniel seufzte wieder. »Ich weiß. Er ist launisch, ständig müde und vermutlich entsprechend unkonzentriert.«
»Du bist ja erstaunlich gut informiert«, stellte Dr. Metzler fest. »Kennst du dann auch den Grund dafür?«
Bedauernd schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Leider nicht. Karina vermutet hinter seinem Verhalten Liebeskummer, aber ich bin nicht ganz sicher, ob das die einzige Erklärung sein kann.«
»Dann sollten wir versuchen, den wahren Grund schnell herauszufinden, bevor Stefan hier in der Klinik wirklich mal einen folgenschweren Fehler macht.«
»Ich werde mich bemühen«, versprach Dr. Daniel. »Allerdings bereitet mir Anna-Lena im Augenblick die größeren Sorgen.«
Dr. Metzler zog die Augenbrauen hoch. »Soweit ich mich erinnere, bist du doch Gynäkologe.«
»Richtig. Ich war dabei, als die Kleine zur Welt gekommen ist, und ich sehe, wie sie sich entwickelt. Beate benimmt sich ihr gegenüber, als hätte sie ein Herz wie Eis.«
»Das hat sie auch«, knurrte Dr. Metzler verärgert. »Markus war von dem Schicksal der Kleinen übrigens auch ganz betroffen. Wir haben heute früh kurz telefoniert.«
»Es ist gut, daß du dieses Thema anschneidest, Wolfgang«, meinte Dr. Daniel. »Ich habe gestern abend bemerkt, daß Dr. Leitner ein wenig melancholisch geworden ist, als er sagte, Anna-Lena wäre ein süßes Mädel.«
Dr. Metzler nickte. »Das glaube ich gern. Markus und Sigrid haben sich immer viele Kinder gewünscht, doch als es nach den ersten Ehejahren nicht klappte, haben sie sich untersuchen lassen.« Er schwieg kurz. »Markus ist nicht zeugungsfähig. Er wollte sich aus diesem Grund sogar schon