Der Landdoktor Classic 37 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Classic 37 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Classic

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die Enttäuschung auf ihrem aparten Gesicht. Und es tat ihm auch leid, dass er sie so schnell abfertigte, nachdem sie sich viele Jahre nicht gesehen hatten. Gleichzeitig jedoch meldete sich ein unangenehmes Gefühl im Bauch. Er kannte dieses Spiel, die Signale mancher Frauen, die auf Eroberung aus waren. Ihr Traum war es, sich einen Mann mit sicherer Existenz zu angeln, um dann an dessen Seite ein gutes Leben zu führen.

      O Mann, bitte nicht, dachte er bei sich, als er sich in die Kundenschlange vor der Theke einreihte. Er wollte zurzeit keine Beziehung. Er wollte erst einmal in seiner Heimat beruflich Fuß fassen und seine Arbeit tun. Möglichst ohne unangenehmen Partnerstress. Und der würde programmiert sein, wenn er Silke auch nur einen kleinen Finger reichen würde. Er kannte sie. Er wusste, wie besitzergreifend sie war und wie eifersüchtig.

      *

      Bevor die beiden Frauen zur Miniklinik fuhren, wollte Mathilda Ruben noch in der kleinen Kreisstadt einkaufen. Zeitschriften, Bücher und ein paar Musik-CDs mit flotter Volksmusik. So kamen Tante und Nichte dann schließlich doch viel zu spät in der Privatklinik an.

      Dr. Matthias Brunner begegnete seiner Patientin völlig unfreiwillig auf dem Gang, der von der Miniklinik zur Landarztpraxis führte.

      »Herr Doktor!«, hörte er ihre tiefe Stimme hinter sich rufen. Natürlich blieb er stehen und ging auf sie zu. Die ältere Frau schenkte ihm ein charmantes Lächeln, wodurch er sich jedoch nicht täuschen ließ. Er wusste ja, welcher Drache in Wirklichkeit hier gerade Einzug nahm.

      »Meine Nichte«, stellte die Industriellenwitwe die zartgliedrige Blondine an ihrer Seite hörbar stolz vor. »Sie wissen hoffentlich noch, dass ich dieses Mal auch wegen meiner Beine bei Ihnen bin«, erinnerte sie ihn danach umgehend mit strenger Miene, als hätte sie in ihm ihren höchst persönlichen Leibarzt vor sich.

      Matthias lächelte sie an. »Natürlich, Frau Ruben. Ich habe für Sie heute um sechzehn Uhr Zeit. Dann werden wir alles besprechen. Aber zuerst sollten Sie Ihr Zimmer beziehen. Schwester Gertrud wird Ihnen dabei behilflich sein.«

      »Schwester Gertrud?« Mathilda runzelte die Stirn.

      Sie schien zu wissen, dass sie in der resoluten Krankenschwester eine ebenbürtige Gegnerin hatte.

      Sie straffte sich und lächelte ihn an, bevor sie in säuselndem Ton sagte: »Ich hätte da noch ein Anliegen, das in Ihrem Ermessensbereich liegt.«

      Matthias hob die Brauen.

      Was kam denn jetzt?

      »Wäre es möglich, dass meine Nichte ein Zimmer hier in der Klinik haben könnte? Vielleicht sogar neben meinem? So hätte ich sie immer an meiner Seite.«

      Er blinzelte verwirrt und bemerkte, wie die junge Frau den Atem anhielt und ihre Tante ansah. Ihr entsetzter Blick sprach für sich.

      »Tut mir leid«, erwiderte er in verbindlichem Ton. »Meine Klinik ist ausgebucht. Wie Sie wissen, verfügen wir ja nur über zwei Krankenzimmer. Und die Notzimmer brauchen ich, wie der Name schon sagt, für Notfallpatienten.«

      »Aber für einen Aufpreis lässt sich doch sicher etwas machen, oder?« Mathildas Blick bekam einen lauernden Ausdruck.

      »Als Klinik brauchen wir unsere Zimmer für unsere Patienten«, antwortete er freundlich, aber energisch. »Angehörige unserer Patienten können wir leider nicht unterbringen. Wir sehen uns um vier Uhr. Sie entschuldigen mich bitte jetzt …«

      Er deutete eine Verbeugung an, drehte sich um und ging den Gang hinauf zur Praxis. Dabei lächelte er vergnügt vor sich hin.

      Die junge Frau atmete doch bestimmt jetzt innerlich auf, dachte er bei sich und freute sich, dieser sympathisch wirkenden Person eine Freunde gemacht zu haben.

      *

      Matthias empfing Mathilda Ruben Punkt sechzehn Uhr in seinem Büro. Meistens besprach er sich mit Neuzugängen auf deren Krankenzimmern, die so gemütlich wie Hotelzimmer eingerichtet waren. In dieser angenehmen Atmosphäre fühlten sich die Patienten freier und ungezwungener als in einem ihnen fremden Büro. Doch bei Mathilda Ruben schien es angebracht zu sein, ein wenig Autorität walten zu lassen. Er kannte sie als eingebildete und rechthaberische Person, die davon ausging, sich mit Geld alles erkaufen zu können.

      Nachdem er mit ihr die üblichen Höflichkeitsfloskeln zur Begrüßung gewechselt hatte, sah er die ältere Frau, deren schwarz gefärbtes Haar die Gesichtszüge noch härter erschienen ließ, intensiv an.

      »Seit wann haben Sie Ihre Beinbeschwerden?«, erkundigte er sich.

      »Schon fast ein Jahr lang«, begann sie zu erzählen, sichtlich zufrieden, dass man sich sofort ihrer Leiden annahm. »Ziemlich schnell nach meinem letzten Aufenthalt bei Ihnen. Als sie immer schlimmer wurden, bin ich von einem Arzt zum anderen gelaufen. Keiner konnte mir bisher richtig helfen. Ich glaube, ich hatte auch im Winter eine Venenentzündung. Sie waren ganz geschwollen am Abend.«

      »Haben die Ärzte bei Ihnen eine Venenentzündung diagnostiziert?«

      Er bemerkte, wie sie unsicher wurde. »Nicht direkt, aber die waren ja auch völlig unfähig. Ich kenne meinen Körper. Ich hoffe …«, sie bedachte ihn mit einem scharfen Blick, »dass ich hier bei Ihnen an der richtigen Stelle bin.«

      Er lächelte sie an. »Wir werden alles tun, um Ihnen zu helfen, Frau Ruben. Dafür müssen Sie natürlich mit uns Hand in Hand arbeiten«, fügte er dann ernst hinzu.

      »Zum Sport werden Sie mich bestimmt nicht bewegen können«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen.

      Er unterdrückte ein Lachen.

      Die Vorstellung, diese Matrone auf einem Trimmgerät sitzen zu sehen, belustigte ihn.

      »Wie äußern sich Ihre Beinbeschwerden?«, erkundigte er sich.

      »Abends sind sie immer geschwollen und so unruhig. Ich kann sie im Bett nicht still halten. Ich kann nur mit Schlaftabletten einschlafen.«

      »Sie könnten unter einem Magnesiummangel leiden. Wie sieht es mit dem Trinken tagsüber aus?«

      »Halten Sie mich etwa für eine Alkoholikerin?«

      »Ich meine Mineralwasser. Trinken Sie tagsüber genug Wasser? Eineinhalb bis zwei Liter sollte man zu sich nehmen.«

      Sie räusperte sich. »Na ja …«

      Also nicht, sagte er sich und stand auf.

      »Ich möchte Sie jetzt untersuchen. Wenn Sie mir bitte folgen wollen …«

      Nach einer guten Viertelstunde war er mit der Untersuchung fertig.

      »Das Blutbild werde ich heute Abend noch auswerten. Morgen kann ich Ihnen das Ergebnis mitteilen«, sagte er. »Feststeht schon jetzt, dass wir für die arterielle Durchblutung Ihrer Beine etwas tun müssen«, teilte er seiner Patientin ruhig, aber energisch mit. »Dazu gehört auch, dass Sie zukünftig ohne diese dicken Binden um Ihre Beine auskommen müssen, die der Erschlaffung des Gewebes nur noch Vorschub leisten. Des Weiteren müssen wir Ihr Übergewicht abbauen. Unsere deftige Schwarzwälder Küche werden wir in dieser Woche streichen.«

      Während er sprach, wurden die schwarzen Augen der Industriellenwitwe immer größer. Er wusste nur zu gut, dass er mit dem Übergewicht ein heikles Thema angesprochen

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