Butler Parker 180 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 180 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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großzügiges Entgegenkommen«, sagte Parker und verließ den Wagen.

      *

      In würdevoller Haltung lenkte Josuah Parker seine Schritte zu dem verlassenen Rover hinüber. Der Butler war ein Mann mittleren Alters und durchschnittlicher Statur. Der konventionelle Bowler, der schwarze Zweireiher und der altväterlich gebundene Regenschirm am angewinkelten Unterarm wiesen ihn als Angehörigen eines traditionsreichen Berufsstandes aus. Aber nicht nur Parkers äußere Erscheinung ließ sofort an einen hochherrschaftlichen Butler vergangener Zeiten denken – seine untadeligen Umgangsformen entsprachen diesem Bild in vollkommener Weise.

      Der schwarze Rover war zwar wieder auf die Räder gefallen, doch die Spuren der unfreiwilligen Geländefahrt waren nicht zu übersehen. Das elegante Design der Karosserie war nur noch andeutungsweise zu erkennen, die Scheiben zertrümmert. Lehmklumpen, Grassoden und abgerissene Zweige förderten den Eindruck, der Fahrer habe sein Fahrzeug vor neugierigen Blicken tarnen wollen.

      Mit kräftigem Ruck öffnete Parker die verklemmte Tür und unterzog das Innere der schwarzen Limousine einer gründlichen Inspektion. Papiere, die Aufschluß über die Insassen gegeben hätten, fanden sich ebensowenig wie Waffen oder verdächtiges Werkzeug.

      Schon wollte der Butler die Durchsuchung abbrechen und zu seiner Herrin zurückkehren, als er auf ein Geräusch aufmerksam wurde. Es klang wie menschliches Stöhnen. Dann war ein kraftloses Klopfen zu hören.

      Die rätselhaften Laute schienen aus dem Kofferraum des Wagens zu kommen.

      Gelassen zog Parker sein kleines Universalbesteck aus der Tasche und ließ den passenden Fühler in das Kofferraumschloß gleiten. Der simple Schließmechanismus gab den Überredungskünsten des Butlers umgehend nach, doch die Haube war verklemmt und ließ sich nicht ohne weiteres öffnen. Erst als Parker einen kräftigen Schraubenzieher ansetzte, gab der Deckel plötzlich nach und sprang auf.

      »Was sehe ich denn da, Mister Parker?« Lady Agatha hatte sich im Fond des hochbeinigen Monstrums gelangweilt und war näher getreten. Neugierig schob sie sich in den Vordergrund und beugte sich selbst über den Kofferraum.

      »Falls man sich nicht täuscht, Mylady, dürfte es sich um eine junge Dame handeln, die soeben aus tiefer Bewußtlosigkeit erwacht«, gab Parker die gwünschte Auskunft.

      »Das sehe ich auch, Mister Parker«, entgegnete die Detektivin unwirsch. »Und wie ist das arme Kind in den Kofferraum dieses Wagens geraten?«

      »Dieser Frage sollte man in der Tat mit aller Gründlichkeit nachgehen, Mylady«, ließ der Butler sich vernehmen. »Die Antwort dürfte zugleich Aufschluß darüber geben, warum Fahrer und Beifahrer so überstürzt das Weite suchten.«

      »Auf diesen Zusammenhang wollte ich Sie auch gerade aufmerksam machen, Mister Parker«, behauptete die ältere Dame postwendend. »Also hatte ich recht mit meiner Vermutung, daß es sich bei den Burschen um hochkarätige Kriminelle handelt.«

      »Diese Möglichkeit sollte man zweifellos ins Auge fassen, falls der Hinweis erlaubt ist«, pflichtete Parker seiner Herrin bei. Vorsichtig hob er die junge Dame, die nur schwache Lebenszeichen von sich gab, aus dem Kofferraum und trug sie zum hochbeinigen Monstrum hinüber.

      »Natürlich werde ich umgehend die Spur der Gangster aufnehmen, die dieses bedauernswerte Geschöpf entführen wollten«, verkündete Agatha Simpson, während der Butler seine blonde Last behutsam auf die Polster im Fond des Wagens bettete.

      Das Mädchen aus dem Kofferraum stöhnte immer noch leise, ohne die Augen zu öffnen.

      »Bezaubernd sieht die Kleine aus«, stellte Agatha Simpson anerkennend fest und musterte das hübsche Gesicht, das von blonden Locken umrahmt wurde.

      »Eine Feststellung, die man nur mit allem Nachdruck unterstreichen kann, Mylady«, meinte auch Parker. Er schätzte das Mädchen auf höchstens siebzehn Jahre.

      Modische Kleidung und eleganter Schmuck ließen darauf schließen, daß die Entführte einem nicht gerade armen Elternhaus entstammte. Eine Handtasche oder Personalpapiere hatte die junge Dame aber nicht bei sich.

      »Jedenfalls habe ich den Schurken schon mal ihr Opfer entrissen«, frohlockte die Detektivin. »Dabei will ich es aber nicht bewenden lassen, Mister Parker. Ich werde die dreisten Lümmel überwältigen und der gerechten Strafe zuführen.«

      »Darf man sich in aller Bescheidenheit erkundigen, ob Mylady bereits konkrete Ermittlungsschritte geplant haben?«

      »Selbstverständlich, Mister Parker«, gab die ältere Dame leicht eingeschnappt zurück. »Mein taktisches Konzept steht schon in Umrissen.

      Über die Details dürfen Sie sich Gedanken machen.«

      »Möglicherweise sollte man die junge Dame nach Shepherd’s Market bringen, um sie eingehend befragen zu können, sobald ihr Zustand das erlaubt«, schlug der Butler vor.

      »Darum wollte ich ohnehin bitten, Mister Parker«, stimmte Lady Simpson zu. »Mein Kreislauf hält auch nicht mehr lange durch.«

      Wenn Mylady ihren sensiblen Kreislauf ins Gespräch brachte, war Eile geboten. Dann half nur ein hochprozentiges Stärkungsmittel, das in dem uralten Gewölbe unter Lady Simpsons repräsentativem Wohnsitz lagerte.

      Josuah Parker half deshalb unverzüglich seiner Herrin auf den Beifahrersitz, warf noch einen Blick auf das bewußtlose Mädchen im Fond und ließ sein hochbeiniges Monstrum anrollen.

      *

      »Wo bin ich?« lauteten die ersten Worte der unbekannten Schönen, als sie in Myladys weitläufiger Wohnhalle die Augen öffnete und verwirrt um sich sah.

      »In guten Händen, Kindchen«, versuchte Agatha Simpson das Mädchen zu trösten und fuhr ihr mit der Hand über die Locken. »Skrupellose Gangster wollten Sie entführen, aber ich habe den Lümmeln einen Strich durch die Rechnung gemacht.«

      »Entführen? wiederholte das Mädchen entgeistert. »Ich kann mich an nichts erinnern ...«

      »Möglicherweise darf man darauf hoffen, daß Sie wenigstens über Ihren Namen und Ihre Anschrift Auskunft geben können, Miß ...?«

      »Blooming«, stellte sich die Fremde vor. »Linda Blooming. Meine Eltern wohnen an der Devonshire Street in Marylebone.«

      »Mister Parker wird gleich dort anrufen, Kindchen«, bot die Hausherrin an. »Vermutlich machen Ihre Eltern sich schon Sorgen.«

      »Das fürchte ich auch«, nickte Linda nach einem Blick auf die pompöse Standuhr, deren Zeiger bereits auf 1 Uhr rückten. »Aber wie bin ich denn überhaupt hierhergekommen?«

      Mit großen Augen hörte das Mädchen zu, als Parker von der Verfolgung der schwarzen Limousine, von dem Unfall und von ihrer Befreiung aus dem Kofferraum des demolierten Wagens berichtete.

      »Ich habe das Gefühl, als ob mein Kopf voller Nebel wäre«, gestand sie anschließend. »Ich kann mich beim besten Willen nicht entsinnen, wo ich vorher war und wie ich in das Auto gekommen bin. Haben Sie denn schon die Polizei alarmiert?«

      »Die Polizei?« fragte Lady Agatha pikiert. »Aber warum denn, Kindchen?«

      »Die Polizei ist doch dazu da, um Verbrecher zu fangen, oder nicht?« gab Linda verblüfft zurück.

      »Das

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