Butler Parker 180 – Kriminalroman. Günter Dönges
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Butler Parker 180 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 4
»Dazu wäre zuerst nötig, daß Ihre Tochter sich erinnert, wo sie den Abend verbracht hat, Mister Blooming«, entgegnete Parker. »Möglicherweise darf man Sie also bitten, morgen früh die entsprechenden Fragen zu stellen, damit Mylady unverzüglich konkrete Ermittlungsschritte einleiten kann.«
»Sie schläft«, meldete Bloomings Frau, die gerade hereinkam. »Das arme Kind muß einen fürchterlichen Schock erlebt haben. Wenn man nur wüßte, was wirklich passiert ist.«
»Der morgige Tag dürfte Sie der Antwort auf diese Frage einen großen Schritt näherbringen, falls man sich nicht gründlich täuscht, Missis Blooming«, prophezeite der Butler, bevor er sich höflich verabschiedete.
*
»Man erlaubt sich, einen ausgesprochen angenehmen Tag zu wünschen.« Parker lüftete ein wenig die schwarze Melone, als er den jungen Mann ansprach, der gerade zum Fahrstuhl eilen wollte. »Darf man höflich fragen, ob Mister Winter im Haus ist?«
»Da hinten im Glaskasten«, lautete die hastige Antwort im Vorübergehen.
Umsichtig geleitete der Butler Mylady durch das hektische Getriebe des Großraumbüros, in dem die Stadtredaktion der LONDON NEWS an der nächsten Ausgabe arbeitete. Fernschreiber ratterten, Telefone klingelten, Boten durchquerten mit wehenden Rockschößen den Raum.
Kriminalreporter Bary Winter gehörte zu den wenigen Auserwählten, die ihre Storys in einer Art eigenem Büro schreiben durften, abgeschirmt durch eine Glaswand, die den Lärm der Umgebung mehr schlecht als recht fernhielt. Der Reporter saß mit dem Rücken zur Tür und war viel zu beschäftigt, um das Eintreten seiner Besucher zu bemerken.
Mit der linken Hand tippte er einen Text in das Bildschirmgerät, das vor ihm auf dem Tisch stand. In der Rechten hielt er die halbvolle Teetasse. Den Telefonhörer hatte er zwischen Schulter und Ohr geklemmt, so daß er gleichzeitig schreiben, telefonieren und Tee trinken konnte. Am Rand des überquellenden Aschenbechers qualmten zwei vergessene Zigaretten vor sich hin.
»Alles klar, Jeff«, sagte Winter gerade, als Josuah Parker und Agatha Simpson den mit alten Zeitungen und Stößen von Fotos vollgestopften Verschlag betraten. »Dann bis heute abend.«
Er legte den Hörer auf und griff nach dem zweiten Apparat auf seinem Schreibtisch, der seit einer Weile entnervend schrillte.
»Moment, junger Mann!«
Winter fuhr regelrecht zusammen und ließ vor Schreck den Hörer in die Gabel zurückfallen, als Myladys sonores Organ in seinem Rücken dröhnte.
»Sie wünschen?« fragte er und musterte das skurrile Paar aus Shepherd’s Market mit langem Blick.
»Lady Simpson möchte Ihnen einige Fragen stellen, die mit Ihrem gestrigen Bericht über das ominöse Verschwinden junger Damen in Zusammenhang stehen, Mister Winter«, gab Parker über den Anlaß des Besuches Auskunft.
»Ich bin nämlich Detektivin, müssen Sie wissen«, setzte Mylady mit bedeutungsvoller Miene hinzu.
»Ach so.« Winter nickte und schien sich über diese Mitteilung nicht im geringsten zu wundern. »Dann wurden Sie vermutlich von den Eltern eines der Mädchen engagiert, über die ich berichtet habe?«
»Diese an sich naheliegende Vermutung trifft die Wahrheit nicht ganz, Mister Winter«, schränkte der Butler ein. »Der Fall, in dem Mylady ermittelt, konnte nicht der Gegenstand Ihres gestrigen Berichts sein, weil er sich erst gestern abend ereignete, falls dieser Hinweis erlaubt ist.«
»Gestern abend?« wiederholte Winter überrascht. »Da ist es für ernsthafte Nachforschungen doch noch viel zu früh. Vermutlich hat das Mädchen die Nacht in einem fremden Bett verbracht und traut sich jetzt nicht nach Hause. Die Kleine wird schon wieder auftauchen, wenn ihr das Taschengeld ausgeht.«
»Die fragliche junge Dame befindet sich bereits wieder in der Obhut ihrer Eltern«, teilte Parker mit, während der Reporter sich irritiert eine Zigarette anzündete. »Die Umstände des Falles lassen allerdings kaum Zweifel, daß Miß Blooming gewaltsam entführt werden sollte.«
»Hätte ich das arme Kind nicht durch einen entschlossenen Handstrich aus der Gewalt der skrupellosen Gangster befreit – wer weiß, was passiert wäre«, setzte Mylady hinzu. »Bedauerlicherweise ließ Mister Parker die Lümmel entwischen, bevor ich sie zur Rechenschaft ziehen konnte.«
Winter legte die Stirn in Falten und zündete sich die nächste Zigarette an, obwohl inzwischen schon drei Rauchsäulen aus dem überfüllten Aschenbecher stiegen. Er wußte offenbar nicht, was er von den Besuchern und ihren Eröffnungen halten sollte.
»Und Sie vermuten einen Zusammenhang mit den Fällen, über die ich berichtet habe?« erkundigte er sich zögernd.
»Ob ein solcher Zusammenhang tatsächlich besteht, werden Myladys Ermittlungen erweisen«, gab Parker zur Antwort. »Doch treffen die in Ihrem Bericht genannten Merkmale der vermißten jungen Damen auch auf Miß Blooming zu. Sie ist zwischen sechzehn und achtzehn Jahre alt, ist blond und verfügt über einen Körperbau,, den man nur als ausgesprochen weiblich bezeichnen kann und muß.«
»Der Mörder scheint einen guten Geschmack zu haben«, witzelte Winter, wurde aber sofort wieder ernst, als er den strafenden Blick der älteren Dame bemerkte.
»Darf man höflich fragen, worauf sich Ihre Annahme stützt, die vermißten jungen Damen seien einem Mörder in die Hände gefallen, Mister Winter?« ließ Parker sich vernehmen.
»Das war doch nur ein Dreh, um die Story interessanter zu machen«, gestand Winter und grinste. »In Wahrheit hat auch die Polizei noch keine Ahnung, was mit den Mädchen passiert ist.«
»Daß die Polizei keine Ahnung hat, wundert mich überhaupt nicht, junger Mann«, fuhr Lady Agatha dazwischen. »Meine Ermittlungen sind dagegen schon ziemlich fortgeschritten. Doch davon später.«
»Die Fälle, die ich genannt habe, sind zu hundert Prozent authentisch, Mylady«, warf der Reporter ein. »Sie stammen aus der offiziellen Statistik von Scotland Yard.«
»Darf man vermuten, daß Sie Näheres über die Umstände in Erfahrung bringen konnten, unter denen die jungen Damen verschwanden, Mister Winter?« übernahm Parker wieder das Ruder.
»Sie meinen, wo die Mädchen zuletzt gesehen wurden?« vergewisserte sich Winter.
»Das ist exakt die Richtung, in die die Frage meiner Wenigkeit zielt, Sir«, bestätigte der Butler mit einer angedeuteten Verbeugung.
»Keine Ahnung. Tut mir leid«, entgegnete Winter. »Die Story mußte unbedingt ins Blatt. Deshalb hatte ich keine Zeit, alle Anschriften abzuklappern und die Eltern zu interviewen.«
»Ein Umstand, den man nur aufrichtig bedauern kann«, bemerkte Parker.
»Wenn Sie mehr Zeit haben als ich, können Sie das Versäumte ja nachholen«, bot Winter an. »Die Adressen sind alle im Redaktionscomputer gespeichert. Ich kann sie Ihnen ausdrucken, wenn Sie möchten.«
»Diesem Vorschlag sollte man unverzüglich nähertreten, Mister Winter«, willigte der Butler ein.
Eine Weile hantierte der Reporter